Fundamentale Nachricht
06:28 Uhr, 01.08.2016

Stresstest: Banken bleiben im Krisenszenario stabil

Sowohl die Deutsche Bank als auch die Commerzbank konnten im Stresstest 2016 besser abschneiden als vor zwei Jahren. Beide Banken könnten auch eine ungünstige wirtschaftliche Entwicklung ohne die Gefahr eines Zusammenbruchs überstehen, zeigen die Ergebnisse.

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Die deutschen Großbanken und die meisten großen europäischen Banken könnten auch eine ungünstige wirtschaftliche Entwicklung überstehen ohne in eine Schieflage zu geraten. Dies zeigen die am Abend von der europäischen Bankenaufsichtsbehörde EBA veröffentlichten Ergebnisse des Banken-Stresstests 2016. Im Stresstest wurde simuliert, wie sich die Kapitalquoten der großen Banken in Europa in zwei unterschiedlichen Szenarien bis Ende 2018 entwickeln würden.

Im europäischen Schnitt kommen die untersuchten 51 Großbanken zum aktuellen Zeitpunkt auf eine harte Kernkapitalquote von 13,2 Prozent. Im ungünstigen Szenario, dem sogenannten adversen Szenario des Tests, würde sich diese Quote um 380 Basispunkte auf 9,4 Prozent verschlechtern. Im Krisenszenario wurden unter anderem eine drei Jahre andauernde Rezession mit einem Rückgang des BIPs um insgesamt rund 3,2 Prozent mit deutlich fallenden Immobilienpreisen angenommen.

Für die Deutsche Bank ergab der Stresstest im „Basisszenario“ für Ende 2018 eine harte Kernkapitalquote (CET 1 bei voller Umsetzung der beschlossenen Regulierung) von 12,1 Prozent. Im adversen Szenario des Tests würde sich die Kernkapitalquote Ende 2018 auf 7,8 Prozent verschlechtern. Die Deutsche Bank kam im zweiten Quartal 2016 auf eine Kapitalquote von 10,8 Prozent und gehörte damit europaweit zu den Schlusslichtern.

Die Commerzbank kommt im Basisszenario auf eine harte Kernkapitalquote von 13,1 Prozent und im adversen Szenario auf eine Quote von 7,4 Prozent, jeweils zum Ende der Betrachtungsperiode im Jahr 2018. Zuletzt lag die Kapitalquote der Commerzbank bei 11,5 Prozent.

Sowohl die Deutsche Bank als auch die Commerzbank schnitten in der aktuellen Runde der Stresstests besser ab als im Jahr 2014. Allerdings lagen beide Banken gleichzeitig unter dem europäischen Durchschnitt. Eine harte Kernkapitalquote von sieben Prozent wird von Analysten als gerade noch akzeptabel betrachtet. Die Bankenaufsicht fordert eine Mindestquote von 5,5 Prozent. Je nach Risikoprofil und Wichtigkeit der Bank können aber auch noch höhere Kapitalquoten gefordert werden. Anders als bei früheren Stresstests konnten Banken beim aktuellen Stresstest nicht mehr durchfallen.

Als solideste deutsche Bank erwies sich im Stresstest die NRW Bank, die auch im Krisenszenario noch auf eine harte Kernkapitalquote von 35,4 Prozent kommen würde. Alle neun untersuchten deutschen Banken könnten das Krisenszenario ohne die Gefahr eines Zusammenbruchs überstehen, zeigen die Ergebnisse.

Die Europäische Zentralbank (EZB) und die Bankenaufsicht EBA betonten, dass sich die Widerstandsfähigkeit des europäischen Bankensektors durch eine höhere Kapitalausstattung insgesamt verbessert habe.

Europaweit am schlechtesten schnitt im Stresstest die italienische Krisenbank Monte dei Paschi di Siena ab. Die Ergebnisse des Stresstests zeigen, dass Monte dei Paschi di Siena das Krisenszenario nicht überstehen würde, da die Eigenkapitalquote sich im adversen Szenario auf minus 2,44 Prozent verschlechtern würde. Die Bank kündigte am Abend noch vor Veröffentlichung der Stresstest-Ergebnisse an, dass die EZB grünes Licht für einen Rettungsplan gegeben habe. So soll eine Kapitalerhöhung über fünf Millarden Euro durchgeführt werden. Außerdem sollen insgesamt 27,7 Mrd. Euro an faulen Krediten zu einem Preis von 33  Prozent ihres Buchwerts verkauft werden. Monte dei Paschi di Siena gilt als älteste Bank der Welt und musste in den vergangenen Jahren bereits mehrfach vom italienischen Staat gerettet werden. Neue EU-Regeln erlauben staatliche Bankenrettungen seit Jahresbeginn allerdings nur noch, wenn zuvor auch Eigentümer und Gläubiger einen Beitrag zur Rettung der Bank leisten.

Neben Monte dei Paschi die Siena kommen noch vier weitere Banken im Krisenszenario auf eine harte Kernkapitalquote von unter sieben Prozent. Dies sind die Allied Irish Banks (Irland, 4,3 Prozent), Raiffeisen-Landesbanken (Österreich, 6,1 Prozent), Bank of Ireland (Irland, 6,2 Prozent) sowie Banco Popular (Spanien, 6,6 Prozent). Die italienische UniCredit (7,1 Prozent) und Barclays (7,3 Prozent) aus Großbritannien landen nur knapp oberhalb von sieben Prozent. Aus Griechenland war wegen der vergleichsweise geringen Größe der dortigen Banken keine Bank im Stresstest enthalten.

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20 Kommentare

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  • DagGObert
    DagGObert

    Der geneigte Leser sollte sich fragen, warum sind denn trotz er aktuellen Problematik keine Banken aus Portugal getestet worden? Oder warum das Grundszenario, der base case also, nur 3 Jahre umfasst?

    Der Stresstest ist nicht das Papier wert, auf dem er steht.

    19:06 Uhr, 31.07.2016
  • shark
    shark

    Hr.Baron .ich würde eher dem folgenden Beitrag zustimmen:

    0. Juli 2016, 15:40 Uhr

    FinanzbrancheDeutschlands Kreditwirtschaft ist in erbärmlichem Zustand

    16:56 Uhr, 30.07.2016
    1 Antwort anzeigen
  • Marco Soda
    Marco Soda

    H. Sudkamp

    Geht die Rettung zu lasten Deutscher Sparer?

    Nein.

    Wo woher kommt diese genaue Erkenntnis . Insider im Bundeskanzleramt oder nur geraten ??

    12:01 Uhr, 30.07.2016
    2 Antworten anzeigen
  • shark
    shark

    Zu Italiens Banken:

    „Das Problem der italienischen Banken mit Not leidenden Krediten ist seit Langem bekannt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ja bereits in der umfassenden Bankenprüfung 2014 offengelegt, wie viele faule Kredite in den Bilanzen stehen.

    Warum wurde solange nichts getan ? Werden Gläubiger daran beteiligt oder geht es wieder einmal um staatliche Rettung,vornehmlich zu Lasten anderer Länder,ich denke da an Deutschland z.Bsp

    Was steckt dahinter?

    Zur Deutschen Bank sei angemerkt,sie ist unterkapitalisiert und überschuldet

    Und noch eine provokante These ,"Ist das ganze Finanzsytem nicht pleite" und bedarf es einer völligen Neuordnung??

    09:51 Uhr, 30.07.2016
    1 Antwort anzeigen
  • Kein Nickname -
    Kein Nickname -

    Alles Andere wäre doch in Zeiten wie Dies ein Wunder. Keiner sägt den At ab auf dem er selbst sitzt.

    23:14 Uhr, 29.07.2016

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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