Kommentar
08:52 Uhr, 28.02.2019

Szenarien für Stresstest: Die Fed prüft den Katastrophenfall

Zuletzt schien die US-Notenbank eher entgegenkommend zu sein. Anstatt die Zinsen weiter zu erhöhen, könnte es gar eine Zinssenkung geben. So zuvorkommend ist sie dafür an anderer Stelle nicht.

2019 wird kein einfaches Jahr, vor allem nicht für Banken. Die Notenbank hat gerade erst die Szenarien für den diesjährigen Stresstest veröffentlicht und die haben es in sich. Von Entgegenkommen kann da keine Rede sein. Teilweise ist das Szenario sogar strenger als es die Realität 2008/09 war. Besonders in einem Punkt sticht das neue Szenario hervor. Die Arbeitslosenrate steigt demnach in einem Worst-Case Szenario um mehr als 6 Prozentpunkte. Es übertrifft damit dem Abschwung im Zuge der globalen Finanzkrise.


Ein Abschwung verschont auch nicht den Häusermarkt. Auch hier soll es ähnlich stark bergab gehen wie von 2007 bis 2011, nur deutlich schneller. In einem Punkt wird eine Entwicklung vorgesehen, die nicht so dramatisch ist wie zur Zeit der Finanzkrise. Die Inflation soll lediglich auf 1 % fallen. Während der Finanzkrise sanken die Preise (Grafik 2).

Die Rendite 10-jähriger Staatsanleihen würden dafür ein neues Allzeittief bei 0,8 % erreichen. Selbst in der Erholung danach wird die Marke von 2 % nicht mehr erreicht. Das sagt auch viel darüber aus, was die Notenbank in der nächsten Krise erwartet. Werden die Zinsen erst einmal wieder gesenkt, bleibt das Zinsniveau in der Folge niedrig bzw. noch niedriger als jetzt.

Das Wirtschaftswachstum wiederum bricht stärker ein als 2008. Der Stresstest hat es damit wirklich in sich und kann vermutlich zum ersten Mal tatsächlich als Stresstest bezeichnet werden. Die ersten Stresstests nach der Finanzkrise waren weniger herausfordernd. Das lag auch daran, dass Banken geschwächt waren und niemand den ganzen Bankensektor durch den Test fallen lassen wollte.

Heute wird darauf keine Rücksicht mehr genommen. Banken hatten genug Zeit, um ihr Kapital zu stärken und sich auf den nächsten Abschwung vorzubereiten. Bis die Ergebnisse vorliegen, müssen wir noch einige Monate warten. Der Stresstest hat aber zumindest seinen Namen verdient.

Stress gibt es auch für Anleger. Der Dow Jones dürfte um etwas mehr als 50 % einbrechen (Grafik 3). Das ist ähnlich zum letzten Bärenmarkt. Überraschenderweise geht die Notenbank allerdings davon aus, dass sich der Markt wieder sehr schnell erholen wird.


Das ist schon etwas auffällig. Das Wirtschaftswachstum wäre bis Mitte 2020 stark negativ. Der Aktienmarkt würde jedoch bereits ein Jahr später wieder nahe der Hochs notieren. Das ist entweder sehr optimistisch oder die Notenbank weiß, was sie tun wird, wenn es soweit kommt. Ohne große Geldflut und neues QE ist ein solches Szenario kaum denkbar. Den Fed Put gibt es anscheinend immer noch.

Clemens Schmale

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Über den Experten

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Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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