Kommentar
09:11 Uhr, 05.07.2016

The Myth of Cosmopolitanism

In der „New York Times“ erschien am Samstag ein interessanter Artikel, der dem Selbstverständnis der „kosmopolitischen Klasse“ einen recht heftigen Hieb versetzt.

Die politische Ausgangslage lässt sich in einem Satz etwa so zusammenfassen: „Rechts“ und „links“ ist tot, die neue Frontlinie verläuft zwischen dem Stamm der „Nationalisten“ und einer kleinen Elite der „Internationalisten“.

Das letztere Camp pflegt typischerweise einen recht progressiven Lifestyle, ist in der Welt „zu Hause“ und hält nicht wenig auf seine multikulturelle Einstellung.

Hier liegt jedoch das Problem dieser Sichtweise: Sie entspricht möglicherweise nur begrenzt der Wirklichkeit, denn der gemeine Meritokrat hat meist kaum Berührungspunkte mit real existierendem "Multi-Kulti".

Ganz im Gegenteil - diese spezifische Schicht ist in sich wahrscheinlich viel homogener als irgendeine andere Klasse der Gesellschaft, und abgesehen von Rasse und Nationalität ist man typischerweise alles andere als „divers“: Man teilt im Großen und Ganzen die gleiche Weltanschauung, die gleichen Werte, hat den gleichen erzieherischen Hintergrund und umgiebt sich unabhängig davon in welchem Teil der Welt man sich gerade befindet bevorzugt mit seinesgleichen.

Die kosmopolitische Komponente dieses Lifestyle reduziert sich hauptsächlich darauf, dass man in einer Woche mehr Flugmeilen zurücklegt, als der für-den-Brexit-stimmende Malocher in seinem ganzen Leben verfliegt.

Nicht selten ist es übrigens gerade dieser verachtete Malocher, der das wahrhaft multikulturelle Leben führt, der weiß was es bedeutet in einem tatsächlich inhomogenen Umfeld mit anderen Kulturen, anderen Lebenseinstellungen und anderen Hintergründen auszukommen.

Trotz der frappierenden Divergenz zwischen Selbstverständnis und Realität ist den globalen "Jet-Settern" meist jeglicher Selbstzweifel fremd, die Weltherrschaft gebührt ihnen:

„They can’t see that their vision of history’s arc bending inexorably away from tribe and creed and nation-state looks to outsiders like something familiar from eras past: A powerful caste’s self-serving explanation for why it alone deserves to rule the world."

Persönlich zähle ich mich nicht zu dem Lager der „Nationalisten“ und will auch nicht in die Kerbe der üblichen Lautsprecher schlagen, denn ich lebe in einem fremden Land, meine Familie ist deutsch/afrikanisch und ich bin stolz auf den gemischten Hintergrund meiner Kinder.

Trotzdem bin ich mir bewusst, und weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer es ist multikulturelle „Basisarbeit“ zu betreiben und ich unterstelle dass 90 % der selbsternannten „Weltbürger“ davon nicht den Hauch einer Ahnung haben.

4 Kommentare

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  • Chamäleon
    Chamäleon

    Wenn es noch niemand bemerkt hat, hat Rassismus in unserer heutigen Gesellschaft

    überhaupt nichts mit der Hautfarbe und Kulturhintergrund mehr zu tun.

    Das ist Kleinbürger denken vom letzten Jahrhundert.

    Der wahre Rassismus ist die Klassengesellschaft. Da werden Arme gegen Reiche,

    gebildete gegen ungebildete und V.I.P.`s gegen Normalos usw. Gnadenlos diffamiert

    und geächtet. Diese assoziale, heuschlerische Gesellschaftsschicht, von der sie reden ist

    in Wahrheit das Übel unserer heutigen Zeit. Leider verstehen sie es nur zu gut die

    Menschen zu verblenden und zu verführen. Nur so können sie ihre "besonderen privilegien"

    schützen und vor "Zuwanderung" bewahren.

    Aber eins ist Gewiss, lange hatte so etwas in der Geschichte nie Bestand und dies wird

    unweigerlich auch so bleiben.

    12:32 Uhr, 05.07.2016
  • moneymaker22
    moneymaker22

    "Trotzdem bin ich mir bewusst, und weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer es ist multikulturelle „Basisarbeit“ zu betreiben und ich unterstelle dass 90 % der selbsternannten „Weltbürger“ davon nicht den Hauch einer Ahnung haben."

    Gut erkannt :-) ist halt was anderes als selbsternannter Gutmensch mit einem Gläschen Rotwein in der eigenen Villa mit Gleichgesinnten über Multikulti zu philosophieren als in Neukölln oder am Kottbusser Tor mitten im Multikulti zu Leben

    10:20 Uhr, 05.07.2016
  • Trachau
    Trachau

    @Simon Hauser

    Patrioten lieben ihr Land und haben Respekt vor allen anderen Patrioten auf der gamzen Welt. Jene sind es, welche eben nicht zuschauen möchten, wie ihr geliebtes Land sehenden Auges geschrottet wird. Und ja, es gibt mittlerweile auch in Deutschland eine Alternative, in welcher jeder patriotisch denkender Bürger unabhängig seiner Wurzeln mitmachen kann.

    Alle Eltern lieben ihre Kinder, sind stolz auf sie und wollen das es ihnen später zumindest nicht schlechter geht. Man stelle sich nur mal vor, Frauke Petry hätte im ähnlichen Duktus wie Herr Hauser betont, dass sie stolz auf ihre vier Kinder mit deutschen Wurzeln ist. Es hätte ein Shitstorm gehagelt und nach der Tagesschau hätte es einen "Brennpunkt" wegen vermeintlichen Rassismus in der AfD gegeben.

    Verstehen sie mich richtig Herr Hauser, ich teile voll und ganz ihre Position, wollte aber an diesem Beispiel nur die mittlerweile völlig verblödete Diskussionskultur in Deutschland darstellen. Sie sind in der Alternative herzlich eingeladen Herr Hauser.

    10:05 Uhr, 05.07.2016
  • tibo2009
    tibo2009

    hallo

    Das kenne ich auch,in Freiburg leben diese Gutmenschen in ihrem neu gebauten eigenen Öko Stadtteil Vauban unter Ihresgleichen und erzählen Otto normal wie Multi kulti laufen soll

    09:32 Uhr, 05.07.2016

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Über den Experten

Simon Hauser
Simon Hauser
Redakteur

Simon Hauser hält für Guidants News die Stellung in North Carolina und sendet aus sicherer Entfernung zur Wall Street Echtzeitnachrichten in die Welt. Leider spielen die Kennzahlen der Wirtschaftsteilnehmer oft nur eine untergeordnete Rolle und werden dominiert von einem hysterischen Medienzirkus, punktundkommalosem Zentralbank-Blubber, und mysteriösen Algo-Kreaturen. Simon Hauser hat über die Jahre als aktiver Börsenteilnehmer ein krudes Interesse für diese Dinge, welche in einer perfekten Welt eigentlich keine Rolle spielen sollten entwickelt, und versucht (mit wechselndem Erfolg) zu ergründen was die Kurse wirklich treibt.

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