Nachricht
18:10 Uhr, 23.01.2012

Stabilitätsanleihen können Staatsschuldenkrise in der Eurozone mindern

Frankfurt (BoerseGo.de) - Die gemeinsame Ausgabe sogenannter „Stabilitätsanleihen“ , sprich Eurobonds, kann einen Beitrag zur Lösung der Schuldenkrise leisten, allerdings nur im Kontext struktureller Reformen und einer fiskalpolitischer Integration. Dies ist das Hauptergebnis einer Umfrage, die das CFA Institute unter Experten in der Investmentbranche in der EU und der Schweiz im Rahmen der Konsultationen der Europäischen Kommission durchgeführt hat. An der Umfrage haben 798 Mitglieder des CFA Institute teilgenommen.

Die Mehrheit der Antwortenden stimmt den Umfrageergebnissen zufolge zu, dass eine gemeinsame Emission von Stabilitätsanleihen durch Mitgliedstaaten der Eurozone die Staatsschuldenkrise mindern (55 Prozent), wieder für mehr Stabilität an den Finanzmärkten des Euroraums sorgen (52 Prozent) und die Effektivität der Geldpolitik im Euroraum erhöhen würde (56 Prozent). Außerdem wären Gesamtschuldnerische Garantien für eine gemeinsame Emission von Stabilitätsanleihen unter den Staaten des Euroraums laut 64 Prozent der antwortenden Mitglieder der effektivste Ansatz.

Die Gefahr des Moral Hazard, also der fehlenden Sanktionierung mangelnder Haushaltsdisziplin einzelner Mitgliedstaaten, ist eine große Sorge für die Mitglieder des CFA-Institute. Aus diesem Grund erachten sie für die teilnehmenden Mitgliedstaaten Folgendes als Grundvoraussetzungen: Eine deutlich gestärkte wirtschaftliche, finanzielle und politische Integration (86 Prozent), eine erhöhte Kontrolle und Einflussnahme bei der Formulierung und Umsetzung nationaler Fiskalpolitik (88 Prozent) sowie ein begrenzter Zugang zu Stabilitätsanleihen im Falle von Verstößen gegen für den ganzen Euroraum geltende Prinzipien der Governance (90 Prozent).

„Die Mehrheit unserer Mitglieder ist der Meinung, dass die gemeinsame Emission von Stabilitätsanleihen einen Beitrag zur Lösung der Schuldenkrise in der Eurozone leisten könnte“, sagt Agnès Le Thiec, CFA, Director, Capital Markets Policy, CFA Institute. Sie weist allerdings darauf hin, das neue Finanzinstrumente jedoch nicht die strukturellen Probleme von Ungleichgewichten in Handel und Wettbewerbsfähigkeit oder die Staatsverschuldung vieler Mitgliedstaaten lösen können. Zudem würden Stabilitätsanleihen das Risiko des Moral Hazard bergen „und müssten daher mit wesentlich weitreichenderen strukturellen Reformen, einer viel stärkeren fiskalpolitischen Integration und einem starken gemeinsamen Governance-Rahmen einhergehen“, so Le Thiec.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

Mehr Experten