Kommentar
13:39 Uhr, 10.03.2015

Stößt das QE der EZB schon bald an seine Grenzen?

Seit dem Start der Anleihekäufe durch die EZB sind die Renditen bereits dramatisch gefallen. Offenbar gibt es zu wenig Investoren, die ihre Anleihen abstoßen wollen. Dies könnte die EZB schon bald vor Probleme stellen.

Die EZB wird bei ihrem Anleihekaufprogramm vermutlich wesentlich schneller an ihre Grenzen stoßen als dies bislang erwartet wird. Die Notenbank hat beschlossen, bis mindestens September 2016 Anleihen im Volumen von 60 Milliarden Euro am Sekundärmarkt zu kaufen. Das entspricht einem Gesamtvolumen von mindestens 1,14 Billionen Euro. Unter Berücksichtigung der Aufteilung der Käufe entfallen rund 190 Milliarden Euro auf Bundesanleihen.

Die EZB hat in der vergangenen Woche angekündigt, auch Anleihen mit einer negativen Rendite zu kaufen. Die Rendite darf aber nicht unter dem Einlagenzins von aktuell -0,2 Prozent liegen. Das könnte für die EZB recht schnell zu einem Problem werden. Seit Beginn der Anleihekäufe am Montag sind die Renditen kräftig gefallen. Viele Anleihen fallen mittlerweile durchs Raster, da die Renditen von Bundeswertpapieren mit einer Laufzeit von bis zu fast vier Jahren mittlerweile bei unter -0,2 Prozent liegen.

Nach meinen Berechnungen sind beim aktuellen Renditeniveau nur noch Anleihen im Volumen von rund 585 Milliarden Euro ausstehend, die für das Programm der EZB überhaupt in Frage kommen. Von jeder Emission dürfen maximal aber nur 25 Prozent erworben werden. Damit sinkt das potenzielle Volumen auf gut 146 Milliarden Euro. Die geplanten Käufe überschreiten das mögliche Volumen also um rund 44 Milliarden Euro.

Welche Optionen hat die EZB?

- Die EZB könnte die Grenze von 25 Prozent aufgeben. Dies würde aber dazu führen, dass die Anleihemärkte austrocknen würden.

- Die EZB könnte den Einlagensatz weiter senken, um auch kurzlaufende Papiere kaufen zu können.

- Die EZB könnte darauf hoffen, dass das Renditeniveau allmählich wieder anzieht.

- Die EZB könnte den Kauf von Bundesanleihen aussetzen, sobald das Maximalvolumen erreicht ist und dafür verstärkt Papiere von anderen Ländern kaufen.

Die Situation könnte in den nächsten Wochen noch schwieriger für die EZB werden. Der Bund-Future ist seit gestern bereits um 184 Ticks gestiegen. Die Rendite für 10-jährige Staatsanleihen ist von 0,40 Prozent auf ein Rekordtief von 0,26 Prozent gefallen. Auf den ersten Blick sieht es so aus, als ob der Markt die zusätzliche Nachfrage der EZB kaum bedienen kann. Sollte sich die aktuelle Entwicklung an den Anleihemärkten fortsetzen, wird die EZB schon bald zu neuen Maßnahmen und/oder Änderungen am Anleihekaufprogramm gezwungen sein. Andernfalls wird es der EZB nicht gelingen, das Programm im angestrebten Volumen durchzusetzen.

22 Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen
  • Chronos
    Chronos

    @Investor: Die Weiterleitung über GTR funzt ned, daher erst jetzt.

    Sicher ist es schwierig, da jeder aus seiner Warte "sieht" und damit auf min. einem Auge blind ist. Unter den Blinden ist der einäugige König, glücklich ist er deswegen noch nicht.

    Ich hatte mich da schon mal geäußert und mich gestern mit einem 70jährigen Italo unterhalten.

    http://www.godmode-trader.de/artikel/ein-ganz-langfristiger-blick-auf-den-euro,4127492

    Für diese Zeitreihen bin ich zu jung, vor allem ist es mehr akademisch. Vorbei ist vorbei.

    Ist halt wirklich tricky (Gold gehört für mich da nicht rein, da es zu sehr veroptioniert und administriert wird). Wenn ich mir Kaffee und Milch ansehe stimmt es nicht. Unter den Rohstoffen wie für den täglichen Konsum wichtig. Bei Elektro-Artikeln kommen noch so Sachen wie geplante Obsolenz und Trends dazu. Anteilig sollte in den Warenkorb auch noch ein Anteil Immo und KFZ rein, kurz ich komme selber immer noch auf eine Inflation von gut 5%

    Ukraine wird für Generationen "tot" geboren, die EU zahlt halt wieder Mittel. Eigentlich kenne ich aus der Ukraine vor allem Waffenproduktion. Warum die US Waffen wollen hat sich mir nie erschlossen. Die haben genug.

    Ich sehe das wie mit Griechenland, ist das gleiche Spiel, nur anderer Hebel. Und selbst das führt zu seltsamen Kaufverhalten.

    Ich gehe eigentlich 1-2 die Woche zum Griechen. Die verdeutschten Griechen sind lange hier und können für die derzeitige Politik nichts. Nur nervt GR derart, das ich es momentan sein lasse. Kein Urlaub mehr die nächsten Jahre in GR, wenn dann max. Zypern. BG, RO, TK ist auch nicht schlecht. Und wer würde dort investieren, wo die derzeitige Regierung Enteignung androht? Ich nicht. Und was würde ich als Grieche denken, auf die Aufforderung das verschobene Geld wieder nach GR zu bringen? Denkste!! (Bestätigung erhalten, ganz sicher nicht ihr Pappnasen) Alles schon mal da gewesen, siehe lateinische Münzunion. Und sie ziehen immer noch Geld aus dem System, schlimmer als damals in Irland.

    Dem Volk dort hilft das alles sicher nicht. Da werden Brücken eingerissen die in Dekaden nicht mehr zu flicken sind.

    17:58 Uhr, 12.03. 2015
  • Bradley
    Bradley

    Ich gebe auch einem Vorredner recht, der darauf hinwies, dass sich die ÚSA nun groß in die europäische Industrie einkauft, ist doch auch ganz klar, bei diesem Wechselkurs, wobei der Euro seine Untergrenze wahrscheinlich noch nicht erreicht hat. Die Frage wird sein, wann den USA der Euro zu billig wird und entsprechend das amerikanische "Wirtschaftswachstum" zu bedrohen beginnt. Ich muss dazu sagen, dass ich nicht damit gerechnet hätte, dass die Amis den Euro auf das jetzige Niveau fallen lassen würden. Wollen den nicht alle Notenbanken ein Deflation verhindern, was momentan passiert führt doch genau zum Gegenteil, wenn z.B. deutsche Autos in den USA 25% billiger als noch vor einem halben Jahr angeboten werden. Die USA wollen doch nicht ihre Autoindustrie "sehenden" Auges schwächen.

    18:06 Uhr, 10.03. 2015
  • Bradley
    Bradley

    Hallo zusammen,

    es ist doch genau das passiert, was Draghi gewollt hat, der Euro wird zu einer "Weichwährung". Wie waren doch noch die Versprechen von Kohl, Waigel und den anderen "Konsorten", der "Euro wird so stark sein wie die DM". Momentan ist der billige Euro vielleicht noch ein Pluspunkt für unsere Exportindustrie, aber nur für diejenigen die in Deutschland produzieren, für alle anderen, wie auch hier bereits geschrieben, die ihre Produktionsstandorte nicht im Euroraum haben sieht die Sache bestimmt anders aus. Was ich in diesem Zusammenhang auch nicht verstehe, dass vorallem die großen deutschen Autobauer ein Werk nach den anderen in den USA hochziehen. Wie wir alle hier wissen, der deutsche Sparer zahlt die Zeche, hört man eigentlich von unseren "Politik-Dilettanten" in Berlin auch nur ein Wort über den Verfall des Euro, ich habe zumindest davon nichts mitbekommen.

    17:53 Uhr, 10.03. 2015
    1 Antwort anzeigen
  • dschungelgold
    dschungelgold

    Wenn wir ehrlich waehren , koennten wir nicht behaupten , das diese "Maerkte" wirklich noch was mit der Realitaet gemein haben. Das ist derweil reines Kasino. 20 Jahre Entwicklung einzupreisen obwohl wir nicht mal wissen was heute nachmittag abgeht ist einfach IRRSINN. Es gibt derweil 2 Welten: Eine zum anfassen und eine auf dem Bildschirm. Taeglich ruecken diese weiter auseineander und das mit wachsender Geschwindigkeit. Das dies irgenwie zu regeln waehre ist unglaubhaft. Wir sollten nicht vergessen: Geld kann man nicht essen, besonders wenn es immer mehr davon gibt. Das wissen wir, machen aber trotzdem weiter. Der Mensch ist scheinbar unbelehrbar. Ich bin satt und beginne morgen damit ALLES in Werte umzusetzen , die ich anfassen kann. Irgendwann mus Schluss sein.

    16:14 Uhr, 10.03. 2015
  • dschungelgold
    dschungelgold

    Austrochis.

    Na danke , das hier Ener mal ein groesseres Bild zeichnet. Man muss nr noch genau hinsehen, WER neuerdings die Schweizer ZB beherrscht, dann weis man was kommt. Die USA macht sich bereit Europa zu fressen. Bis zum letzten Wasserwerk. Wer nich tzu gierweig ist sollte jetzt aussteigen und versuchen echte Werte zu kaufen. Casinos sind Casinos und erst Cash ist cash. Gold ist absolut ueberverkauft und unterbewertet nach ASIATISCHEN Richtlinien. Und da spielt zukuenftig die Musik.

    16:04 Uhr, 10.03. 2015
  • Austrochris
    Austrochris

    Da passt dieser Artkel genau dazu !!!

    Griechenlands Finanzminister Yanis Varoufakis in der ARD: "Die klugen Leute in Brüssel, in Frankfurt und Berlin wussten schon im Mai 2010, dass Griechenland niemals seine Schulden zurückzahlen wird. Aber sie haben so getan, als sei Griechenland nicht bankrott, sondern habe nur gerade nicht genug flüssige Mittel". "In dieser Lage dem insolventesten aller Staaten den größten Kredit in der Geschichte zu geben, wie drittklassige korrupte Banker, das war ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit".

    "Dem deutschen Arbeiter, der sich acht bis zehn Stunden am Tag abplagt und trotzdem mehr oder weniger an der Armutsgrenze lebt, wird von seiner Regierung erzählt, unsere Krankenhäuser müssen sparen, aber wir geben den Griechen 110 bis 130 Milliarden Euro. Dabei ging das Geld gar nicht an die Griechen. Dieses Geld hat nie ein Grieche gesehen. Es ging an französische und deutsche Banken".

    Kommentar: Ohne die Bankenrettung unter dem Deckmantel der „Rettung Griechenlands“ hätte das bankrotte Bankensystem nicht bis heute durchhalten können (vgl. Vortrag Edelmetallmesse München im November 2010: "Die Banken sind auch heute allesamt verschleppte Konkurse und das Schneeballsystem der Staatsfinanzierung steht vor dem Zusammenbruch").

    15:51 Uhr, 10.03. 2015
  • Austrochris
    Austrochris

    Das wird böse enden !

    15:40 Uhr, 10.03. 2015
  • bembes
    bembes

    Die Banken müssen gar nichts an die EZB verkaufen !! Wären doch auch blöd.....von dem Erlös müssen sie der EZB noch MInus-Zinsen bezahlen, da niemand in Deutschland Geld benötigt. Glaubt jemand die Großkonzerne nehmen momentan Geld auf ?? Wann ja geben sie selber Anleihen aus. Somit wird das schöne Draghi-Progamm hoffentlich eine Pleite !! Hat er so auch verdient !! Die Sparer und Inhaber von Lebensversicherungen danken es ihm, wenn er seine Pleite hat und seine Ziele die Krisenländer weiter zu sanieren, nicht erreicht.

    Es gibt sowieso nur eins......der Super-Draghi soll schnell in Rente gehen !!!!

    War beteiligt an dem Griechen-Drama und hat mit betrogen. Als Dank dafür wurde er EZB-Präsident....so läuft es in Europa.....die größten Flachen und Betrüger machen Karriere !!

    14:53 Uhr, 10.03. 2015
    1 Antwort anzeigen
  • dschungelgold
    dschungelgold

    Schon interessant wie man als trader vor reiner Gier nicht bemerkt was hier wirklich gespielt wird. Die Enteignung der Sparer Europas und zusaetzlich die Uebernahme der gesammten europaeischen Industrie gegen ungedeckte Baumwolle printed in USA. Take your win and run. Es wird ein paar mal auf und ab gehen, dann crashen und DANN frisst GB und USA Europa bis zum letzten Wasserwerk mit reinen pixelgeld. Wer das nicht kapiert ist blind.

    14:48 Uhr, 10.03. 2015
  • tschak
    tschak

    *lol* sorry, NICHT sell the STAFF to the ECB, sell the STUFF to the ECB (freudscher Versprecher *g*)

    14:03 Uhr, 10.03. 2015

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

Mehr Experten