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Kommentar
11:24 Uhr, 04.08.2021

Stehen Rohstoffe vor einem neuen Superzyklus?

Die Preise zahlreicher Rohstoffe sind zuletzt stark gestiegen. Ist das der Auftakt einer allumfassenden Mega-Rallye? Wohl eher nicht. Dennoch bieten einige Naturschätze attraktives Potenzial. Kupfer etwa, aber auch Silber. Bei Öl könnte es vor allem kurzfristig zu Preisspitzen kommen.

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Angefacht durch die deutlichen Preissteigerungen zahlreicher Rohstoffe, sehen einige Markakteure schon einen neuen Superzyklus herannahen. Tatsächlich hat der Bloomberg Commodity Index, der 20 verschiedene Rohstoff-Futures enthält, seit Jahresanfang schon um bemerkenswerte 20 Prozent zugelegt. Auf Sicht von zwölf Monaten sind es sogar 40 Prozent. Vor allem bei Industriemetallen ging die Post ab. Der Aluminiumpreis etwa erhöhte sich auf 12-Monats-Basis um 47 Prozent, Nickel um 41 Prozent und Kupfer um 46 Prozent. Zwar hat sich die Dynamik zuletzt etwas abgeschwächt, dennoch ist die Hoffnung auf einen Superzyklus am Leben. Doch wie steht die Wahrscheinlichkeit dafür tatsächlich?

Was ist ein Superzyklus eigentlich?

Von einem Superzyklus wird gesprochen, wenn drei Voraussetzungen erfüllt sind. Erstens, es kommt zu einer dauerhaften Verschiebung der Nachfrage nach oben. Zweitens: Die erhöhte Nachfrage trifft auf eine unvorbereitete Angebotsseite. Und drittens: Der Preisauftrieb ist kein kurzfristiges Phänomen, sondern zieht sich über mehrere Jahre, wenn nicht gar Jahrzehnte hin. Der letzte Rohstoff-Superzyklus liegt noch gar nicht so lange zurück. Er startete kurz nach der Jahrtausendwende und dauerte mehr als zehn Jahre an. Damals befanden sich die BRIC-Staaten Brasilien, Russland, Indien und China auf dem Weg der schnellen Industrialisierung und entwickelten dabei einen enormen Rohstoffhunger.

Keine dauerhafte Nachfrageverschiebung

Der aktuelle Preisanstieg vieler Rohstoffe ist vor allem China geschuldet. Das „Reich der Mitte“ erholte sich konjunkturell rasch vom Corona-Abschwung und nutzte die tiefen Preise, um quasi in einer Art „Schnäppchenjagd“ seine Rohstoffimporte massiv auszubauen. Auf der chinesischen Einkaufsliste standen neben Rohöl und Kupfer auch Stahl, Aluminium und Eisenerz. Die pandemiebedingte Nachfragedelle war schnell ausgebügelt und die Preise stiegen folglich stetig an. Allerdings erfüllt diese Aufwärtsbewegung nicht die Bedingungen, die einen breiten Superzyklus ausmachen. Auch von den zahlreichen Konjunkturprogrammen dürften keine dauerhaften Nachfrageeffekte ausgehen. Für die Weltwirtschaft insgesamt wäre das Ausbleiben eines breiten Rohstoff-Booms ohnehin das bessere Szenario. Wer möchte schon, dass der laufende Aufschwung durch eine Preisspirale ausgebremst wird.

Kupfer: Ein Metall mit Zukunft

Dass ein Superzyklus eher unwahrscheinlich ist, heißt nicht, dass bestimmte Naturschätze kein Potenzial nach oben haben. Insbesondere bei Kupfer könnten Megatrends wie Digitalisierung, Energiewende und E-Mobilität zu deutlichen und länger anhaltenden Nachfrageerhöhungen führen. Die Angebotsseite ist darauf eher schlecht vorbereitet, da viele Minengesellschaften ihre Investitionen in den letzten Jahren erheblich zurückgefahren haben. Damit drohen Engpässe auf der Angebotsseite und Überhänge auf der Nachfrageseite. Daraus könnten sich Anlagechancen ergeben. So haben beispielsweise Trader die Möglichkeit, mit einem Call-Optionsschein (ISIN: DE000DFP9Y32) von einem Anstieg des zugrunde liegenden Kupfer-Futures mit einem Hebel von aktuell 6,0 zu profitieren. Dafür müssen jedoch erhöhte Risiken eingegangen werden. Sollte der Call bei Fälligkeit im Dezember 2022 aus dem Geld liegen, also der zugrundeliegende Kupfer-Future zum Fälligkeitstag auf oder unter dem Basispreis notieren, verfällt der Schein wertlos (Totalverlustrisiko).

Silber hat besondere Qualitäten

Neben Kupfer könnte auch Silber einen Blick beziehungsweise einen Long-Trade wert sein. Das Metall wird außerhalb der Schmuckindustrie aufgrund seiner besonderen physikalischen Eigenschaften, wie etwa der hervorragenden Leitfähigkeit, auch sehr stark von anderen Branchen nachgefragt. Neue Technologien wie der Mobilfunkstandard 5G könnten hier ebenfalls zu einer dauerhaft höheren Nachfrage führen. Als Investmentvehikel sei zum Beispiel ein Mini Future Long (ISIN: DE000DV2AZ02) genannt. Das Produkt ermöglicht die Partizipation am Silber-Future mit einem Hebel von aktuell 4,5. Das Risiko: Berührt oder unterschreitet der Basiswert die Knock-Out-Barriere, wird das Produkt fällig und mit einem kleinen Restwert zurückgezahlt. Die Knock-Out-Barriere, die regelmäßig um die anteiligen Finanzierungskosten nach oben angepasst wird, liegt aktuell bei 20,831 US-Dollar (Stand: 20. Juli 2021).

Spannung bei Öl

Abschließend noch ein Blick auf Rohöl. Hier ist zwar keine dauerhafte Rallye zu erwarten, da zum einen ausreichend Puffer auf der Angebotsseite existieren und sich zum anderen der langfristige Nachfragetrend eher abschwächen sollte. Gleichwohl könnte es in diesem Sommer zu kurzfristigen Preisspitzen kommen. Ein Grund dafür liegt in der derzeit stark steigenden Ölnachfrage. Auf der anderen Seite hält die Opec+ die Produktion weiterhin auf einem relativ niedrigen Niveau. Daran ändert auch die jüngste Ausweitung der Angebotsmenge durch die OPEC+ nichts, da diese durch die anhaltende wirtschaftliche Erholung überkompensiert werden dürfte, sofern sich die Mitglieder des Ölkartells an die verabredeten Förderquoten halten. Risikofreudigen Anleger, die auf ein solches Szenario setzen möchten, steht ebenfalls eine Vielzahl möglicher Hebelprodukte zur Verfügung. Stellvertretend sei hier der Mini Future Long mit der ISIN DE000DV0WD12 genannt. Er basiert auf dem US-Rohöl WTI Crude Oil Future und ist mit einem ähnlichen Chance-Risiko-Profil ausgestattet, wie das zuvor genannte Produkt auf Silber (Totalverlustrisiko).

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Über den Experten

Marcus Landau
Marcus Landau
Derivate-Sales-Experte der DZ BANK

Marcus Landau ist Derivate-Sales-Experte bei der DZ BANK. Er verfügt über ca. 15 Jahre Branchenerfahrung und ist Fachmann für die Bereiche Vertrieb, Strukturierung und Vermarktung von derivativen Anlagelösungen. Der gebürtige Frankfurter studierte Wirtschaftswissenschaften an der Johann Wolfgang Goethe-Universität. Die DZ BANK AG Deutsche Zentral-Genossenschaftsbank gehört mehrheitlich den rund 1.000 Genossenschaftsbanken in Deutschland und ist deren Spitzeninstitut. Das Unternehmen ist einer der größten Derivate-Emittenten in Deutschland.

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