Tabubruch: Eurozone will Athen Milliardengelder schenken
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Brüssel/ Athen (BoerseGo.de) - Am Ende hilft im Falle Griechenlands wohl doch keine Schönrechnerei und Finanzierungs-Kreativität mehr: Angesichts der prekären Lage in dem Land wird in der Euro-Zone diskutiert, der Regierung in Athen erstmals Milliardenmittel zu schenken, statt sie nur zu verleihen. Ohne direkte Transferzahlungen oder einen Teilschuldenerlass sei das Land nicht zu retten, berichtet die „Süddeutsche Zeitung“ am Donnerstag unter Bezug auf Verhandlungskreise in Brüssel und Athen. Es sei nun der Moment gekommen, wo die Regierungen ihren Bürgern ehrlich sagen müssten, dass man einen Teil des Steuergelds, das für den Erhalt der Euro-Zone eingesetzt werde, wohl abschreiben müsse, heißt es in dem Bericht. Bislang hatten die Regierungen der Euro-Länder stets garantiert, dass alle Hilfen, die an die Krisenstaaten geflossen sind, auch zurückgezahlt werden.
Griechenland braucht zwei Jahre mehr Zeit für seine Reformen, haben die Euro-Finanzminister am Montag beschlossen. Statt bis 2020 soll das Land seine Schulden nun erst bis 2022 auf ein erträglicheres Maß zurückführen. Das kostet mehr als 32 Milliarden Euro zusätzlich, am Dienstag nächster Woche wollen die Finanzminister darüber beraten, wie diese Lücke geschlossen werden kann. Das Loch könne nicht durch zusätzliche Kredite gestopft werden, weil diese die ohnehin zu hohe Schuldenquote des Landes weiter nach oben treiben, zitiert die SZ die Insider. Da aber vor allem Deutschland einen Schuldenerlass zu Lasten der staatlichen Gläubiger ablehne, bleibe als Ausweg nur direkte Transfers.
Laut einem Bericht des „Handelsblatts“ und der Nachrichtenagentur Reuters zeichnet sich parallel noch eine andere Strategie ab. Vorerst solle nur der bis 2014 entstehende Fehlbetrag von 13,5 Milliarden Euro gedeckt werden, hieß es laut den Medien in Brüssel „Wir werden uns auf 2013 und 2014 konzentrieren. Dabei geht es um eine Summe von etwa 13,5 Milliarden Euro", sagte eine an den Verhandlungen beteiligte Person Reuters, ohne weitere Details zu nennen. Das „Handelsblatt“ zitiert EU-Diplomaten, dieser Fehlbetrag sei aufzubringen, ohne neue Kredite für Griechenland auf den Weg bringen zu müssen. Frisches Geld sei derzeit keine Option, sagte demnach ein Vertreter der Euro-Zone. Mit dieser Vorgehensweise würde die Euro-Zone eine Gesamtstrategie für die Rettung Griechenlands weiter nach hinten verschieben.
IWF-Chefin Christine Lagarde hatte Anfang der Woche bei dem Treffen der Finanzminister aus dem Währungsraum darauf gepocht, dass die Euro-Länder die griechische Finanzlücke schließen. Tun sie das nicht, müsste sich der IWF als Geldgeber zurückziehen. Fiele die internationale Organisation aus, würde die Belastung der Euro-Länder ernorm steigen. Um das zu verhindern, wurde in der Währungsunion auch schon darüber nachgedacht, die Zinsen auf schon vergebene Kredite an Athen zu senken. Da sich die Geberländer das Geld selbst leihen mussten, käme es in den Staatshaushalten aber ebenfalls zu spürbaren Verlusten. Das Bundesfinanzministerium in Berlin habe bestätigt, dass (zumindest) über Zinssenkungen geredet werde, wollte aber keine Einzelheiten nennen, schreibt die Süddeutsche.
Für künftige Kredite aus dem Euro-Rettungsfonds EFSF sind sogar zinslose Darlehen im Gespräch. Zusätzlich könnten auch die Laufzeiten der bereits gewährten Kredite aus den Hilfspaketen verlängert werden und Griechenland vom Druck der Rückzahlung befreit werden. Effektiv betrachtet, würden aber auch bei dieser Variante die Euro-Partner Griechenlands auf direkte Einnahmen verzichten.
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