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14:46 Uhr, 02.03.2021

Türkei: Teuer erkauftes Wachstum

Zu verdanken ist der BIP-Anstieg einem teuren Kreditboom. Die staatlichen Banken haben ihre Darlehensvergabe in der zweiten Jahreshälfte nahezu verdoppelt - auf Anweisung aus Ankara. Ein Schub beim Absatz von Autos und Immobilien war die Folge.

Istanbul (Godmode-Trader.de) - Das wird dem türkischen Präsidenten gefallen: Nur in zwei der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländern (G20) ist die Wirtschaft im Corona-Krisenjahr 2020 überhaupt gewachsen. An vorderster Front, klar, landet China. Doch danach gleich die Türkei. Das Bruttoinlandsprodukt legte um 1,8 Prozent zu, wie aus den am Montag veröffentlichten Daten des türkischen Statistikamts hervorgeht. Chinas Plus fiel mit 2,3 Prozent noch etwas höher aus.

Doch das Wachstum kommt nicht aus dem Nichts. Zu verdanken ist der BIP-Anstieg einem teuren Kreditboom. Die staatlichen Banken haben ihre Darlehensvergabe in der zweiten Jahreshälfte nahezu verdoppelt - auf Anweisung aus Ankara. Ein Schub beim Absatz von Autos und Immobilien war die Folge.

Das hat allerdings seinen Preis: Der Kurs der Landeswährung Lira fiel auch wegen der Politik des billigen Geldes im vergangenen Jahr auf immer neue Rekordtiefs. Auch zogen die Importe überdurchschnittlich an. Das alles trug zum Anstieg der Inflationsrate auf zuletzt 15 Prozent bei. Nahrungsmittel verteuerten sich noch stärker.

Auf Sektorenbasis liest sich das so: Der Finanzsektor konnte im Jahr 2020 um mehr als 21 Prozent wachsen, doch nach dem Auslaufen der Förderprogramme brach auch hier das Wachstum gegen Jahresende ein. Andere Dienstleistung, wie der für das Land wichtige Tourismus, schrumpften insgesamt stark. Die Erholung sei „wenig ausgewogen“, kritisierte denn auch das Analysehaus Capital Economics. Die Londoner Ökonomen gehen aber davon aus, dass die türkische Wirtschaft trotz der wieder strafferen Geldpolitik in diesem Jahr signifikant wachsen wird, besonders dann in der zweiten Jahreshälfte.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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