Kommentar
16:16 Uhr, 11.05.2018

Trump und seine Strategiespiele

Die USA haben mit Nordkorea gepokert – und gewonnen. So sieht es momentan zumindest aus. Aber funktioniert das gleiche Schema auch mit dem Iran?

Die Katze ist aus dem Sack – früher als erwartet. Anstatt am 12. Mai die Zukunft des Iranabkommens bekanntzugeben, wurden bereits am 8. Mai Nägel mit Köpfen gemacht. Die getroffene Entscheidung kam am Ende überraschend erwartet.

Gefühlt war die Unsicherheit vor der Entscheidung groß. Als die Entscheidung mitgeteilt wurde, geschah am Aktienmarkt erst einmal nicht viel. Wenig später wurde gekauft. Die Unsicherheit ist weg. Es war wieder einmal ein klassisches „sell the rumor, buy the fact.“

Dass der Markt so gelassen reagierte, verwundert, denn das Ergebnis war das Worst-Case Szenario. Die USA steigen aus dem Abkommen nicht einfach nur aus, sie werden auch neue Sanktionen verhängen bzw. frühere Sanktionen wieder aufnehmen.

Die USA können freilich tun und lassen, was sie wollen, doch wie die USA nun einmal so sind, drängen sie ihre Entscheidung dem Rest der Welt auf. Wenn die USA Sanktionen erlassen, haben es diese in sich. Es geht dabei nicht darum, dass US-Unternehmen keine Geschäfte mehr mit dem Iran machen dürfen. Das ist ziemlich irrelevant, da das Geschäftsvolumen so gut wie nicht vorhanden ist.

Vielmehr werden die USA ausländische Unternehmen bestrafen, die mit den Iran Geschäft machen. Die EU kann am Abkommen festhalten und es wäre nach wie vor legal mit dem Iran Geschäfte zu machen, doch wenn die USA diese Unternehmen dann sanktionieren, hilft das wenig.

Firmen wie Siemens sind vor die Wahl gestellt: entweder sie verkaufen weiterhin in den Iran und verlieren dann den US-Markt oder sie stellen die Geschäfte mit dem Iran ein. Die meisten Firmen werden da nicht lange überlegen müssen. Der US-Markt ist größer und wichtiger.

Obwohl nur die USA dem Abkommen den Rücken gekehrt haben, zwingen sie den Rest der Welt mitzumachen. Der wirtschaftliche Schaden wäre für Unternehmen einfach zu groß. Diese Praxis wenden die USA seit langem an, sodass US-Sanktionen ein enormes Gewicht erhalten. Bis auf China und Russland, die sich weniger darum scheren, folgt der Rest der Welt den USA, um wirtschaftlichen Schaden zu vermeiden.

Es läuft am Ende darauf hinaus, dass der Iran vom Westen wieder abgeschottet wird. Das wird den Iran wirtschaftlich hart treffen. Mit Nordkorea hat das funktioniert. Der Iran hat aber schon lange unter harten Sanktionen gelitten und wird in Zukunft auch weiterhin auf Russland und China zählen können.

Der Iran wird durch die US-Entscheidung niemals so isoliert sein wie Nordkorea. Das Abkommen wurde vom Iran auch nur deswegen unterzeichnet, weil man sich wirtschaftlichen Aufschwung und mehr Wohlstand erhoffte. Die Erwartungen haben sich nicht erfüllt. Der Schmerz der neuerlichen Sanktionen wiegt weniger stark.

Wollen die USA mit dem Iran ein neues Abkommen (das ist das erklärte Ziel), wird das vermutlich nichts. Wie mit Nordkorea wird es nicht laufen. Stattdessen haben die USA die Europäer brüskiert. Diese verlieren immerhin Milliardengeschäfte. Das wird Europa den USA auch im Handelsstreit vorwerfen.

Vielleicht ist auch das der wahre Grund für den Entscheid. Viele Länder und tausende Unternehmen rund um den Globus haben wieder Geschäftsbeziehungen mit dem Iran. Die USA können diese Firmen belangen, wenn sie in den USA Geschäfte machen. Das ist ein enormes Druckmittel, um die eigene Position durchzusetzen, ob gegenüber der EU oder gegenüber China.

Was auch immer der Grund, es ist ein hoher Preis. Radikale Kräfte werden wieder gestärkt. Der Iran wird seine Agenda jetzt noch aggressiver verfolgen. Das wiederum wird die Spannungen mit Israel und Saudi-Arabien weiter verschärfen. Bisher war der Mittlere Osten ein Pulverfass. Jetzt hat das Pulverfass eine Zündschnur bekommen. Persönlich bin ich da etwas unruhiger als die Mehrzahl der Anleger, die nach dem Entscheid geradezu in Kaufpanik übergegangen sind.

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1 Kommentar

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  • netzadler
    netzadler

    falsch, Kim hat gewonnen.

    Die Geschäfte machen die Asiaten unter sich.

    Und die Amerikaner werden trump 8 Jahre am hals haben. Damit stehen sie auf verlorenem Posten.

    Kim denkt weiter, als alle anderen

    18:32 Uhr, 12.05. 2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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