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14:37 Uhr, 17.11.2020

Trump prüfte Militärschlag gegen Irans Atomanlagen

Zwei Monate vor seinem Abschied aus dem Weißen Haus will Donald Trump es offenbar noch mal wissen. Er lotete einen Militärschlag gegen iranische Atomanlagen aus. Seine Berater rieten ihm von einem militärischen Schlag aber ab.

Washington/ New York (Godmode-Trader.de) - Geht er zum Schluss seiner Amtszeit jetzt aufs Ganze, um als entscheidungs- und willensstarker Oberbefehlshaber der US-Army in die Geschichte einzugehen? Oder einfach nur, um verbrannte Erde zu hinterlassen? Nach Informationen der „New York Times“ hat der amtierende US-Präsident Donald Trump mit seinen wichtigsten Beratern ausgelotet, ob ein militärischer Angriff auf iranische Atomanlagen sinnvoll, möglich und durchführbar wäre.

Bei einem Treffen im Oval Office am vergangenen Donnerstag soll Trump unter anderem Vize-Präsident Mike Pence, Außenminister Mike Pompeo, der amtierende Verteidigungsminister Christopher C. Miller, und den Vorsitzenden der Generalstabschefs, General Mark A. Milley, gefragt haben, „ob es die Möglichkeit gebe, in den kommenden Wochen gegen Irans wichtigsten Atom-Standort Natans vorzugehen“.

Trump soll die Frage gestellt haben, nachdem aus einem Bericht der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) in der vergangenen Woche hervorging, dass der Iran mehr Uran angereichert hat, als nach dem Internationalen Atomabkommen von 2015 erlaubt ist. Die IAEA bemerkte auch, dass der Iran ihr keinen Zugang zu einem anderen mutmaßlichen Standort gewährt habe, wo es Beweise für frühere nukleare Aktivitäten gibt.

Die Berater hätten dem Präsidenten aber davon abgeraten ab, einen Militärschlag durchzuführen. Demnach warnten sie davor, dass ein Schlag gegen die iranischen Anlagen in den letzten Wochen der Präsidentschaft von Trump leicht zu einem umfassenderen Konflikt eskalieren könnte. Nachdem Außenminister Pompeo und General Milley die potenziellen Risiken einer militärischen Eskalation beschrieben hätten, verließen sie das Treffen in der Überzeugung, dass ein Raketenangriff im Iran vom Tisch sei, berichtete die Zeitung weiter. Das Weiße Haus kommentierte den Bericht nicht.

Die Episode unterstreiche, schreibt die „New York Times“, dass Donald Trump in den letzten Wochen seiner Amtszeit immer noch mit einer Reihe globaler Bedrohungen konfrontiert sei. Ein Schlag gegen den Iran werde von seiner Basis, die mehrheitlich größeren Verstrickungen der USA im Nahen Osten abgeneigt sei, nicht begrüßt, aber Trump könnte die Beziehungen zu Teheran so weit vergiften, so dass es für den designierten Präsidenten Joe Biden ungemein schwieriger wäre, das Nuklearabkommen mit der Islamischen Republik von 2015 wiederzubeleben, wie dieser es angekündigt hatte.

Die USA waren 2018 einseitig aus dem Atomabkommen ausgetreten und haben seither zahlreiche Sanktionen gegen den Iran verhängt. Im Gegenzug ist Teheran seiner Verpflichtungen aus dem Abkommen nicht mehr nachgekommen.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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