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13:14 Uhr, 08.11.2012

Strategie 2016: Commerzbank legt neue Bescheidenheit an den Tag

Frankfurt (BoerseGo.de) - Die Commerzbank will ihr Geschäftsmodell in den kommenden Jahren an die erhöhten Anforderungen in der Finanzbranche anpassen und nur noch kontrolliert wachsen. Bei Vorstellung der neuen Strategie kündigte Vorstandschef Martin Blessing am Donnerstag an, im Jahr 2016 im Kerngeschäft eine Eigenkapitalrendite von lediglich gut 10 Prozent nach Steuern erzielen zu wollen. Angesichts der anhaltenden Unsicherheiten über die künftigen Regeln für Banken gab das Institut kein neues Gewinnziel aus. 2009 hatte die Bank für das Jahr 2012 noch vier Milliarden Euro operativen Gewinn angepeilt.

Wie das Institut weiter mitteilte, soll des Verhältnis von Kosten zu den Einnahmen der Kernbank mit den operativen Segmenten Privatkunden, Mittelstandsbank, Corporates & Markets sowie Central & Eastern Europe auf rund 60 Prozent gesenkt werden. Um dies zu erreichen, sollen die Gesamtaufwendungen in den kommenden Jahr bei den für 2012 erwarteten 7,2 Milliarden Euro stabil gehalten werden. Harte Einsparungen werden damit unumgänglich sein. Die Vorsorge für faule Kredite will die Bank von 1,7 Milliarden Euro in diesem Jahr auf dann 1,2 Milliarden senken. Die Core-Tier-1-Quote des Konzerns soll auch unter Berücksichtigung von Basel III - bei Anwendung der Übergangsregelungen - bis Ende 2016 bei deutlich über 9 Prozent liegen.

„Ein 'Weiter so' kann es in der Bankenbranche nicht mehr geben. Das Vertrauen der Kunden zurückzugewinnen wird die wichtigste Aufgabe aller Banken in den kommenden Jahren sein. Für uns heißt das: Wir wollen eine neue Bank, die moderne Technologien und traditionelle Werte vereint. Wir richten unser Geschäftsmodell strikt an den Bedürfnissen der Realwirtschaft aus und passen unsere Beratung, unsere Produkte und unsere Dienstleistungen an", sagte Vorstandschef Blessing am Donnerstag".

Zum Anstieg der Erträge soll insbesondere die strategische Neuausrichtung des Privatkundengeschäfts beitragen. In diesem Segment will die Commerzbank ihre operative Rendite von 7 Prozent in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres auf mehr als 12 Prozent im Jahr 2016 steigern. Die Kostenquote soll von 88 auf 80 Prozent sinken. Ziel ist für 2016 ein operativer Gewinn von 500 Millionen Euro. Der Bereich Mittelstandsbank soll die Rendite bei über 20 Prozent halten, in den ersten neun Monaten dieses Jahres waren es 29 Prozent. Im Investmentbanking soll die Rendite von 11 auf 15 Prozent steigen und die Kostenquote von 77 auf 65 Prozent sinken.

Das Institut hat im dritten Quartal 2012 ein operatives Ergebnis in Höhe von 216 Millionen Euro erwirtschaftet (zweites Quartal 2012: 451 Mio. Euro). Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, der allerdings von Wertkorrekturen auf griechische Staatsanleihen geprägt war, konnte das operative Ergebnis deutlich verbessert werden (drittes Quartal 2011: minus 855 Mio. Euro). Vor dem Hintergrund des anhaltend schwierigen Marktumfelds sanken die Erträge vor Risikovorsorge im Vergleich zum Vorquartal jedoch auf 2,4 Milliarden Euro (zweites Quartal 2012: 2,6 Mrd. Euro). Die Risikovorsorge stieg wie erwartet im dritten Quartal gegenüber dem Vorquartal leicht auf 430 Millionen Euro an (zweites Quartal 2012: 404 Mio. Euro). Insgesamt erzielte die Commerzbank im dritten Quartal ein Konzernergebnis von 78 Millionen Euro, nach einem Reingewinn von 275 Millionen Euro im Vorquartal. In den ersten neun Monaten des Jahres hat sich das Konzernergebnis im Vergleich zum Vorjahr deutlich auf 722 Millionen Euro verbessert (Vj: 322 Mio Euro).

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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