Kommentar
07:43 Uhr, 02.03.2015

Trotz Einigung mit Euro-Gruppe: Kreditausfall Griechenlands droht

Vergangene Woche deutete Griechenland an, dass es eine Rückzahlung an den Internationalen Währungsfonds im März wohl nicht tätigen kann. Damit würde Griechenland dann trotz Verlängerung des Programms als bankrott gelten.

Die griechische Regierung ist knapp bei Kasse. Das ist seit Jahren so. Momentan ist die Situation jedoch noch einmal deutlich schlimmer als in den vergangenen Jahren. Die Bürger haben in Erwartung der neuen Regierung ihre Steuern teils nicht gezahlt bzw. noch weniger gezahlt als sonst. Die Einnahmen lagen im Januar ein Drittel unter dem Plan. Die Ausgaben bleiben hingegen bestehen und auf unverändertem Niveau. Zwischen Einnahmen und Ausgaben der Regierung klafft eine große Lücke. Diese Lücke dürfte bei ca. einer Milliarde pro Monat liegen.

Im Januar hatte die griechische Regierung noch 6,6 Mrd. an Cash bei Banken liegen. Das waren ca. 600 Mio. weniger als im Dezember. Das Geld hat die Regierung auch nur, weil sie sich über kurzfristige Geldmarktpapiere (Bills) finanziert. Die Laufzeit der Papiere liegt bei wenigen Wochen. Davon sind ungefähr 15 Mrd. in Umlauf. Schon allein der enorme Mismatch zwischen Bills in Umlauf und Barbestand zeigt wie prekär die Situation ist.

Die Februardaten sind noch lange nicht veröffentlicht. Es lässt sich jedoch vermuten, dass die Situation kaum besser geworden ist. Das Defizit im Februar (Defizit im Sinne von Ausgaben und Einnahmen) könnte 1,5 bis 2 Mrd. betragen haben. Würde Griechenland die Schulden an den Währungsfonds zurückzahlen, dann wäre es insolvent. Zahlt es die Schulden nicht zurück, dann ist es ebenfalls insolvent. Es braucht also einen Aufschub der Zahlung.
Gleichzeitig gibt es nun die offiziellen Daten der Banken für den Januar. Es ist bereits vermutet worden, dass hohe Summen von Banken abgezogen wurden. Das hat sich bestätigt. Unternehmen und Privatpersonen zogen im Januar 13 Mrd. Euro ab. Das ist weniger als die 20 Mrd., die zwischenzeitlich vermutet wurden. Es ist dennoch eine gehörige Menge und entspricht 8% aller Einlagen. Die Höhe der Einlagen ist damit knapp unter das bisherige Krisentief aus dem Jahr 2012 gefallen.

Wie Banken den Geldabzug kompensiert haben wird schnell klar. Die Verbindlichkeiten gegenüber der griechischen Zentralbank (BoG) sind massiv gestiegen. Sie erhöhten sich um 30 Mrd. auf 87 Mrd. Das ist mehr als die Höhe der Mittelabflüsse über die Einlagen. Das lässt sich erklären, indem man die Verbindlichkeiten gegenüber anderen Finanzinstituten betrachtet. Diese sanken um 17 Mrd. Der Interbankenmarkt ist damit wieder einmal massiv ins Stocken geraten. Die Bewegungen, die es im Januar gab, waren in ihrer Größenordnung bedrohlicher als zu den schlimmsten Zeiten der Krise. 2012 wurden im schlimmsten Monat 8,5 Mrd. EUR von Banken abgezogen. Im Januar 2015 waren es 50% mehr. Das sagt wirklich viel aus. Das ist pure Panik. Damit kann man auch nicht erwarten, dass Griechenland den zaghaften Wirtschaftsaufschwung aus 2014 dieses Jahr fortsetzen wird. Der Schaden, der im Januar angerichtet wurde, braucht viele Monate, um wieder repariert zu werden.

Bild GR Jan Bilanz.png

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2 Kommentare

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  • fehu001
    fehu001

    Griechenland wird stabil gehalten, egal was gewisse Krämerseelen analysiert haben. Langsam sollte es doch jeder begriffen haben, dass politische Trends nicht durch tiefschürfende Analysen von Spieldaten beeinflusst werden.

    Und wie man sieht, der DAX freut sich.

    10:01 Uhr, 02.03.2015
  • bembes
    bembes

    Ist ja kein Problem.................Draghi und Konsorten werden schon wieder Geld nach Griechen- land geben oder die EZB hilft mit weiteren Krediten, die in 200 Jahren vielleicht zurückbezahlt werden. Da hat Draghi und leider auch viele andere das "Zeitliche" schon lange gesegnet.

    08:07 Uhr, 02.03.2015

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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