„Trend zu einem stärkeren Dollar wird anhalten“
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London (BoerseGo.de) - Die letzten zehn Jahre haben mehrere bedeutende Trends mit längerfristigem Charakter hervorgebracht – von der raschen Urbanisierung in Schwellenländern bis hin zu technologischen Fortschritten weltweit. Auch die Trendveränderungen bei Währungen hinterließen in den betroffenen Ländern und an den Aktienmärkten ihre Spuren. Dies gilt insbesondere für die Richtungsänderungen, die die Weltreservewährung US-Dollar immer wieder einschlägt. Die jüngste Dollar-Stärke dürfte sich unserer Meinung nach fortsetzen und dies könnte erhebliche Auswirkungen auf die USA und andere Länder haben, wie John Chatfeild-Roberts, Chief Investment Officer bei Jupiter Asset Management in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.
1973 seien die USA zu einem System flexibler Wechselkurse übergegangen. Seit dieser Zeit habe der Dollar etliche Wertänderungen verzeichnet. Auch wenn nichts immer geradlinig verlaufe, so hätten sich doch diese Änderungen in der Regel als mittel- bis langfristiger Trend manifestiert. Zwischen 1973 und 1979 habe der Dollar nachgegeben, während andere Währungen an Wert gewonnen hätten. Von 1980 bis 1985 habe die US-Währung dann neue Höchststände erklommen, bevor sie 1985 bis 1987 jäh eingebrochen sei und diesen Abwärtstrend nach dem Marktcrash im Oktober 1987 bis 1995 fortsetzt habe. Danach sei eine abrupte Kehrtwende gefolgt. Der Dollar habe Ende der 1990er-Jahre durchgehend zugelegt und Anfang 2002 einen Spitzenwert erreicht. Dem vorausgegangen sei eine Stärkephase der US-Wirtschaft, während das Wachstum in der übrigen Welt noch relativ stagniert habe, heißt es weiter.
„Die Deflation in Japan, das gedämpfte Wachstum und die hohe Arbeitslosigkeit in Kontinentaleuropa, die asiatische Finanzkrise sowie die Turbulenzen in Ländern wie Russland und Argentinien führten zu einer massiven Kapitalflucht in den ‚sicheren Hafen‘ der Weltwirtschaft, die USA. Auch die Deviseninterventionen von Ländern wie Japan und China trugen zur Kursänderung des Dollars bei. Diese und andere (hauptsächlich aufstrebende) Nationen setzten ihre umfangreichen Dollarkäufe zu Reservezwecken fort, wodurch die US-Währung weiteren Auftrieb erhielt. Letztendlich jedoch begann das US-Handelsdefizit untragbare Ausmaße anzunehmen. Als die Schwellenmärkte an Stärke gewannen und Europa zu einem Wachstumsmotor avancierte, floss infolgedessen Kapital aus den USA und dem Dollar ab“, so Chatfeild-Roberts.
Bis 2007, nicht lange bevor die Finanzkrise ausgebrochen sei, sei ein Pfund Sterling über zwei Dollar wert gewesen. Als die Krise zugeschlagen habe, hätten Dollar und Gold wieder ‚Safe-Haven-Status‘ erlangt. Die außergewöhnlichen Maßnahmen der US-Notenbank Fed in den Jahren nach der Großen Rezession hätten den Dollar schwächer gehalten, als man angesichts der globalen Unsicherheiten vermutet hätte. Nun, da die quantitative Lockerung in den USA beendet sei und viele Marktbeobachter aufgrund des höheren US-BIP-Wachstums 2015 mit einem Zinsanstieg rechneten, tendiere der Dollar langsam wieder höher, so der Kommentar weiter.
Im Zuge der Dollar-Stärke mache sich in den Schwellenmärkten indes Schwäche breit. Die Schwellenländer finanzierten sich häufig mit Dollar. Werte dieser auf, steige auch der Umfang der Schuldenlast und Zinszahlungen in Lokalwährung, was finanziell natürlich sehr schmerzhaft für diese Länder sei. Wie die Abbildung im Anhang zeige, sei diese Art der Korrelation nicht ungewöhnlich. Man denke zum Beispiel an die Asienkrise in den 90ern. Dieses Mal hätten die Schwäche in entwickelten Märkten wie Europa und die weitere quantitative Lockerung in Japan auch bei den führenden Weltwährungen für einen Wertverlust gesorgt. Sollte dieser Trend länger andauern, könnte es zu weiteren Interventionen durch Länder wie China kommen, dessen Renminbi teilweise an den Dollar gekoppelt sei. Um den Wert solcher Währungen zu schwächen, könnten diese beispielsweise stärker flexibilisiert werden, heißt es weiter.
„Dieser Trend zu einem stärkeren Dollar wird unseres Erachtens anhalten, weil vor allem die Fed kaum intervenieren dürfte – es sei denn, dies wäre absolut notwendig. Ein starker Dollar wird vermutlich nur begrenzte Auswirkungen auf die US Binnenwirtschaft haben, da die Exporte lediglich 14 Prozent zum US-BIP beitragen, verglichen beispielsweise mit 32 Prozent in Großbritannien. Derweil dürften die Exporteure in Europa und Japan profitieren, weil dort die Herstellungs- und Transportkosten infolge der niedrigeren Ölpreise und schwächeren Währungen sinken. Wir bleiben wachsam bezüglich der potenziellen Auswirkungen einer solch wichtigen Trendänderung, die Länder und Unternehmen gleichermaßen beeinflussen dürfte, und werden Anlagegelegenheiten nutzen, sobald sie sich auftun“, so Chatfeild-Roberts.
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