Fundamentale Nachricht
09:03 Uhr, 27.08.2019

„Und das Spiel geht weiter…“

Das Volatilitätsparadoxon kann nach Meinung von Frederiek van Holle, Head of Quant Solutions bei Degroof Petercam AM, Rezessionen tiefer und länger machen.

Brüssel (GodmodeTrader.de) - „Von negativen Renditen über negative Zinskurven bis hin zu negativen Zinssätzen für Baufinanzierungen: Für mich ist es immer noch unnatürlich, all das zu sehen“, schreibt Frederiek van Holle, Head of Quant Solutions bei Degroof Petercam AM, in einem aktuellen Kommentar zur Notenbankpolitik.

Negative Renditen sollten Investitionen und den Konsum über den Kanal der Kreditvergabe anregen. Normalerweise seien die Zinsaufwendungen des einen das Einkommen von jemand anderem, der dieses wiederum (teilweise) ausgebe, was zu einem Einkommen für wieder jemand anderen führe. Doch dieser Geldmultiplikator-Effekt würde untergraben, wenn die Renditen noch tiefer in den negativen Bereich fielen, heißt es weiter.

„Das wird Menschen dazu veranlassen, lieber Bargeld zu halten. Wenn immer mehr Menschen anfangen, Bargeld unter ihrer Matratze zu horten, wird sich der Prozess der Geldvermehrung verlangsamen und die positiven Auswirkungen negativer Renditen werden geringer. Ich frage mich, ob es Grenzen für diese unerforschten geldpolitischen Maßnahmen gibt?“, so van Holle.

Die Märkte glaubten auch heute noch, dass die Zentralbanken in der Lage seien, das stark verflochtene und komplexe Finanz- und Wirtschaftssystem zu managen. „Ich denke, das System ist anfälliger geworden“, so van Holle. In einem Umfeld geringer Volatilität (obwohl die Volatilität in den letzten Wochen zugenommen habe), niedriger Kreditkosten und mäßig glaubwürdiger Zentralbanken könnte die Reaktion des Finanzsystems auf Schocks nicht-linear ausfallen. Wenn das System der niedrigen Volatilität zu mehr Leverage führe (was der Fall sei, wenn die niedrigen Zinsen die Kreditvergabe anregten), würden die Volatilitätsspitzen in Krisenzeiten extremer werden. Dieser auch als „Volatilitätsparadoxon“ bezeichnete Effekt könne dazu führen, dass Rezessionen in ihrer Ausprägung tiefer und länger seien, heißt es weiter.

„Selbst wenn wir davon ausgehen, dass die Zentralbanken weiterhin die Kontrolle haben, zeigt die weitere Eskalation des Handelskrieges in der vergangenen Woche, dass externe Ereignisse durchaus einen Einfluss auf die Politik der Zentralbanken haben. Ihre Impulse werden durch die negativen Auswirkungen des anhaltenden Handelskrieges konterkariert. Nach den angekündigten erhöhten Einfuhrzöllen von US-Präsident Trump vor zwei Wochen schlug China prompt zurück, indem es seine Währung die wichtige Marke von 7,00 Yuan pro US-Dollar durchbrechen ließ. Trump beschuldigte China sofort, ein Währungsmanipulator zu sein. Und das Spiel geht weiter.....“, so van Holle.

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