Kommentar
16:30 Uhr, 29.08.2019

Trump und der starke Dollar

In Trumps Welt ist der Dollar zu stark. Wie weit liegt der Präsident mit dieser Beurteilung daneben?

In der Frage, ob der Dollar zu stark oder sogar zu schwach ist, gibt es nicht die eine richtige Antwort. Es kommt ganz auf die Perspektive an. Betrachtet man die Wechselkurse über einen langen Zeitraum, gewinnt man den Eindruck, dass Trump absolut recht hat. Betrachten wir dazu den Dollar gegenüber dem Pfund, dem Schweizer Franken und holländischen Gulden bzw. Euro.


Für die meiste Zeit in der über 200-jährigen Geschichte des Dollar und des Pfunds waren die Wechselkurse gebunden. Das Kursgeschehen ist daher wenig spektakulär. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts funktionierte die Bindung nur bedingt. Bretton Woods brachte wieder etwas Ruhe ins System. Seit Aufgabe von Bretton Woods scheint der Dollar allerdings nur den Weg nach oben zu kennen.

Besonders überraschend ist die Abwertung des Franken. In den letzten Jahren war davon wenig zu spüren. Bis zur Finanzkrise war der Franken allerdings eher eine schwache Währung. Insbesondere nach der Aufgabe von Bretton Woods ging es steil bergab.

Betrachtet man diese Einzelfälle, so ist der Dollar tatsächlich stark. Wenn man lange genug sucht, findet man freilich immer einen Fall, der das Argument untermauert. Betrachtet man hingegen Währungskörbe (Grafik 2), sieht die Sache anders aus. Gegenüber den Hauptwährungen Euro, Yen, Pfund usw. hat der Dollar tendenziell abgewertet.


Der Dollar steht heute 20 % tiefer als 1973. Das ist auch niedriger als im Durchschnitt aller Jahre. Man kann also nicht davon sprechen, dass der Dollar systematisch überbewertet ist. Gegenüber einem breit gefassten Währungskorb sieht das auf den ersten Blick anders aus.

Die generelle Aufwertung des Dollars gegenüber dem breiten Währungskorb wird von einigen Währungen beeinflusst. Der Währungskorb enthält etwa russische Rubel oder argentinische Peso. Wegen dem Ölpreiscrash vor einigen Jahren und der Wirtschaftskrise in Argentinien heute, sind diese Währungen kollabiert.

Es ist also nicht so, dass der Dollar so stark wäre. Vielmehr sind die anderen Währungen so schwach. Ob man in ein Wettrennen mit Argentinien und Venezuela einsteigen will, kann jeder für sich beantworten.

Gemessen an den Umständen in vielen Teilen der Welt (Wirtschaftskrise in Argentinien, eine Krise nach der anderen in der Eurozone, Venezuelas Hyperinflation, Kupfermisere in Chile) ist es ein Wunder, dass der Dollar nicht noch stärker ist. Die USA sind praktisch der einzige große Wirtschaftsraum, der noch funktioniert und boomt.

Die USA sind auch eines der wenigen westlichen Länder, in denen es einen merklich positiven Leitzins gibt. Da ist es wirklich verwunderlich, dass der Dollar nicht noch viel stärker ist. Überbewertet erscheint der Dollar jedenfalls nicht.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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