Kommentar
13:18 Uhr, 05.04.2019

Unternehmen kaufen wie verrückt Aktien zurück - wie profitiert man am besten?

Unternehmen geben jedes Jahr hunderte Milliarden für Aktienrückkäufe aus. Doch als Anleger profitiert man davon nicht überall gleichermaßen.

Im vergangenen Jahr steckten US-Unternehmen mehr als 800 Mrd. in Aktienrückkäufe. Das ist eine fast schon unvorstellbare Größenordnung. Nur ein gutes Dutzend Länder haben eine höhere Wirtschaftsleistung als 800 Mrd. Mit diesem Geld könnte man die ganze Wertschöpfung eines Jahres der Niederlande oder Saudi-Arabiens kaufen.

Kurz gesagt: es fließt richtig viel Geld in Aktienrückkäufe. Ein Ende ist vorerst nicht in Sicht. Dank einer Steuersenkung haben Unternehmen mehr Geld in der Kasse und irgendwohin muss das Geld ja. Managern fällt wenig ein und wenn der Einfallsreichtum versagt, kauft man eben eigene Akten zurück. Das hilft ganz nebenbei auch dem eigenen Wohl. Viele Unternehmen verknüpfen einen Teil der Vergütung mit dem Aktienkurs.

Das Geld ist vorhanden und die Anreize sind groß. Dennoch gibt es Sektoren, die vom Rückkaufwahn nicht profitieren. Dazu gehören insbesondere drei Sektoren (Grafik 1). Der Immobiliensektor, Versorger und Rohstoffunternehmen geben tendenziell mehr neue Aktien aus als sie zurückkaufen.

Bei den Grundstoffen (Rohstoffe und Verarbeitung, inkl. Chemieunternehmen wie Dow, Linde) ist das nachvollziehbar. Sie litten unter einem Preiskollaps 2014/15 und mussten Kapitalerhöhungen vornehmen. Zuletzt gab es einige Übernahmen, die ebenfalls durch Kapitalerhöhungen finanziert wurden.

Auch bei Immobilien ist der Trend nachvollziehbar. Es handelt sich bei den Unternehmen des Sektors vor allem um Real Estate Investment Trusts. Diese werden aus dem Nichts aus dem Boden gestampft. Die Milliarden, die es braucht, um ein Portfolio aus dem Boden zu stampfen, müssen irgendwoher kommen. Sie kommen durch die Ausgabe von Aktien

Etwas verwunderlich ist der Trend bei Versorgern. Eigentlich sollte es sich hier um Unternehmen handeln, die kontinuierlich und konsistent Geld verdienen. Sie zahlen stabile und hohe Dividenden. So lautet zumindest das Kaufargument vieler Analysten. Da die Zahl der Aktien permanent steigt, wird der Gewinn allerdings verwässert. Ob der Sektor langfristig wirklich so stabil ist, darf man hinterfragen.

Andere Sektoren sind sehr zyklisch. Der Finanzsektor gab im Zuge der Finanzkrise über 15 Mrd. neue Aktien aus (Grafik 2). Obwohl nun fleißig zurückgekauft wird, ist die Finanzkrise noch lange nicht abgearbeitet. Die nächste schwere Rezession wird den aktuell positiven Trend schnell aufhalten und umkehren. Das erklärt auch, weshalb Bankaktien in den USA und vor allem in Europa immer noch nicht mit großer Freude gekauft werden.


Bei so vielen Sektoren, die langfristig immer mehr Aktien ausgeben, wer bleibt da noch übrig? Der Technologiesektor. Dieser Sektor schlägt alle. Seit 2007 wurden über 20 % aller Aktien zurückgekauft. Der Gewinn je Aktie ist damit also allein durch diese Maßnahme kräftig gewachsen.

Man muss nicht einmal an das ewige Wachstum des Sektors glauben, um ihn zu mögen. Nur die Rückkäufe sorgen für immer höhere Gewinne je Aktie, obwohl insgesamt vielleicht nicht einmal mehr verdient wird.

Der Technologiesektor wird von den Konsumgütern und Industriewerten gefolgt. Beide sind sehr zyklisch. Langfristig haben sie allerdings gute Perspektiven und sind durch Rückkäufe gut gestützt. Wer den Markt langfristig schlagen will, sollte auf diese drei Sektoren setzen.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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