Kommentar
09:31 Uhr, 14.04.2021

Unerwarteter Normalisierungstrend

Eine Normalisierung nach der Krise wurde für alle Bereiche vorhergesehen, nur einen nicht. Genau dort aber findet die Normalisierung am schnellsten statt.

Der Aktienmarkt besaß selbst in dieser außergewöhnlichen Krise wieder einmal die größte Weisheit. Seit Ende Oktober zeigt sich ein ganz klarer Trend. Die Krisengewinner verlieren an der Börse und die Branchen, die am meisten litten, gewinnen. Damit kommt es zur K-förmigen Erholung. Ökonomen wussten nicht so recht, wie sie die zu erwartende Erholung beschreiben sollten. Im Normalfall werden Rezessionen mit anderen Buchstaben beschrieben. Zu diesen gehören V (kurzer und heftiger Einbruch, genauso schnelle Erholung), L (dem Abschwung folgt lange Stagnation auf tiefem Niveau), W (einer ersten Rezession folgt eine zweite) oder U (Abschwung mit langer Baisse). All diese Buchstaben passten nicht zur Pandemie. Am Ende wurde der Buchstabe K gewählt. Nichts trifft die Entwicklung in den letzten 12 Monaten besser.

Anstatt eine gleichförmige Erholung zu sehen, wie es sonst üblich ist, musste zwischen Sektoren unterschieden werden. Ein Teil der Wirtschaft boomte, ein Teil befand sich in der Depression. Mit dem nahenden Ende der Pandemie würde sich das Schicksal der Sektoren dann umkehren. Genau das signalisiert auch der Aktienmarkt seit Oktober letzten Jahres.

Der Aktienmarkt glaubt an die K-förmige Entwicklung und preist sie ein. Der Trend dürfte sich noch lange fortsetzen, denn insbesondere eine Entwicklung lässt aufhorchen. Seit Beginn der Pandemie werden Arbeitnehmer nach ihren Arbeitspräferenzen befragt. Im Kern dieser Befragungen geht es darum, wie sehr das Homeoffice geschätzt wird und wie stark es in Zukunft wohl genutzt wird.

Zu Beginn der Pandemie waren Arbeitnehmer dem Homeoffice sehr positiv gegenüber eingestellt. Viele gaben an, dass sie zukünftig nur noch selten ins Büro gehen würden. Zumindest auf dem Papier konnten Unternehmen schon ihre Büroräumlichkeiten verkleinern und so am Ende Büroflächen verkleinern.

Die Einstellung von Arbeitnehmern hat sich inzwischen verändert. Viele wollen wieder zurück ins Büro oder doch nicht 3 von 5 Tagen, sondern nur noch 1 von 5 Tagen von zu Hause arbeiten. Dem Büro wurde der Untergang prophezeit. Gerade dort, wo niemand mit einer vollständigen Erholung rechnete, kommt sie nun zuerst.

In Neuseeland ist die Pandemie seit langem unter Kontrolle. Vom Jahreswechsel und den Osterfeiertagen abgesehen ist der Trend stabil. Das Vorkrisenniveau ist wieder erreicht (Grafik 2). Australien ist Neuseeland dicht auf den Fersen. Für beide Länder gilt, dass der Mobilitätstrend überraschend ist. Die Reisesaison im Sommer (bei uns Winter) fiel aus. Die Arbeitslosigkeit ist höher als vor der Krise. Trotzdem sind fast so viele Menschen zurück am Arbeitsplatz wie vor der Krise. Es zieht die Menschen zurück ins Büro.


Das ist für Anleger eine wichtige Erkenntnis. Zoom-Videokonferenzen werden nicht verschwinden, allein schon deshalb, weil die Reisebudgets niedriger bleiben werden. Dass nun aber zukünftig alles über Zoom und vom Homeoffice geschehen wird, bewahrheitet sich nicht. Bei dem einen oder anderen Tech-Liebling gibt es daher noch erheblichen Korrekturbedarf. Das exorbitante Wachstum, das Anleger aufgrund eines Wandels der Arbeitswelt erwarteten, wird es nicht geben. Homeoffice Aktien könnten aufgrund der hohen Bewertung bis ins nächste Jahr korrigieren.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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