Tourismus-Aktien: Wohin führt die Reise?
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Kaum eine Branche leidet unter der Corona-Krise so stark wie die Tourismusindustrie. Auf eine rasche Erholung beziehungsweise auf große Nachholeffekte sollten sich die Tourismusanbieter keine zu großen Hoffnungen machen. Das Kompetenzzentrum Tourismus des Bundes schätzt, dass selbst in zwei Jahren erst 70 Prozent des Normalumsatzes erreicht werden können. Der Sektor muss sich also auf eine längere Durststrecke einstellen. Dabei kämpfen schon jetzt viele Unternehmen um das blanke Überleben. In einer bedrohlichen Situation steckt auch TUI. Wie ernst die Lage bei Europas größtem vollintegrierten Touristikkonzern ist, zeigt der jüngste Quartalsbericht. Demnach brach im Zeitraum von März bis Juni 2020 der Umsatz um 98,5 Prozent ein. Der Konzern erzielte also quasi keine Einnahmen. Zwar gelang es TUI die Fixkosten als Reaktion auf die Krise deutlich zu reduzieren. Dennoch setzte es per Saldo einen Quartalsverlust von 1,4 Milliarden Euro. Das Eigenkapital der Gesellschaft schrumpfte von 4,17 auf nur noch 1,15 Milliarden Euro. Um es vorsichtig auszudrücken: Der finanzielle Spielraum der des Konzerns ist sehr begrenzt.
Ohne frisches Geld droht die Pleite
Viel besser als bei TUI sieht es bei anderen Branchenvertretern auch nicht aus. Beispiel Carnival. Der US-Kreuzfahrtkonzern verbuchte im zurückliegenden Quartal einen Verlust von 4,4 Milliarden US-Dollar, und sucht wie TUI nun verzweifelt nach Möglichkeiten, sich Liquidität zu beschaffen. Während sich die Amerikaner dabei vor allem am Kapitalmarkt durch die Ausgabe von Schuldverschreibungen und Wandelanleihen bedienen wollen, setzen die Deutschen auf die Hilfe des Staates. Ein erster KfW-Kredit in Höhe von 1,8 Milliarden Euro kam zu diesem Zweck bereits im April zur Auszahlung. Ein weiteres Stabilisierungspaket im Volumen von 1,2 Milliarden Euro sicherte sich TUI im August. Nach Angabe des Unternehmens würde damit ausreichend Liquidität zur Verfügung stehen, um die Wintersaison 2020/21 abzudecken und wenn nötig auch eine gewisse Zeit darüber hinaus.
Zu lange darf die Durststrecke allerdings nicht dauern. Bei TUI hofft man daher, dass sich das Geschäft spätestens im Jahr 2022 normalisieren wird. Man sehe sich aufgrund der Marke und Produkte gut positioniert, um dann an die Vorkrisen-Entwicklung anzuknüpfen, heißt es im Quartalsbericht. Sollte die Neuausrichtung gelingen, könnte TUI im Idealfall sogar als ein Gewinner der Krise hervorgehen, da das Unternehmen von der eingeläuteten Marktbereinigung profitieren dürfte.
Der Stoff, aus dem Sieger sind
Noch bessere Gewinnerkarten hat Booking Holding. Die Online-Reiseplattform dürfte als Marktführer ebenfalls vom Ausscheiden finanzschwächerer Konkurrenten profitieren. Immerhin verfügt die Vermittlungsplattform für Flüge, Hotels, Ferienunterkünfte und sonstige Freizeitangebote über freie Finanzmittel in Höhe von mehr als 10,4 Milliarden US-Dollar (Stand: Ende Juni 2020). Das ist genug, um auch dann noch zu Atmen, wenn anderen schon die Luft ausgegangen ist. Außerdem versteht es das Reiseportal, zu dem so bekannte Marken wie booking.com, momondo oder KAYAK gehören, seine Kunden an sich zu binden. So gibt es zum Beispiel bei booking.com das Treueprogramm Genius, über das registrierte User in den Genuss von ermäßigten Preisen, kostenlosen Zimmer-Upgrades oder Frühstücksangeboten kommen können.
Neben dem loyalen Kundenstamm und der guten Kapitalausstattung punktet Booking Holding gegenüber klassischen Tourismuskonzernen wie TUI auch mit seiner schlanken Unternehmensstruktur und dem geringen Anteil fixer Kosten. Das alles spiegelt sich in der operativen Gewinnmarge wider. Diese lag bei dem NASDAQ-100-Konzern im Vorkrisenjahr 2019 bei erstklassigen 35,5 Prozent. TUI kam hier in der gleichen Periode nur auf magere 4,1 Prozent.
Eine Aktie mit Charme
Ein Investment in die Booking-Aktie könnte sich also langfristig auszahlen, zumal sich das Reiseverhalten durch die Corona-Krise grundlegend ändern könnte – weg von Pauschalreisen a la TUI hin zu spontanen Trips im Booking-Stil. Risikolos ist die Aktie indes nicht. Auch Booking musste im zweiten Quartal schmerzliche Umsatz-, Gewinn- und Kursrückgänge hinnehmen. Auch oder gerade weil sich die Aktie von ihren Jahrestiefs deutlich stärker erholt hat als die meisten anderen Tourismustitel, kann es Sinn machen, mit reduziertem Risiko einzusteigen. Eine Möglichkeit hierzu stellen beispielsweise Discount-Zertifikate dar. Diese Produkte bieten zu einem über den Discount einen gewissen Grad einen Schutz vor fallenden Kursen der zugrunde liegenden Aktie. Gleichzeitig ermöglichen sie es, auch bei seitwärts tendierenden oder gar moderat fallenden Kursen positive Erträge zu erzielen.
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