Fundamentale Nachricht
17:43 Uhr, 27.11.2019

Stromproduktion: Bloß keine Kohle mehr!

Die Stromproduktion aus Kohlekraftwerken fällt dieses Jahr weltweit um drei Prozent gegenüber dem Vorjahr und damit stärker als je zuvor. Ein Ausrutscher oder ein Trend?

Washington/ Frankfurt (Godmode-Trader.de) - Der Kohlepreis steht unter Druck. Er notiert mit knapp 50 US-Dollar je Tonne aktuell weiter auf einem Drei-Jahrestief. Über 60 Dollar/Tonne ging es in den letzten Monaten nicht hinaus. Zum Vergleich: Mitte/Ende 2018 stand die Notiz noch jenseits von 100 Dollar/Tonne. Preisbelastend ist ein deutlicher Rückgang des Importbedarfs in Europa, denn der Einsatz der Kohlekraft in der Stromerzeugung wurde deutlich zurückgefahren.

Aktuelle Hochrechnungen des Institute for Energy Economics and Financial Analysis (IEEFA) bestätigen nun den Trend. Die Europäische Union wird dieses Jahr rund ein Viertel weniger Strom aus Kohlekraft produzieren als noch im Vorjahr. Deutschland soll in absoluten Zahlen 22 Prozent weniger Strom aus Kohlekraft erzeugen. Hauptgrund ist das Voranschreiten der Erneuerbaren Energien. Deutschland will sich nach bisherigen Plänen bis 2038 komplett von der Kohle verabschieden. Ein weiterer Faktor ist das Handelssystem für Emissionszertifikate. Der CO2-Preis hat sich deutlich erhöht und damit die emissionsintensivere Kohlekraft im Vergleich zu Erneuerbaren und Erdgas unattraktiver gemacht. Hinzu kamen einige Stilllegungen von Kohlekraftwerks-Kapazitäten in der EU.

Die weltweite Stromproduktion aus Kohlekraftwerken sinkt dieses Jahr auf der Welt um drei Prozent gegenüber 2018 und damit stärker als jemals zuvor, wie das IEEFA weiter errechnet hat. Den größten Beitrag leisten bemerkenswerterweise die USA. Hier fällt der Prognose zufolge die Stromgeneration aus Kohleverbrennung um 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr. In China, dem größten Treibhausgas-Emittenten, hat die Stromgewinnung aus Kohle in diesem Jahr mit einem Anstieg von drei Prozent nur halb so kräftig zugelegt wie im Vorjahr. Die Wirtschaft in der Volksrepublik hat einen Gang heruntergeschaltet.

Das ist übrigens einer der Hauptgründe, warum die Kohleverbrennung schrumpft. Das schwächere globale Wachstum. Daneben sorgen die Klimapolitik in Industrieländern, die Stromproduktion aus Erneuerbarer Energie und das Angebot an günstigem Erdgas dafür, dass die Kohle auf dem Rückzug ist. Die UN haben jüngst davor gewarnt, dass die CO2-Emissionen seit 2010 um elf Prozent angestiegen sind. Ob der Rückgang der Stromproduktion aus Kohle daran etwas ändern kann, bleibt abzuwarten. Setzt sich die Entwicklung unabhängig von der weltweiten Wirtschaftsentwicklung weiter fort, besteht für die Klimaschützer Hoffnung.

3 Kommentare

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    „Die Europäische Union wird dieses Jahr rund ein Viertel weniger Strom aus Kohlekraft produzieren als noch im Jvorjahr. Deutschland soll sogar 22 Prozent weniger Strom aus Kohlekraft erzeugen.“

    Äh? „Sogar“ impliziert „mehr als“. Laut Adam Riese sind aber 22% weniger als 25% (aka „ein Viertel“)..

    21:21 Uhr, 27.11.2019
    2 Antworten anzeigen

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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