Staatspleite Venezuelas kaum mehr zu vermeiden
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New York (Godmode-Trader.de) - Die US-Ratingagentur Standard and Poor's hat am vergangenen Freitag die Kreditwürdigkeit von Venezuela weiter gesenkt. Die Agentur stufte die Bonität von CCC- auf CC herunter. Zuvor hatte auch die Ratingagentur Fitch das Land im Rating gesenkt. S&P begründete die Entscheidung mit der Wahrscheinlichkeit, dass Venezuela seinen Verpflichtungen gegenüber seinen ausländischen Gläubigern nicht nachkommen. Darüber hinaus wurde die angekündigte Umstrukturierung der Schulden kritisiert.
Das gebeutelte Land will mit seinen Gläubigern über eine teilweisen Schuldenerlass verhandeln, wie Staatschef Nicolás Maduro in einer Rede zur Nation vergangene Woche angekündigte. Seine Regierung wolle mit den Geldgebern über die gesamten Schulden neu verhandeln, so Maduro.
Noch gab es keinen Ausfall auf staatliche oder mit Staatsgarantie versehene Anleihen (z.B. der staatlichen Ölgesellschaft PDVSA) Venezuelas. Das Land mit den größten Ölreserven leidet aber unter einer Hyperinflation, was die Lage massiv verschärfte. Maduro will nun eine Kommission einsetzen um die „Restrukturierung" der staatlichen Auslandsschulden zu überprüfen. Wörtlich (laut Reuters): „I am naming a special presidential commission led by Vice President Tareck El Aissami to begin refinancing and restructuring all of Venezuela's external debt ...".
Auch die Landesbank Baden-Württemberg LBBW warnte am Freitag vor erheblichen Pleiterisiken. „Mit Blick auf die katastrophale wirtschaftliche und politische Entwicklung des Landes sei ein Default aus ihrer Sicht auch kaum mehr zu vermeiden, so die LBBW-Experten. Venezuela sei extrem ölabhängig. Während der Ölanteil an den Exporten im Zeitablauf auf rund 95 Prozent gestiegen sei, sinke die Ölförderung zunehmend. „Unter Hugo Chávez wurde die Wirtschaft unter staatliche Kontrolle gebracht. Preiskontrollen, Verstaatlichungen und Gängelungen haben die Privatwirtschaft verdrängt. Wirtschaftlich hängen Wohl und Wehe des Landes nun fast ausschließlich von der Produktion des Ölkonzerns PDVSA ab, die für ein Drittel des BIP und praktisch die gesamten Exporte steht,“ heißt es in der Analyse.
Zwar haben sich die Ölpreise zuletzt etwas erholt. Die darum resultierenden Devisen-Einnahmen sind aber wegen der zuletzt schwachen Förderung nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Devisenreserven lagen zuletzt nach offiziellen Angaben bei rund 10 Mrd. US-Dollar. Das Volumen ausstehender internationaler Anleihen liegt laut der BIZ bei rund 50 Mrd. US-Dollar. Neben den Anleihen hat das Land auch Kredite vor allem von China erhalten. Ein Zahlungsausfall ist angesichts des desolaten Zustandes des Ölsektors und der übrigen Wirtschaft aus Sicht der LBBW eigentlich kaum mehr zu vermeiden. Nachhaltige Auswirkungen auf die Anleihen anderer Schwellenländer erwarten die Experten im Falle einer Restrukturierung venezolanischer Bonds nicht.
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