Stromkosten – Der höchste Preis ist entscheidend
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30 Prozent Aufschlag, 50 Prozent Aufschlag oder darf es vielleicht noch etwas mehr sein? Viele Kunden werden sich entsetzt die Augen gerieben habe, als ihnen die letzte Preisinformation ihres Stromanbieters ins Haus geflattert ist. War die Kilowattstunde Anfang 2022 noch ohne Probleme für unter 30 Cent brutto zu bekommen, wird von vielen Stadtwerken derzeit ein Arbeitspreis von 50 Cent oder mehr in Rechnung gestellt. Zeitweise mussten Neukunden sogar noch deutlich mehr zahlen. Unabhängig davon, aus welcher Quelle der Anbieter seinen Strom bezieht, ist der Preisanstieg zum einen durch den hohen Gaspreis und zum anderen durch den speziellen Preisbildungsmechanismus am europäischen Strommarkt zu erklären.
Das Merit-Order-Prinzip
Der Preis, den ein Käufer für ein herkömmliches Gut bei einem bestimmten Anbieter zu zahlen ist, hängt meist von ganz verschiedenen Faktoren ab. Die Verhandlungsmacht der Vertragsparteien spielt eine Rolle, genauso wie der Marktüberblick des Abnehmers und die Dringlichkeit, die für ihn besteht, ein bestimmtes Gut zu beziehen. Ganz anders stellt sich dies am heimischen Strommarkt dar, für den europaweit das Merit-Order-Prinzip gilt.
Beim Ausgleich von Stromangebot und -nachfrage kommen die günstigsten Kraftwerke zuerst zum Zug. Dies sind – je nach Berechnungsweise – inzwischen Wind- und Sonnenkraftwerke. An ihren Produktionskosten hat sich durch den Ukraine-Krieg kaum etwas geändert. Auf den weiteren Plätzen folgen die Kernenergie, Kohlekraftwerke und als teuerste Stromproduzenten Öl- und schließlich Gaskraftwerke, bei denen der Ukraine-Krieg und die mit ihm verbundene Gaspreisexplosion zu einem massiven Kostenanstieg geführt hat. So weit, so logisch und verständlich. Der an der Strombörse für das gesamte Auktionsvolumen zu zahlende Einheitspreis richtet sich dann aber nach der teuersten gerade noch zu produzierenden Megawattstunde, um die gesamte Nachfrage zu befriedigen (Grenzkostenpreis oder Markträumungspreis). Von diesem profitieren dann auch die Betreiber von Wind- und Sonnenkraftwerken.
Diese einheitliche Bepreisung diente in der Vergangenheit insbesondere dazu, Stromproduzenten vermehrt Investitionen in Erneuerbare Energien schmackhaft zu machen. Obwohl 2022 nur etwa 18 Prozent der EU-weiten Nettostromerzeugung von Gaskraftwerken stammte, wirkt sich das Merit-Order-Prinzip nun aber stark preissteigernd auf den gesamten Stromverbrauch aus. Gleichzeitig trägt es zur hohen Volatilität an der Strombörse, der European Energy Exchange (EEX) mit Sitz in Leipzig, deren Preise auch für den außerbörslichen Stromhandel maßgeblich sind, bei.
Profiteure des Systems
Unter anderem, um für den Verbraucher mehr Preisstabilität zu gewährleisten und gleichzeitig für sichere Investoren-Renditen zu sorgen, strebt die Europäische Union eine Strommarktreform an. In diesem Zusammenhang könnte es zu Erlösobergrenzen für Energietechnologien kommen, bei denen die Gestehungskosten verlässlich deutlich unter dem Markträumungspreis liegen.
Bis dies der Fall ist, werden die Produzenten regenerativer Energie von der allgemeinen Erhöhung der Stromkosten besonders profitieren. Sie können sich im wahrsten Sinne des Wortes über hohe „Windfall Profits“ freuen. „Windfall Profits“ bezeichnen einen dynamischen Gewinn, der durch plötzliche, außergewöhnliche und unerwartete Veränderungen der Marktentwicklungen entsteht. Mittels CFDs long können Anleger an den sich daraus möglicherweise ergebenden Kursgewinnen entsprechender Aktien partizipieren und vielleicht auch eine gestiegene Stromrechnung auf diese Weise kompensieren. Die zweite Möglichkeit sich gegen steigende Stromkosten im privaten Bereich abzusichern – mal abgesehen von einer Reduzierung des eigenen Verbrauchs – ist der Umweg über den Gaspreis. Schließlich ist es genau dieser, der unter Anwendung des Merit-Order-Prinzips für das Auf und Ab an der Strombörse maßgeblich mitverantwortlich ist. Die Korrelation ist zumindest verhältnismäßig hoch.
Während sich Erfolg oder Misserfolg entsprechender Spekulationen mit CFDs sehr schnell zeigen, sollten sich Stromkonsumenten auch bei sinkenden Gaspreisen noch geraume Zeit auf erhöhte Vorauszahlungen einstellen. Erfahrungsgemäß werden sinkende Kosten im Energiebereich nämlich deutlich zögerlicher an den Endverbraucher weitergegeben, als dies bei steigenden Aufwendungen der Fall ist.
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