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11:32 Uhr, 20.02.2012

Top-Ökonomen fordern Wachstumsprogramm für Athen

Berlin/ Brüssel (BoerseGo.de) - Kurz vor dem Schlussvotum über das nächste Rettungspaket für Athen plädieren immer mehr Ökonomen für einen Wachstumspakt für Griechenland. Der alleinige Fokus auf weitere Milliarden-Hilfen jedenfalls sei eine Sackgasse, so der Tenor. "Es muss ein Aufbauprogramm von Wirtschaft und Verwaltung geben, also technische Hilfe parallel zu öffentlichen Investitionen", sagte Ulrich Kater, Chefökonom der Dekabank der Financial Times Deutschland.

Dies wüssten auch die Verantwortlichen, die heute über die Zukunft Griechenlands abstimmten, stellte der Bankenexperte Wolfgang Gerke in der "Passauer Neuen Presse" klar. Ein Kurswechsel sei dringend notwendig. "Die Griechen kommen so auf keinen grünen Zweig. Sie sparen sich tot, " ist Gerke überzeugt. Am heutigen Nachmittag finden sich die Euro-Finanzminister in Brüssel zusammen, um die weitere 130-Milliarden-Euro-Tranche für Athen abzusprechen und zu beschließen.

Gerke betonte hingegen, Griechenland brauche eher einen radikalen Schnitt und eine eigene Währung als weitere Kreditgelder. Die Risiken eines Staatsbankrotts und eines Euro-Austritts dürfe man zwar nicht vernachlässigen. "Die Pleite wird Auswirkungen haben, aber es wird noch viel schlimmer kommen, wenn man die Pleite verschiebt“. Der Fall Griechenland werde immer teurer werden.

Der ifo-Präsident Hans-Werner Sinn findet noch deutlichere Worte. "Der Plan, Griechenland im Euro radikal zu sanieren, ist illusionär", sagte Sinn im Interview mit "Spiegel Online". Vielmehr sollten die Euro-Staaten Athen das Geld geben, um den Austritt aus der Währungsunion zu erleichtern. Das Land könnte mit dem Geld die Banken verstaatlichen und den Staat vor dem Kollaps bewahren.

Als Gegenleistung für die frischen Hilfsgelder muss Griechenland viele Auflagen erfüllen und strikt sparen. Zudem muss sich die Regierung in Athen einer schärferen Kontrolle unterwerfen. Das neue Hilfspaket ist auch Voraussetzung für die Einleitung des Schuldenschnitts im Volumen von 100 Milliarden Euro mit privaten Gläubigern.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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