Studie: Deutsche Industrie verliert massiv an Wettbewerbsfähigkeit
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Berlin (BoerseGo.de) - Laut einer Studie werden die Euro-Sorgenländer wieder fitter im Wettbewerb, dagegen büßt die deutsche Industrie europaweit am stärksten ein. Wie die "Financial Times Deutschland" am Freitag unter Bezug auf eine noch unveröffentlichte Analyse der Researchfirma The Conference Board schreibt, holen demnach einige Länder in punkto Wettbewerbsfähigkeit kräftig auf. Allen voran Spanien und Irland sind seit 2008 deutlich konkurrenzfähiger geworden.
In diesen Ländern sanken die Lohnstückkosten – ein zentraler Gradmesser für die Wettbewerbsfähigkeit - in der Gesamtwirtschaft um 6,3 respektive 4,4 Prozent. Seit Anfang 2010 machen auch die kleinen Südländer Griechenland und Portugal spürbare Fortschritte. In Irlands verarbeitendem Gewerbe sanken die Lohnstückkosten seit 2008 um 41,5 Prozent. Damit kostet dort eine produzierte Ware heute nur noch etwa die Hälfte dessen, was vor der Finanzkrise bezahlt wurde. Auch Spaniens Industrie erzielte ein knapp zweistelliges Minus.
„Die Lohnstückkosten in den Euro-Randländern sinken teils rapide - ein großer Lichtblick für den gesamten Kontinent", sagte Bart van Ark, Chefökonom von The Conference Board und Mitautor der Studie. „In Griechenland sind die Lohnstückkosten 2010 und 2011 um mehr als fünf Prozent gesunken - das ist enorm", so van Ark weiter. Das sei vor allem gesunkenen Löhnen zu verdanken. Damit steigerte die hellenische Wirtschaft ihre Konkurrenzfähigkeit in den vergangenen beiden Jahren wie kaum eine andere im Währungsraum.
Im Gegenzug hätten die als wettbewerbsstark geltenden Nordländer des Währungsraums seit 2008 teils massiv eingebüßt, zitiert die FTD weiter aus der Studie. Nirgends legten demnach die Lohnstückkosten mit 14 Prozent stärker zu als in der deutschen Industrie. Auch in Österreich und Finnland seien die Zuwächse enorm. „Die Anstiege gehen in Deutschland und Österreich vor allem auf die Kurzarbeit zurück, auf die viele Unternehmen in der Rezession 2009 zurückgegriffen haben“, so Ökonom van Ark. Statt ihre Beschäftigten zu entlassen, hätten viele Unternehmen sie trotz Wirtschaftskrise gehalten, aber weniger Stunden arbeiten lassen. Das drücke die Produktivität bis heute. „Höhere Lohnabschlüsse in der deutschen Industrie könnten die Anpassung in Europa weiter begünstigen", sagte van Ark. Weil deutsche Exporteure international immer stärker die Nachfrage aufstrebender Schwellenländer bedienten, seien höhere Lohnanstiege nicht dramatisch, gleichzeitig müsse jedoch die Produktivität gesteigert werden
Mit den Produktivitätsgewinnen im Süden und den Verlusten im Norden dürfte die in Europa notwendige makroökonomische Anpassung langfristig gelingen, glaubt van Ark. Entsprechend warnt er vor einem Ausstieg Athens aus dem Währungsraum: „Darunter würde mittelfristig sowohl die Wettbewerbsfähigkeit Griechenlands als auch der verbliebenen Länder in der Euro-Zone leiden.“
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