Steigender Ölpreis bedroht Weltwirtschaft
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Frankfurt (BoerseGo.de) - Die zögerliche Erholung nach der Finanzkrise, die Staatsschuldenkrise in Europa und die zunehmenden Inflationssorgen in den Emerging Markets und vor allem in China waren offensichtlich noch nicht genug: Die Krise im Nahen Osten und in Nordafrika hat die Märkte überrascht. Die Experten von Dexia Asset Management befürchten in ihrer aktuellen Marktanalyse politische Risiken für den Ölpreis.
Die schnellen und fast gewaltfreien Revolutionen in Tunesien und Ägypten - zwei Ländern ohne nennenswerte Ölförderung - haben laut Experten kaum Auswirkungen auf den Ölpreis. Mit dem Übergreifen der Krise auf Nachbarländer wie Libyen, Bahrain, Jemen und Oman habe sich das aber geändert. "Libyen ist zwar ein wichtiger Rohöllieferant für Europa, hat aber nur einen Anteil von 2 Prozent an der Welt-Ölproduktion. Wie vor kurzem mitgeteilt wurde, könnte ein Ausfall durch erhöhte Lieferungen aus Ländern wie Saudi-Arabien ausgeglichen werden. Wenn die Krise auf Libyen und einige kleinere Länder in der Region beschränkt bleibt, wären die Auswirkungen auf die Ölversorgung also handhabbar", heißt es von Dexia. Ein Worst-Case-Szenario wäre es allerdings, wenn eine Ausbreitung der Unruhen auf andere "undemokratische" Länder wie den Iran oder sogar China. Zum schon jetzt unsicheren Ausblick für die Weltwirtschaft kämen dann noch erhebliche geopolitische Risiken hinzu.
Die Folgen eines steigenden Ölpreises für die Weltwirtschaft und die Finanzmärkte liegen nach Einschätzung von Dexia auf der Hand. Viel hängt auch davon ab, ob ein Land Nettoimporteur oder Nettoexporteur ist und wie ölintensiv seine Volkswirtschaft ist (Ölverbrauch/ Wertschöpfung). Hinzu kommen die Auswirkungen des Ölpreisanstiegs auf Staatshaushalt und Leistungsbilanz und der Anteil von Öl am Verbraucherpreisindex. Auch das Tempo und das Ausmaß eines Ölpreisanstiegs müssen berücksichtigt werden, ebenso wie die Frage, ob er nachfragegetrieben ist (wie beim stetigen Anstieg von Mitte 2007 bis Mitte 2008) oder angebotsgetrieben. Schätzungen zufolge würde ein Anstieg des Ölpreises um 10 US-Dollar das Weltwirtschaftswachstum um etwa 0,1 bis 0,2 Prozentpunkte verringern; ein Anstieg auf 150 US-Dollar je Barrel würde eine Verringerung um einen Prozentpunkt zur Folge haben. Neben den direkten Auswirkungen sind auch Sekundäreffekte zu beachten: unter anderem abnehmendes Unternehmer- und Verbrauchervertrauen, Margendruck, Forderungen nach höheren Reallöhnen, Inflation.
Auswirkungen der geopolitischen Lage in arabischen Ländern auf die Dexia-Anlagestrategie: "Insgesamt sind wir in arabischen Ländern untergewichtet und waren dies auch schon vor den jüngsten Entwicklungen in Tunesien, Ägypten und Libyen. So hat Tunesien am Index unserer Fixed-Income-Portfolios nur einen Anteil von 0,17 Prozent, und wir sind 10 Basispunkte untergewichtet. Die Gewichtung von Ägypten war Ende Januar mit 0,8 Prozent etwas höher, aber diese Position haben wir verkauft. Auch unser Engagement in Bahrain haben wir - nach einem starken Rückgang der Spreads und noch vor dem Übergreifen der ägyptischen Ereignisse - auf 0 Prozent reduziert. Über Staatsanleihen aus Dubai und Quasi-Staatsanleihen aus Abu Dhabi beträgt die Gewichtung der Vereinigten Arabischen Emirate 0,9 Prozent. Im Irak sind wir überhaupt nicht investiert".
Ähnlich sieht es bei Aktien aus: Weder in unseren traditionellen noch in unseren alternativen Portfolios haben wir hier Positionen in den arabischen Staaten.
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