Rezessionsgefahr! Beim DAX sind Aktien mit Nehmerqualitäten gefragt
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Dass Deutschland vor einer Rezession steht, daran besteht kaum noch keinen Zweifel. Die spannende Frage lautet: Wie stark und über welchen Zeitraum wird die deutsche Wirtschaft schrumpfen? Die Szenarien der Ökonomen reichen von einem milden und kurzen Abschwung bis hin zu einem massiven Einbruch – je nachdem, wie sich bestimmte Stressfaktoren wie die Gasversorgung oder die Situation bei den Lieferketten entwickeln. Auch von der Inflationsfront gibt es keine Entwarnung. Die Teuerungsrate dürfte sich, so die Schätzungen der Ökonomen, auch im kommenden Jahr auf einem hohem Niveau zwischen acht und zehn Prozent bewegen.
Trübe Aussichten für den DAX also? Nicht unbedingt. Zum einen sind eine Rezession und der damit zu erwartende Rückgang bei den Unternehmensgewinnen in den Bewertungen in gewissem Umfang schon eingepreist. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass Rezessionen wegen der niedrigen Bewertung häufig gute Einstiegszeitpunkte darstellten. Anleger, die von einer eher kleinen und kurzlebigen Konjunkturdelle ausgehen, könnten sich in diesem Szenario also antizyklisch im DAX positionieren, eine gewisse Risikobereitschaft vorausgesetzt.
Aktien für Wirtschaftspessimisten
Wer dagegen damit rechnet, dass die deutsche Wirtschaft im kommenden Jahr einen schwereren Schaden nehmen wird, sollte in seinem Aktienportfolio die Defensive stärken. Will heißen, dass Unternehmen aus Sektoren präferiert werden sollten, die gegenüber einem Nachlassen der Konjunktur eine gewisse Widerstandskraft mitbringen. Zudem sollten entsprechende Unternehmen mit Blick auf die hohen Energiepreise über eine nur geringe Energieintensität verfügen, mit einer hohen Preisfestsetzungsmacht ausgestattet sein und idealerweise nicht zu stark vom Import von Rohstoffen und Vorprodukten abhängen. Die beiden letzteren Punkte sind der Inflation bzw. dem starken US-Dollar geschuldet.
Sektoren mit guten Defensivqualitäten
Welche Branchen fallen unter das genannte Schema? Da wäre vor allem der Sektor „Lebensmittel & Getränke“ (Foods & Beverage) zu nennen, der alle Kriterien in vergleichsweise hohem Maß erfüllt. Schon in vergangenen Rezessionen entwickelte sich dieser Bereich – global gesehen – meist besser als der Gesamtmarkt. Allerdings findet sich im DAX kein Vertreter aus dieser Branche. Immerhin: Auf europäischer Ebene haben Anleger mit Nestlé (CH), Danone (F), Carrefour (F) und Unilever (NL/GB) gleich vier namhafte Blue Chips zur Auswahl.
Als defensive Branchen gelten auch die Sektoren Nicht-zyklische Konsumgüter, Telekommunikation und Pharma. Gemeinsam ist ihnen, dass hier Produkte und Dienstleistungen angeboten werden, die in gewisser Weise Grundbedürfnisse erfüllen. Auf Hygieneartikel wie Reinigungsmittel oder Toilettenpapier, medizinische Präparate oder den Mobilfunk-Vertrag kann man auch in wirtschaftlichen schlechten Zeiten nur schwerlich verzichten. Auf diesem Feld hat auch der DAX mit Beiersdorf, Merck, Fresenius, FMC oder der Deutschen Telekom eine gute Auswahl an defensiven Werten zu bieten.
Auch Finanztitel sind eine Überlegung wert
Interessant erscheinen im derzeitigen Umfeld auch Finanzwerte. Kreditinstitute wie die Deutsche Bank können von den steigenden Zinsen bzw. einer zunehmenden Nettozinsmarge profitieren. Das Problem bei Banken ist, dass es in Rezessionen für gewöhnlich zu einer erhöhten Anzahl von faulen Krediten kommt und entsprechende Abschreibungen bzw. eine steigende Kreditrisikovorsorge das Ergebnis mitunter schwer belasten kann. Von daher sollte man bei Finanzwerten eher Versicherungstitel wie die Allianz oder die Münchener Rück präferieren. Deren Geschäft verläuft relativ unabhängig von der Konjunkturentwicklung und wird durch die hohen Energiepreise und dem starken US-Dollar vergleichsweise nur gering belastet. Auf der anderen Seite dürften sich die steigenden Zinsen aufgrund der höheren Wiederanlagerenditen positiv auf das Kapitalanlageergebnis auswirken.
Was die Inflation betrifft, ist davon auszugehen, dass Versicherer die Prämien bei Unfall- und Schadensversicherung im kommenden Jahr erhöhen werden. Ein Unsicherheitsfaktor insbesondere bei Rückversicherern ist die Schadensbelastung aus möglichen Naturkatastrophen. So sorgte zum Beispiel Hurrikan Ian in diesem Jahr für unerwartete Kosten in Milliardenhöhe. Wer dieses Risiko nicht scheut, findet in dem Sektor ein solides Investment.
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