„SRI-Ansatz kann typische Fehler bei EMD-Investments vermeiden“
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- EURO STOXX 50Kursstand: 2.928,00 Pkt (Deutsche Bank Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
Brüssel (GodmodeTrader.de) - Aktien und Anleihen in den Emerging Markets haben in den vergangenen Monaten stark gelitten. Die Entwicklung der Makrodaten signalisieren jetzt teilweise Wendepunkte in einigen Schwellenländern, heißt es zu Beginn eines Interviews zu Anlagen in Schwellenländern mit Thierry Larose, Schwellenländer-Experte und Manager des Petercam (L) Bonds Emerging Markets Sustainable, das GodmodeTrader.de freundlicherweise von der Bank Degroof Petercam zur Verfügung gestellt wurde.
Welche Treiber sehen Sie, die dazu führen können, dass Emerging Markets Debt (EMD) unter den risikoreicheren Anlageklassen mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte?
Thierry Larose: In erster Linie ist es der Konvergenzprozess zu den Industrieländern, in dem sich Schwellenländer befinden. Wir gehen davon aus, dass dieser Prozess noch mehrere Jahrzehnte andauern und dieser Anlageklasse zu attraktiven Erträgen verhelfen wird. Bessere wirtschaftliche Fundamentaldaten und ein höheres Pro-Kopf-Einkommen werden zwangsläufig zu einem Rückgang der Risikoprämien und der realen Zinsen führen und letztlich eine Aufwertung der Lokalwährungen der Emerging Markets bewirken.
Zudem hat die Angst vor deutlich strengeren Finanzierungsbedingungen in den USA und einem geringen Wirtschaftswachstum in China seit der zweiten Jahreshälfte 2015 umfangreiche Neubewertungen von Schwellenländer-Investments bewirkt. Dadurch befinden sich auch die Bewertungen im EMD-Segment vielfach auf attraktiven Niveaus. Die proaktive Haushaltspolitik in China scheint ferner die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass sich die Konjunktur im Reich der Mitte lediglich etwas abkühlt, aber nicht in eine Rezession rutscht. Das dürfte die Rohstoffpreise und damit die Rohstoffexporteure unter den Schwellenländern stützen.
Sie selektieren Länder innerhalb des EM-Staatsanleihensegments streng nach SRI-Kriterien. Warum glauben Sie, dass es so wichtig ist, Nachhaltigkeitsaspekte in einen EMD-Investmentprozess zu integrieren?
Thierry Larose: In der Vergangenheit konnte es leicht passieren, sich schnell von den Chancen einzelner Emerging Marktes überzeugen zu lassen, ohne einen streng rationalen Realitätscheck vorzunehmen. Ein quantitativer Nachhaltigkeitsansatz, der gleichzeitig qualitative Kriterien berücksichtigt, eignet sich gut, um diese typischen Fehler bei Anlagen in Schwellenländern zu vermeiden.
Denn nachhaltiges Investieren bedeutet nicht nur, sich ein klares Bild von der gegenwärtigen Situation eines Landes zu verschaffen, sondern auch, die langfristigen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Chancen zu nutzen und von einer dauerhaft soliden Staatsführung zu profitieren. Wir sind fest davon überzeugt, dass starke staatliche Institutionen mit einer guten Wirtschaftspolitik einhergehen, was sich letztendlich in den (Anlage-)Ergebnissen widerspiegeln sollte.
In unserem Investmentprozess bedienen wir uns eines selbst erstellten Länderrankings, um das Anlageuniversum zu bestimmen. Im Rahmen dieser Nachhaltigkeitsanalyse werden anhand von über 30 objektiven Kriterien Ranglisten der Schwellenländer erstellt, nachdem zuvor jene Länder ausgeschlossen wurden, die von Freedom House und The Economist Intelligence Unit eindeutig als undemokratisch eingestuft werden.
Die Kriterien werden aus zeitnahen und objektiven Daten abgeleitet, die von unabhängigen Institutionen, wie z.B. der Weltgesundheitsorganisation, der Weltbank oder dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen gemäß der fünf Säulen für Nachhaltigkeit erfasst werden: Hierzu zählen Transparenz und demokratische Werte, Umwelt und Bildung, Wirtschaft und Bevölkerung, Gesundheitsstandards sowie die Vermögensverteilung.
Ein Faktor dafür, dass die Schwellenländer wieder in Fahrt kommen, sind die günstiger gewordenen Bewertungen. Sind die steigenden Bewertungen auch fundamental gerechtfertigt?
Thierry Larose: Durchaus, denn viele Länder treiben strukturelle Reformen voran, um ihre Produktivität zu steigern. Das wird sich wiederum positiv auf ihre finanzielle Stabilität auswirken. Zu diesen Ländern gehören insbesondere Indien, Indonesien, Mexiko und auch einige zentraleuropäische Staaten, wie Rumänien, Serbien und Kroatien. Wir sind optimistisch, dass unter strukturellen Gesichtspunkten auch weitere lateinamerikanische Länder, wie Argentinien, Ecuador und Venezuela, Fortschritte erzielen werden.
Besonders auf der Aktienseite zeigt sich, dass Schwellenland nicht gleich Schwellenland ist. Als Anleger muss man stark differenzieren und auf die Details achten. Wie sieht das auf der Kreditseite aus? Welche Regionen / Länder präferieren Sie zurzeit?
Thierry Larose: Wir bevorzugen derzeit ganz klar die beiden Emerging Markets-Schwergewichte Mexiko und Brasilien sowie darüber hinaus Südafrika, Indien und Rumänien. Dort sind wir umfassend engagiert und sogar stärker als manche andere Marktteilnehmer. Für uns steht im Mittelpunkt, das „Geschäftsmodell“ eines Landes zu verstehen. Ist das nicht der Fall, lassen wir die Finger von einem Land – genauso wenn die Innen- oder Außenpolitik alle anderen Faktoren überschattet. So haben wir noch nie in Venezuela oder der Ukraine angelegt.
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