Tesla und Alphabet schreiben die Magnificent-7-Story fort
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Bei acht der zehn Handelstage lag der Schlusskurs oberhalb des Eröffnungskurses. Und bei neun dieser zehn Handelstagen lag der Schlusskurs über dem des Vortages. Es herrscht also wieder einmal ein äußerst starker Aufwärtstrend.
Eigentlich wäre das nicht ungewöhnlich. Setzt man es aber in den Kontext des vorherigen Kursgeschehens, pumpt sich damit die Blase der US-Märkte weiter auf. Denn die Kursentwicklung findet nicht nur inzwischen wieder auf neuen Rekordhöhen statt, sondern auch in einem Umfeld, in dem größere Rücksetzer weiterhin absolute Mangelware sind.
Zur Erinnerung: Der größte Rücksetzer betrug in den vergangenen fast fünf Monaten gerade einmal etwas mehr als –4 %, während es in dieser Zeit mit dem US-Technologieindex um fast +40 % aufwärts ging.
Als Kurstreiber dieser Rally lassen sich beim Blick auf die Headlines der Nachrichtenticker vor allem zwei Werte ausmachen, die mal wieder den "Magnificent 7" angehören: Tesla und Alphabet.
Tesla: Kursanstieg durch Musk-Kauf
Tesla sorgte dieser Tage einmal mehr für Schlagzeilen durch Elon Musk. Er erwarb am Freitag Tesla-Aktien im Wert von rund 1 Milliarde USD. Zur Einordnung: Musk gehört etwa ein Sechstel des Autobauers. Und diese Beteiligung ist rund 200 Milliarden USD wert. Der aktuelle Zukauf ist Musks erster seit 2020. Musk strebt eigentlich schon seit Jahren eine Beteiligung von 25 % an, um seine Position im und seinen Einfluss auf das Unternehmen zu stärken. Bei einem Börsenwert von insgesamt knapp 1,3 Billionen USD macht die aktuelle Transaktion aber weniger als 0,1 % aller Tesla-Aktien aus.
An der Börse sorgte Musks Aktienkauf dennoch für deutliche Kursgewinne, die sich am Montag fortsetzten, als die Transaktion öffentlich (bekanntgemacht) wurde. Binnen nur drei Handelstagen schoss der Aktienkurs in der Spitze um +22,47 % nach oben.
Alphabet: 3 Billionen USD Marktkapitalisierung
Die Google-Mutter Alphabet sorgte derweil für Schlagzeilen, weil das Unternehmen durch einen ebenfalls extrem starken Kursanstieg eine Marktkapitalisierung von 3 Billionen Dollar erreicht hat und damit in einen elitären Club von bislang nur drei weiteren Unternehmen eingetreten ist, die einen solchen Marktwert erreicht haben (NVIDIA, Microsoft und Apple). Bei Alphabet brauchte es allerdings immerhin neun Handelstage für einen Kursanstieg um mehr als +22,4 %.
Der Grund für den Kursanstieg: Ein Kartellurteil fiel besser aus als von den Anlegern befürchtet. Ein US-Bundesrichter entschied Anfang September, dass Alphabet bzw. Google zwar mehr Daten an Konkurrenten weitergeben müsse und verbot dem Unternehmen, Exklusivverträge mit Mobilfunkanbietern, Browserentwicklern und Geräteherstellern abzuschließen, er befand jedoch, dass Alphabet nicht zu den von der Justiz geforderten harten Maßnahmen wie der Abspaltung des Chrome-Browsers gezwungen werden kann.
Kurse laufen der fundamentalen Entwicklung davon
Auch wenn es somit gute Gründe für die jüngsten Kursgewinne der beiden Aktien gibt, so sind sie im Kontext des vorherigen Kursgeschehens sowie beim Blick auf die fundamentale Entwicklung der Unternehmen ein weiteres Beispiel dafür, dass sich die Blase der US-Märkte weiter aufpumpt. Denn die Geschäftszahlen können mit dem Kursanstieg längst nicht mehr mithalten.
Bei Tesla herrscht nur noch Zukunftsfantasie
Das gilt vor allem für Tesla. Die Produktionszahlen wachsen zwar weiter, aber längst nicht mehr in dem Maße wie noch in vergangenen Jahren. Das Umsatzwachstum hat sich deutlich verlangsamt, vor allem wegen eines zunehmenden Wettbewerbs durch chinesische, aber auch durch traditionelle (E-)Auto-Hersteller. Zuletzt war der Umsatz sogar rückläufig.
Die Margen stehen daher unter Druck, auch aufgrund von Preissenkungen. Die Gewinne wachsen nicht mehr kontinuierlich, sondern schwanken stark und waren zuletzt ebenfalls rückläufig, auch weil Tesla massiv in neue Projekte investiert.
Und genau diese Projekte sind es offenbar, auf die Anleger derzeit bei Tesla setzen. Von Beginn an wurde das Unternehmen nicht als "normaler" Autohersteller bewertet, sondern stets wie ein Tech-Konzern mit Zukunftsvisionen. Ein großer Teil des Börsenwertes spiegelt Entwicklungen wie das autonome Fahren, Robotaxis, humanoide Roboter, KI und Energie wider, nicht die aktuelle Unternehmensbilanz.
Der jüngste Kursanstieg nach Musks Aktienkauf ist daher auch eindeutig ein psychologischer Effekt. Er passt zur aktuellen Marktstimmung, die von Zukunftseuphorie getrieben ist, vor allem durch das Thema KI. Und durch Musks Investition in das eigene Unternehmen steigt das (zeitweise verlorengegangene) Vertrauen der Anleger, dass sich diese Investitionen zukünftig auch wieder in einer fundamentalen Verbesserung der Unternehmensbilanz auszahlen werden, auch wenn die neuen Geschäftsbereiche bislang nur in Ansätzen existieren bzw. sich noch im Entwicklungsstadium befinden.
Die Marktkapitalisierung von Tesla bewegt sich vor diesem Hintergrund aktuell im Bereich von 1,28 Billionen USD – deutlich mehr als fast alle traditionellen Autohersteller zusammen, obwohl Tesla wesentlich weniger Fahrzeuge produziert. Das Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) beträgt mehr als 11, was meilenweit über dem klassischer Autohersteller ist. Das gilt auch für das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), das derzeit dreistellig (!) ist, während VW, Toyota & Co. oft nur auf Werte im einstelligen Bereich kommen.
Alphabet: Sind 3 Billionen USD hier gerechtfertigt?
Etwas anders stellt sich die Sache bei Alphabet dar. Auch hier bewegt sich die Marktkapitalisierung im Bereich von Billionen USD – durch den jüngsten Kursanstieg sind es, wie eingangs bereits geschrieben, inzwischen konkret 3 Billionen. Im Gegensatz zu Tesla ist dies aber mit einer starken Marktposition und durch ein stabiles Umsatzwachstum untermauert, getrieben durch das traditionelle Werbe-Geschäft, die stark wachsenden Cloud Services und zunehmend auch KI-Produkte. Zudem sind die Gewinnmargen von Alphabet sehr solide – Alphabet gehört zu den profitabelsten Firmen weltweit. Dadurch sitzt Alphabet auf enormen Bargeldreserven.
Das KUV von Alphabet ist mit ca. 7 zwar ähnlich ambitioniert wie von Tesla, das KGV ist aber deutlich niedriger. Es liegt im Bereich von 22 bis 25 und somit auf dem Niveau anderer großer Tech-Konzerne wie Microsoft und Apple. Diese drei Unternehmen spielen in einer gemeinsamen Liga, übrigens alle drei mit einer Marktkapitalisierung von jeweils mehr als 3 Billionen USD.
Fazit
Die Aktien der großen Unternehmen aus dem "Magnificent-7"-Spektrum performen weiterhin extrem stark, jüngst vor allem Alphabet und Tesla. Das zieht Kapital an und lässt die Aktienkurse in den USA auf breiter Front steigen. Allerdings führt das auch weiterhin zu einer Konzentration in US-Tech-Werte. Und wir befinden uns längst in einem Marktumfeld, das stark von Zukunftsfantasien geprägt ist – insbesondere in Bezug auf das Thema KI.
Tesla und Alphabet repräsentieren diese Trends unterschiedlich, wenn auch derzeit mit der gleichen Aktienkursentwicklung. Alphabet ist dabei ein stabiler "Riese" mit breiterer Basis, Tesla hingegen ein klares Beispiel für extrem hohe Erwartungen in aktuelle und zukünftige Entwicklungen.
In jedem Fall ist in den Märkten schon äußerst viel Zukunftspotenzial eingepreist. Und eine Gegenbewegung ist längst überfällig. Doch der Markt scheint immer noch sehr empfänglich für positive Nachrichten, während alles Negative ignoriert wird. Niemand weiß, wie lange diese Marktphase noch anhält.
Aber ich weiß eines ganz sicher: Mir sind die Risiken auf dem US-Markt im Verhältnis zu den Chancen längst deutlich zu groß. Die Kursentwicklung passt schon lange nicht mehr zur fundamentalen Entwicklung. Sollen die Kurse an der Nasdaq und der Wall Street doch machen, was sie wollen – sie dürfen gerne weiter explodieren, aber ohne mich. Aus einem solchen Markt halte ich mich einfach raus.
Mit Blick auf die Saisonalität lauere ich lieber auf Hinweise zum Beginn einer Korrektur der US-Aktien. Diese dürfte dann auch den DAX weiter nach unten drücken. Und das eröffnet Chancen für Schnäppchenkäufe, mit denen man von einer Jahresendrally ab Oktober profitieren könnte.
Übrigens: Nach Chancen für Short-Trades halte ich derzeit nicht Ausschau. In einer Übertreibung oder gar Blase sind diese viel zu riskant. Schließlich könnte auch nach dem nächsten Rücksetzer wieder die "buy the dip"-Mentalität zu einer schnellen Umkehr führen, wie schon so oft in den vergangenen Wochen und Monaten. Also besser: Buy the Schnäppchen!
Gewinnmitnahmen
Apropos Tesla: Bei den Stockstreet-Börsenbriefen gab es wieder Gewinnmitnahmen. Und dabei wurden aus dem Depot des "Allstar-Trader" auch Aktien von Tesla verkauft – mit einem Gewinn von 12,4 %. Ins Depot gewandert waren diese erst am vergangenen Freitag. Also ein VOLLTREFFER!
Zudem wurden Long-Positionen auf Silber und Palladium geschlossen – mit Gewinnen von 37,6 % bzw. 8,27 %.
Möchtest auch Du zukünftig von solchen Gewinnchancen profitieren? Dann melden Dich JETZT HIER zu den Stockstreet-Börsenbriefen an!
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