Kommentar
19:56 Uhr, 27.04.2017

Starökonom: Trump verschlimmert Lage mit "ökonomischem Unsinn"

In den USA nimmt sich niemand ein Blatt vor den Mund – auch Ökonomen nicht. Einer redet jetzt Klartext.

Jeffrey Sachs ist ein renommierter US-Ökonom, der sich vor allem mit der Bekämpfung von Armut beschäftigt. Die USA sind zwar auf den ersten Blick nicht arm, aber auch nur auf den ersten Blick. Die Vermögen sind so hoch wie noch nie, aber gleichzeitig sind auch die Schulden so hoch wie nie zuvor. Das ist ein Problem.

Konkret ist es ein Problem, wenn es um den Handel geht. Der Handel ist eines der Kernthemen der Trump-Administration. China und Deutschland werden gescholten. Bisher ist der verbalen Schelte noch nicht viel an Taten gefolgt. Hoffen wir, dass es so bleibt, denn der Vorwurf unfairer Handelspraktiken ist vor allem in Bezug auf Deutschland irrsinnig.

Inzwischen hat das auch der Internationale Währungsfonds erkannt. Christine Lagarde ritt ebenfalls lange auf dem deutschen Handelsbilanzüberschuss herum, doch der Ton wird sanfter. Ein Grund für den hohen Überschuss ist strukturell. Kaum ein anderes Land auf der Welt ist im Durchschnitt so alt wie Deutschland. Jeder zweite Einwohner ist älter als 46,8 Jahre. Nur Japan und Monaco sind im Durchschnitt noch etwas älter.

Eine älter werdende Gesellschaft hat so ihre Tücken. Irgendwie müssen die Renten ja gezahlt werden. Der Staat kann das mit seinem Rentensystem bis zu einem gewissen Grad schultern, aber nicht allein. Die Bevölkerung muss eigenständig vorsorgen, wenn sie im Alter den gleichen Lebensstandard haben will wie im Berufsleben. Die Sparquote steigt daher tendenziell.

Die Sparquote ist der Dreh- und Angelpunkt jeder Debatte um den internationalen Handel. Der Überschuss oder das Defizit aus dem Handel ist nämlich das gleiche wie die Sparquote weniger der Investitionsquote. Wie das für die USA aussieht, zeigt die Grafik. Die Handelsbilanz und die Summe aus Spar- und Investitionsquote verlaufen parallel.

Theoretisch sollten beide Zeitreihen absolut parallel verlaufen und die gleichen Werte ausweisen, doch das kommt allein wegen statistischer Ungenauigkeit nicht hin. Das ist nicht weiter schlimm, denn der Punkt wird absolut klar.

Die USA können auf- und niederspringen wie sie wollen, Steuern erheben, wo sie nur wollen und Mauern bis in den Himmel bauen – es wird nichts nützen. Die Handels- bzw. Leistungsbilanz bleibt die Summe aus Spar- und Investitionsquote.

Die USA müssen mehr sparen oder weniger investieren, um ihre Handelsbilanz zu verkleinern. Da können sie auf Deutschland rumhacken wie sie wollen. Natürlich könnte Deutschland einen gewissen Beitrag leisten. Die Sparquote setzt sich immerhin aus der Sparquote der Bürger, Unternehmen und des Staates zusammen. Wählern und Unternehmen kann man schlecht diktieren, wie viel sie sparen dürfen. Der Staat könnte allerdings mehr ausgeben und so die Sparquote in Deutschland senken. In der Folge würde auch der Überschuss fallen.

Die Handelsbilanz der USA ist vor allem mit China, Deutschland, Mexiko und Japan tiefrot. Die Sache ist allerdings strukturell. Anders lässt es sich kaum erklären, dass die USA mit den meisten Ländern ein Handelsbilanzdefizit ausweisen. Positiv ist die Bilanz vor allem mit Entwicklungsländern, die Technologie aus den USA importieren.

Solange die USA über ihre Verhältnisse leben und zu wenig sparen wird sich an der Lage nichts ändern. Jeglicher ökonomische Unsinn, den die Trump-Administration bisher vorgebracht hat, würde die Lage verschlimmern. Jeffrey Sachs sieht das so: jeder Ökonomiestudent im ersten Jahr würde diesen Unsinn erkennen. Ganz offensichtlich fehlt es der Administration an jeglicher ökonomischen Kompetenz und wissenden Beratern.

Das ist doch mal Klartext!

Clemens Schmale

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5 Kommentare

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  • nuetzi
    nuetzi

    Darum wird der Laden auch zusammenbrechen ! Nur eine frage der Zeit !

    Vorher wird noch auf die Kriegstrommel geschlagen um vom eigentlichen Dilemma abzulenken. Das Land wird sich eines Tages " selbst zerfleischen " ( arm/reich, schwarz/weiß )

    09:21 Uhr, 28.04.2017
    1 Antwort anzeigen
  • USMATT1
    USMATT1

    spinner!

    So naive kann man doch nicht sein, und glauben, was ein demokratischer Jeffrey Sachs Von sich gibt. Fake News all over. Da Sind die "Libtarts" sehr gut. Ich kanns nicht mehr hoeren.

    21:40 Uhr, 27.04.2017
  • tschak
    tschak

    Stimmt. Trump ist ein Immobilienmakler. Um Immobilienmakler zu werden, musste man von 1980 bis 2016 einfach nur Wohnungen und Häuser vermieten und mit den Mieteinnahmen neue Hypothekarkredite aufnehmen, um neue Wohnung, Häuser zu kaufen. Je dümmer, desto einfacher das Spielchen - weil man auch KEIN RISIKO gesehen hat - weil ja die Zinsen sowieso von 8% auf 0,1% gefallen sind - RÜCKENWIND für FREE-RIDER. NULL Ökonomisches Wissen erforderlich - NICHT KOMPLEX! jetz hama den Salat - ah TRUMP ...

    21:21 Uhr, 27.04.2017
  • Klaus 2
    Klaus 2

    Herr Schmale, den Herrn Sachs kann man nur als Star bezeichnen, denn auf seine Medienwirksamkeit kommt es ihm an. Als Ökonom hat er seine Meinung oft gewechselt. Er war Berater bei Präsident Jelzin und favorisierte Anfang de 90er die chaotische Coupon-Privatisierung der Gaidar-Regierung, die die Klasse der Oligarchen hervorbrachte. Heute nun, seit Anfang der 2000er sorgt er sich um die ökonomische Ungleichheit und ist natürlich wieder Berater, diesmal bei UN-Generalsekretär Guiterres. Er ist sehr schlau und publiziert viel Lautes und Buntes. Ein Star eben. Ich gebe auf seine Meinung keinen Cent.

    21:02 Uhr, 27.04.2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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