Kommentar
06:57 Uhr, 19.04.2017

Ist die Trump-Börsen-Party vorbei?

Man soll sich nicht zu früh freuen. Genau das haben viele Anleger nach der US-Wahl getan. Die Rechnung kommt jetzt.

Zugegeben, es waren ein paar schöne Wochen nach der US-Wahl. Die Zuversicht der Anleger, Unternehmen und Konsumenten hat richtig Spaß gemacht. Plötzlich schien die Welt wieder in Ordnung. Es kam vermutlich das erste Mal seit einem knappen Jahrzehnt die Hoffnung auf, dass es doch ein Zurück zur alten Normalität geben würde.

Zu dieser Normalität gehören höhere Zinsen, vor allem ein Zinsniveau, welches die Inflation mehr als wettmacht. Positive Realzinsen waren in den letzten Jahren absolute Mangelware. Für Sparer ist das ein Graus.

Zinsen bewegen sich nicht von alleine nach oben. Das gilt insbesondere für Langfristzinsen, die vom Markt über die Nachfrage nach Anleihen bestimmt werden. Je höher die Nachfrage nach Langfristanleihen, desto höher ist deren Preis und desto niedriger die Rendite. Die Renditen stiegen nach der Wahl um einen Prozentpunkt – innerhalb weniger Wochen. Was für ein Fest.

Der Renditeanstieg kam, weil Anleger auf bessere Zeiten hofften. Bessere Zeiten bedeuten höheres Wirtschaftswachstum und dadurch auch höhere Inflation. Eine Steuerreform, die Neuausrichtung des Gesundheitssystems, Intrastrukturinvestitionen und Deregulierung sollten das bewerkstelligen.

Die Hoffnung, dass all das zur Normalität zurückführen würde, war groß. Die Rendite für 10-jährige US-Anleihen stieg von 1,8 % auf 2,6 %. Die Inflationserwartungen stiegen von 1,8 % auf 2,2 %. Die Realzinsen sprangen von 0,25 % auf 0,75 %. Inzwischen ist davon nicht mehr viel geblieben. Die Anleiherendite hat die Hälfte der Gewinne wieder abgegeben. Die Realzinsen liegen inzwischen wieder nur noch knapp über dem Ausgangspunkt von vor der Wahl bei 0,3 % und die Inflationserwartungen sind wieder auf dem Rückzug.

Grafik 1 zeigt die Entwicklung der Inflationserwartungen und der Zinsen. Man kann guten Gewissens sagen, dass der Trump-Trade abgewickelt wird. Diese Abwicklung ist dabei nicht auf den Zinsmarkt beschränkt. Zinsen bestimmen maßgeblich die Entwicklung von Bankaktien und die Entwicklung des Goldpreises.

Grafik 2 zeigt die Abwicklung des Trump-Trades bei Bankaktien und Gold. Höhere Zinsen und Deregulierung hatten die Hoffnung auf höhere Margen bei Banken geweckt. Nun kommen keine höheren Zinsen und die Deregulierung mag irgendwann kommen oder auch nicht. Zuerst will Trump die Gesundheitsreform durchbringen, dann die Steuerreform, gefolgt vom Infrastrukturprojekt und erst dann kommt die Deregulierung. Ob das in dieser Legislaturperiode überhaupt noch etwas wird, darf man schon fragen.

Gold wiederum wird von Realzinsen bestimmt. Diese stiegen mit der Zinsrally nach der Wahl. Inzwischen sind die Realzinsen wieder kräftig gesunken. Gold konnte daher eine außerordentlich gute Performance zeigen. Die Luft ist aber vermutlich so langsam draußen. Im Vergleich zu den Wochen vor der Wahl haben die Realzinsen nicht mehr viel Platz nach unten.

Zusammengefasst kann man sagen, dass der Trump-Trade vorerst tot ist. Für den Markt heißt das: Zurück auf Los. Der breite Markt hält sich derzeit noch besser als die einzelne Assetklassen, die im Trump Trade gewonnen haben. Das ist durchaus bemerkenswert. Bei der Abwicklung des Trump-Trades würde man eigentlich erwarten, dass alles zurückgesetzt wird. Das lässt sich derzeit nicht beobachten. Ein bisschen mehr Substanz als nur Trump hatte die Rallye. Der breite Markt muss also nicht unbedingt sämtliche Gewinne wieder abgeben.

Clemens Schmale

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Über den Experten

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Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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