Kommentar
17:50 Uhr, 17.05.2022

Trendwende oder Bärenmarktrally?

Nach zunächst herben Verlusten ging die vergangene Woche versöhnlich aus. Die neue Woche setzt sich positiv fort. Ist das schon die Trendwende?

Erwähnte Instrumente

  • S&P 500
    ISIN: US78378X1072Kopiert
    Kursstand: 4.041,49 Pkt (S&P) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Nasdaq-100
    ISIN: US6311011026Kopiert
    Kursstand: 12.353,52 Pkt (Nasdaq) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • S&P 500 - WKN: A0AET0 - ISIN: US78378X1072 - Kurs: 4.041,49 Pkt (S&P)
  • Nasdaq-100 - WKN: A0AE1X - ISIN: US6311011026 - Kurs: 12.353,52 Pkt (Nasdaq)

Die Korrektur, die zum Jahreswechsel begonnen hat, wird langsam zermürbend. Kommt es dann zu einem Rebound wie Ende letzter Woche, macht sich Hoffnung breit. Der S&P 500 konnte vom Wochentief bis zum Handelsschluss am Freitag über 4 % zulegen. Auch der Dax konnte ein ähnlich hohes Plus ausweisen. Wenn Kurse innerhalb von weniger als zwei Handelstagen so kräftig steigen können, weckt das nicht nur Hoffnung, sondern auch Angst. Die meisten Indizes stehen 15-20 % unter ihren Allzeithochs und man soll ja tief kaufen. Man stelle sich vor, Aktien korrigieren um 20 % und man kauft nicht… Eine gewisse Angst, das Tief zu verpassen, schwingt immer mit. Während einer Korrektur handeln Anleger daher oft mehr als sonst üblich. In den meisten Fällen wird das Tief nicht erwischt. Stattdessen werden Rebounds von neuen Abwärtsbewegungen abgelöst. Man verkauft tiefer als man gekauft hat.

Auch dieses Mal bleibt Anlegern dieser Nervenkrieg nicht erspart und es kommt noch schlimmer. Der Abwärtstrend dürfte sich weiter fortsetzen. Die Korrektur dauert zwar bereits knapp 100 Handelstage an, doch für einen Bärenmarkt wäre damit nur ein Drittel abgearbeitet. Aber handelt es sich überhaupt um einen Bärenmarkt?

Die Wahrscheinlichkeit spricht dafür. Vergleicht man den Verlauf in diesem Jahr mit Kursverläufen, die sich recht zweifelsfrei als Crash identifizieren lassen, fehlt es an Ähnlichkeiten (Grafik 1). Die laufende Korrektur verhält sich nicht wie ein Crash. Alle Crashs haben die Gemeinsamkeit, dass es innerhalb von Tagen um mindestens 10 % nach unten geht. Diese Dynamik fehlt aktuell. Vielmehr kann man von einem geordneten Verkauf sprechen.


Da wundert es nicht, dass der bisherige Jahresverlauf mehr dem eines Bärenmarktes gleicht. Gewisse Ähnlichkeiten zu den Bärenmärkten der Jahre 1916, 1973 und 2007 lassen sich erkennen (Grafik 2). Bärenmärkte dauern sehr viel länger als ein Crash. Ein Crash ist im Durchschnitt nach zwei Monaten vorbei. Ein Bärenmarkt benötigt 18 Monate.

Die Dauer ist neben der Geschwindigkeit der Kursverluste der zweite, große Unterschied zum Crash. Ein Crash müsste bereits vorüber sein und Indizes hätten in den vergangenen zwei Wochen schon ein Tief erreichen müssen. Stattdessen wurden neue Tiefs erreicht. Im Durchschnittlichen Bärenmarkt geht es einfach immer weiter bergab (Grafik 3). Der durchschnittliche Bärenmarkt sieht dabei sehr geordnet aus. In der Realität sind die Schwankungen größer. Der Durchschnitt glättet die Schwankungen.

Eine Erholung in den nächsten Tagen oder sogar Wochen wäre nicht ungewöhnlich. Jeder Bärenmarkt wird von Erholungen unterbrochen. Mit einem zweiten Blick auf Grafik 2 lässt sich erkennen, dass zum jetzigen Zeitpunkt eine Erholung nicht untypisch ist und sogar Monate anhalten kann. Ob es danach wieder abwärts geht, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Fundamental hat sich jedoch nichts geändert. Auch die Erwartungen haben sich nicht wesentlich bewegt. Es sieht daher eher nach einer typischen Erholung im Bärenmarkt und nicht nach einem Trendwechsel aus.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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