Kommentar
07:10 Uhr, 24.07.2018

Treffen Putin - Trump: War dies der wahre Grund?

Die Begegnung zwischen Trump und Putin wurde vor allem in den USA über die Parteigrenzen hinweg kritisiert. Das Treffen war aber möglicherweise sehr viel dringender notwendig als viele denken. Denn es liegt ein deutliches Konfrontations-Signal vor.

In den USA wurde vor allem darüber diskutiert, ob Trump dem russischen Präsidenten mehr Glauben schenkt als den eigenen Geheimdiensten. Trump sagte in der Pressekonferenz, dass es keinen Grund gäbe, Russland nicht zu glauben (es ging um die Einmischung in den Wahlkampf). Die Geheimdienste der USA sagen hingegen: Russland hat definitiv eine Rolle gespielt.

Beides geht nicht. Entweder glaubt man den eigenen Geheimdiensten oder jemand anderem, der das Gegenteil behauptet. Entsprechend wurde das Thema in den Medien rund um die Uhr diskutiert. Das wiederum verdeckt einen ganz wichtigen Nebenschauplatz.

Russland hat den USA zwischen März und Mai des laufenden Jahres ein ziemlich deutliches Signal gegeben. Die Grafik zeigt dieses Signal. Es geht um den Bestand an US-Staatsanleihen, den Russland hält. Dieser lag bis März bei knapp 100 Mrd. Dollar. Dann kam der große Abverkauf. Innerhalb von nur zwei Monaten wurde der Bestand um 85 Mrd. reduziert.

Das ist ein ziemlich klares Signal, das es in dieser Form so einfach noch nicht gegeben hat, weder von Russland, noch irgendeinem anderen Land. Russland hat seine Bestände an Anleihen de facto aufgelöst. Das muss man sich wirklich auf der Zunge zergehen lassen. Ein deutlicheres Signal der Konfrontation gibt es nicht.

US-Anleihen sind eine Art heilige Kuh. Die USA haben mit vielen Ländern ein Handelsbilanzdefizit. Der Überschuss der Handelspartner wird in US-Schulden angelegt. Das ist der Deal, unter anderem auch, weil es an Alternativen mangelt. Russland tritt den Gegenbeweis an und liquidiert.

Den Markt hat das wenig beeinflusst. Dafür ist der Anteil, den Russland hielt, zu gering. Es zeigt aber, dass Länder durchaus in der Lage und willens sind, Anleihen zu verkaufen. Die USA sind auf den Kapitalfluss aus dem Ausland angewiesen. Der Staat kann sich anders gar nicht finanzieren.

Würden China oder Japan solche Verkäufe durchführen, müssten die USA bald nicht mehr 3 % für ihre Anleihen, sondern 5 % oder gar 7 % an Zinsen zahlen. Das ist eine große Gefahr. Russland hat diese in Erinnerung gerufen.

Aus Spaß hat das Russland wohl kaum gemacht. Ob das Ziel ein Treffen mit Trump war, kann man nicht sagen. Aufmerksamkeit hat es aber sicherlich erregt. Wer weiß, vielleicht hat Trump lediglich darauf reagiert, um die Wogen zu glätten. Der Verkauf der Anleihen war ein klares Signal, dass die Lage jetzt richtig ernst ist. Die Wogen zu glätten war notwendig und die USA brauchen das Ausland, um sich zu finanzieren.

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11 Kommentare

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  • lussien
    lussien

    Nein Herr Schmale, das ist keine Kriegserklärung!

    Der Grund des Anleihen-Verkaufs ist ganz einfach: Russland ist bankrott!

    Erst haben die Russen ihre zwei große Reserve-Fonds komplett verbraucht (s. hier: https://en.wikipedia.org/wiki/...), dann haben sie die Renten erst verpfändet und dann praktisch abgeschafft (der Rentenalter wird bis zu 13 Jahre erhöht! Es waren 55 Jahre für Frauen und 60 für Männer, nun sind es im besten Fall 63 und 65, im schlimmsten 68 und 70! Wobei ein Russe durchschnittlich 65 Jahre lebt!) und jetzt eben haben sie ihre US-Reserven aufgelöst.

    Russland lebt unter Sanktionen, ist extrem korrumpiert, führt zwei Kriege und Öl und Gas sind nicht so teuer wie vor 5 oder 12 Jahren.

    Nur in den Träumen der Glotze seien die Russen so mächtig dass sie angeblich eine US-Wahl beeinflüssen können.

    Russland geht es noch nicht so dreckig wie ihre Verbündeten Venezuela, Iran, Kuba oder Nikaragua, aber sie werden alle zusammen untergehen und das ist gut so!

    20:38 Uhr, 24.07.2018
    1 Antwort anzeigen
  • Sideliner
    Sideliner

    Laut einem ähnlichen Bericht in der FAZ haben die Gold und Devisenbestände der Russen um etwa 12 Mia. zugenommen. Das sind dann eine Menge Dollars auf russischen Konten, die noch nicht ausgegeben wurden. Spricht für eine Strategie gegen SWIFT Sperren oder dafür, das die Dollars in Kürze umgetauscht werden. Letzteres wäre bei einem Langzeit-Hoch im Dollar durchaus sinnvoll. Und das kommt ganz sicher noch innerhalb der ersten Trump Amtszeit. Denn wenn man das Timing steuert, macht man fette Kohle. Russland wusste das schon vor dem Treffen und musste dazu nicht mal mit Trump verbandelt sein.

    15:25 Uhr, 24.07.2018
  • Elchness
    Elchness

    Dieser Artikel kam mir seltsam bekannt vor, eine kurze Suche ergab dann auch warum:

    Der Kollege Baron hat über genau das gleiche Thema schon letzten Donnerstag geschrieben:
    https://www.godmode-trader.de/...

    Etwas besser abstimmen könnte man das schon, sehe in diesem Artikel keinerlei Neuigkeiten gegenüber dem anderen.

    13:33 Uhr, 24.07.2018
    1 Antwort anzeigen
  • Husky
    Husky

    Herr Schmale,

    vergessen Sie nicht, dass es bereits mehrfach Drohungen gab, Russland vom SWIFT System auszuschließen und ebenso Activa Russlands in den USA als Teil von Sanktionen einzufrieren oder zu beschlagnahmen. Ich erinnere an die eklatanten Verstöße gegen das Wiener Abkommen im Zusammenhang mit dem russischen Konsulat in S.F.

    Russland muss Vorkehrungen treffen, wenn tatsächlich solche Maßnahmen verkündet werden sollten. Solange in der uS-Administration Leute das Sagen haben, die jeden Vertrag zu brechen bereit sind, muss man alles denken dürfen. Dafür hat Russland 2 Mio Unzen Gold im Juni gekauft ! Dahin geht die Reise der Diversifikation.

    09:18 Uhr, 24.07.2018
    1 Antwort anzeigen
  • Daniel Kühn
    Daniel Kühn Freier Finanzjournalist

    So gut kennen sich Clemens und Valdimir nicht, dass er auch noch verrät wer die Anleihen hat :) Da der Markt für US-Anleihen extrem liquide ist, muss man sich auch nicht unbedingt eine Gegenpartei irgendwo suchen

    08:44 Uhr, 24.07.2018
  • hackyspecht
    hackyspecht

    Moin,

    wer hat die Anleihen gekauft?

    07:45 Uhr, 24.07.2018
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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