Kommentar
07:15 Uhr, 11.03.2020

Turnaround schon zu erkennen?

Nach einer katastrophalen Verlustserie wittern einige Morgenluft. Haben sie Recht?

Erwähnte Instrumente

  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Kursstand: 10.475,49 Pkt (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • S&P 500
    ISIN: US78378X1072Kopiert
    Kursstand: 2.882,23 Pkt (CME) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • DAX - WKN: 846900 - ISIN: DE0008469008 - Kurs: 10.475,49 Pkt (XETRA)
  • S&P 500 - WKN: A0AET0 - ISIN: US78378X1072 - Kurs: 2.882,23 Pkt (CME)

Noch bevor die Börse am Montag in den USA schloss, berichteten viele vom Turnaround Tuesday. Das ist der Dienstag nach einem Black Monday. Schwarze Montage gab es in der Geschichte der Börse einige. Auf den Montag entfallen die meisten Katastrophentage. Über ein Wochenende können sich viele negative Meldungen aufstauen, die dann am Montag schlagartig verarbeitet werden müssen.

Das führt häufig zu absoluter Panik. In der Vorbörse zeigen sich schon Abschläge von 5 %. Wenn der Handel beginnt, wollen alle durch die gleiche Tür. Wer den Handelsauftakt verpasst, verkauft jede kleine Erholung während des Tages. Ein Tag ist für gewöhnlich genug, um den Verkaufsdruck aus dem Markt zu nehmen.

Da einfach alles auf den Markt geworfen wird, was man nur werfen kann, nimmt der Verkaufsdruck in den darauffolgenden Tagen ab. Während der Finanzkrise gab es mehrere Tage, an denen der Dax deutlich über 5 % verlor. Am darauffolgenden Tag kam fast immer der Turnaround. Am Montag ging es 9 % nach unten, am Dienstag 6 % nach oben.

Viele Kommentatoren kündigten das auch für diesen Dienstag an. Es hat aber nicht funktioniert. Zeitweise konnten DAX und S&P 500 4 % oder mehr zulegen. Zum Börsenschluss in Europa wurden die Gewinne wieder vollständig abgegeben. Das ist kein gutes Signal. Wenn selbst der Tag nach der großen Panik kein positives Resultat zustande bringt, fehlt es an Interesse. Es gibt noch zu wenige Anleger, die Morgenluft wittern.

Das ist angesichts der Verluste am Montag und in den zwei vorherigen Wochen bemerkenswert. In seiner ganzen Geschichte hat der Dax erst drei ähnlich schlimme Episoden durchlebt. Ein Kursverlust von deutlich über 20 % in etwas mehr als zwei Handelswochen gab es bisher nur nach dem 11. September 2001, während der Finanzkrise und während der Eurokrise (Grafik 1).

Turnaround-schon-zu-erkennen-Kommentar-Clemens-Schmale-GodmodeTrader.de-1

In den USA gab es ähnlich schlechte Perioden während der Großen Depression und Rezession später in den 30er Jahren, 1987 und während der Finanzkrise (Grafik 2). Jeden Tag erlebt man das nicht. Umso gravierender ist es, wenn noch einer solchen Panik niemand kauft. Das sieht nicht nach einem Turnaround aus.

Turnaround-schon-zu-erkennen-Kommentar-Clemens-Schmale-GodmodeTrader.de-2

Wer Anfang 2009 bereits aktiv war, für den sah es in den ersten Handelswochen auch nicht nach Turnaround aus. Ehe man sich versah stand der Markt zwei Monate nach dem Tief ein Drittel höher. Die wenigsten erwischten das Tief. Das wird auch dieses Mal so sein. Persönlich versuche ich gar nicht die Stunde zu erwischen, in der der Markt wieder nach oben dreht. Es ist vergeblich.

Bei dem Versuch das Tief zu erwischen, verlieren Anleger viel Geld. Am Montag war der große Sell-off. Viele hatten Angst. Dann dreht der Markt einen Tag später plötzlich 4 % nach oben. Man kauft. Stunden später werden die Gewinne wieder abgegeben. Natürlich sitzt man jetzt auf einem Verlust. Man bekommt wieder Angst und verkauft.

So häufen sich viele kleine Verluste und der ganze Vorteil vom billigeren Kaufen geht verloren. Anstatt sich darauf zu konzentrieren, dass man das Tief genau erwischst, sollte man sich vielmehr fragen, ob das Kursniveau interessant war, wenn man in fünf oder zehn Jahren zurückblickt.

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  • 1versuch
    1versuch

    Ich denke nicht, daß es in dem Tempo weitergeht.
    Meine gestrige Prognose der 4-stelligkeit hat ja erstaunlich gut hingehauen.
    Bis es 3stellig wird, wird es aber noch eine ganze Weile dauern.

    Ich rechne eher mit einer L-förmigen Erhohlung. ;-)

    09:54 Uhr, 12.03. 2020
    1 Antwort anzeigen
  • Gänseblümchen
    Gänseblümchen

    sieht aus als würde jetzt der lustige Teil kommen - wir werden sehen

    20:06 Uhr, 11.03. 2020
    1 Antwort anzeigen
  • Lumpazi
    Lumpazi

    An der Spitze: Kreuzfahrer.

    19:43 Uhr, 11.03. 2020
  • 1versuch
    1versuch

    Bin gespannt, obs heut noch 4 stellig wird...

    19:27 Uhr, 11.03. 2020
  • S_o_r_o_s
    S_o_r_o_s

    Für langfristige Anlage ist es momentan sehr, sehr ungünstig @Clemens Schmale. Ich kann nur raten, abzuwarten. Unsere Autoaktien werden sich noch halbieren, Aktien wie Bayer fallen nochmal zwei Drittel oder mehr.

    Es wird in den nächsten Tagen einen Rebound geben, den kann man zum Einstieg nutzen, aber wenn man sein Geld gemacht hat so schnell wie möglich raus aus diesem Markt.

    Es wird nochmal richtig runterrauschen.

    Die Notenbank wird uns aus dieser Krise nicht herausdrucken können.

    Mir kann jemand 1000 Euro am Ende der Straße schenken, wenn dort drei Corona Infizierte dazwischen stehen, dann kann derjenige sich mit dem Geld den A.... abwischen.

    19:26 Uhr, 11.03. 2020
  • trend-x
    trend-x

    DINGDONG 10.313

    19:18 Uhr, 11.03. 2020
    1 Antwort anzeigen
  • JürgneDax
    JürgneDax

    Kann mich jemand hören?

    17:41 Uhr, 11.03. 2020
    1 Antwort anzeigen
  • trend-x
    trend-x

    Boeing 😳😱😱😱

    15:31 Uhr, 11.03. 2020
    1 Antwort anzeigen
  • trend-x
    trend-x

    Dax versucht sich in stabiler Seitenlage

    15:16 Uhr, 11.03. 2020
  • JürgneDax
    JürgneDax

    Herr Baron?

    14:56 Uhr, 11.03. 2020
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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