Übergreifen der Hellas-Krise bleibt weiter möglich
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Frankfurt (BoerseGo.de) - Die Erleichterung an den Märkten war spürbar, als sich die Staats- und Regierungschefs des Euroraums am 21. Juli einigten. Aber dann kamen bei den Investoren schon wieder Zweifel auf. Zwar sind die Kurse griechischer Anleihen leicht gestiegen, doch gibt es nach wie vor Zweifel an der langfristigen Solvenz Griechenlands. Auch die Spreads italienischer Staatsanleihen gegenüber deutschen Bundesanleihen (etwa 300 Basispunkte für zehnjährige Titel) zeigen, dass ein Übergreifen der Krise noch immer möglich erscheint.
Die Finanzmarktexperten von AXA Investment Managers (AXA IM) halten diese Marktreaktion für rational. Sie bedeutet nicht, dass die Investoren die EU-Beschlüsse ablehnen. Erstens brauchen die Märkte Zeit, um die Vereinbarung zu verarbeiten, denn sie ist komplex: Beteiligt sind die Regierungen des Euroraums, der Internationale Währungsfonds, der Europäische Rettungsschirm (EFSF), die Europäische Zentralbank (EZB) und der private Sektor. Zweitens sind die Formulierungen teilweise unpräzise. Klarheit wird es laut Einschätzung der AXA IM-Experten erst geben, wenn der Anleihetausch beginnt, der EFSF sein Finanzierungsprogramm vorlegt und die Eurogruppe der Finanzminister Klarheit über die neuen Aufgaben des EFSF schafft.
Gemäß der Vereinbarung, darf der EFSF jetzt mehr als nur den Ländern mit Schwierigkeiten mit Liquidität auszuhelfen. Erstens kann er (im Auftrag der EZB) in Zukunft am Sekundärmarkt für Euro-Staatsanleihen intervenieren. So könnte er beispielsweise bei einer drohenden Spekulationswelle gegen italienische Staatsanleihen schon im Vorfeld gegensteuern. Die AXA IM-Experten gehen davon aus, dass er dabei von der EZB unterstützt wird. Die Notenbank hat klar gemacht, dass sie den Markt nicht allein stabilisieren kann.
Zweitens wird der EFSF Ländern Kredite für die Restrukturierung und Rekapitalisierung ihrer Bankensysteme gewähren können, was bei Griechenland der Fall sein wird. Der Stabilisierungsfonds könnte so das Risiko eines Übergreifens der Krise auf die Staatsanleihenmärkte und Bankensysteme anderer Euro-Länder verringern. Dies ist den AXA IM-Experten zufolge grundsätzlich begrüßenswert, jedoch hängt der Erfolg stark von der praktischen Umsetzung ab.
Wahrscheinlich wird es laut der AXA-Experten zu einer weiteren schweren Krise kommen, bis sich die Politik dazu durchringt, gemeinsame Euro-Staatsanleihen zu emittieren. Deutschland hat dies bislang abgelehnt, weil es mit direkten Transferzahlungen einhergehen könnte. Erfolgreiche Euro-Anleihen sollten klare fiskalpolitische Regeln für die Einzelstaaten voraussetzen, im Krisenfall Vorrang gegenüber nationalstaatlichen Anleihen haben müssen und angemessen besichert sein, so AXA. Transferzahlungen könnten und sollten zwar nicht ausgeschlossen werden, weil die Öffentlichkeit sie aber stets ablehnt, sei eine gewisse Einschränkung der fiskalpolitischen Souveränität wohl der Preis für die dauerhafte Existenz des Euroraums. Noch ist sie nicht gesichert, betonen die AXA IM-Experten.
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