Talfahrt ohne Nachrichten: Risiko für die Börsen
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Hamburg (BoerseGo.de) - Gefährlich wird es an der Börse immer dann, wenn die Kurse ohne wichtige Nachrichten oder Ereignisse plötzlich ins Rutschen kommen – wie zuletzt. Denn die Börsen reagieren nicht rational, vielmehr spielen Psychologie und Positionierung der Anleger eine viel entscheidendere Rolle für die kurz- bis mittelfristige Tendenz als die zugrunde liegenden wirtschaftlichen, aber auch politischen Rahmenbedingungen, wie Stefan Riße, Gesellschafter der HPM Hanseatische Portfoliomanagement, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.
Wenn Kurse tendenziell nur noch eine Richtung kennen, die nach oben, manifestiere sich dies in den Köpfen der Anleger, die dann auch nichts anderes mehr glauben wollten und jede noch so kleine Abwärtsbewegung dazu nutzten, in den Markt einzusteigen. Das verhindere ein ganze Zeit lang stärkere Korrekturen, mache aber den Markt über kurz oder lang anfällig für einen deutlichen Kursrutsch. Und an diesem Punkt seien die Börsen jetzt angekommen. Die einhelligen Prognosen, dass die 10.000 beim DAX nur noch reine Formsache seien, deuteten darauf hin, heißt es weiter.
Auch wenn Psychologie an der Börse eine entscheidende Rolle spiele, ganz vergessen sollte man die fundamentalen Rahmenbedingungen nicht. Es lohne hier der Blick auf die Verfassung der Wirtschaft, aber auch der Kapitalmärkte in der Eurozone. Während die Zinsdifferenzen innerhalb der Eurozone eine heile Welt vorgaukelten, man für italienische Anleihen aktuell weniger Zinsen als für US-Papiere bekomme, braue sich hinter den Kulissen etwas zusammen. Die Wirtschaft der Eurozone wachse nicht, einer leichten Verbesserung folge nun schon wieder Ermüdung, auch weil Deutschland als Zugpferd mehr und mehr an Dynamik verliere. Ifo-Index und Konsumklima sprächen da eine eindeutige Sprache. Da werde am Ende auch der schwache Euro die fehlende Binnennachfrage nicht kompensieren können und dann würden sich auch die Zinsdifferenzen wieder deutlich ausweiten, so der Finanzmarktexperte.
„Unter dem extremen Druck der Finanzmärkte mit der akuten Gefahr des Auseinanderbrechens der Eurozone dürften dann die Gegner einer generellen Rettungspolitik zähneknirschend zustimmen und der Europäischen Zentralbank freie Hand lassen. Wie lange oder besser wie kurz die Halbwertzeit von Beteuerungen der EZB, alle notwendigen unkonventionellen Maßnahmen zu ergreifen, allerdings geworden ist, haben wir in dieser Woche erlebt. Auch diese über viele Monate hinweg gute und stützende Nachricht vermochte es nicht mehr, die Kurse zu stabilisieren. Das bestätigt mich in meiner Einschätzung, die Börsen haben noch einiges an Abwärtspotenzial, für den DAX konkret bleibe ich bei meinem Kursziel von 8.600 Punkten. Mit einer Rückkehr der Eurokrise würde in den kommenden Monaten der fundamentale Grund für einen Crash dann quasi nachgeschoben. Aber so ist Börse nun mal. Nicht die Nachrichten machen die Kurse, sondern die Kurse die Nachrichten“, so Riße.
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