Spanien: Misstrauensantrag wird nicht zu politischer Krise führen
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New York (GodmodeTrader.de) - Die Situation in Spanien unterscheidet sich grundlegend von der in Italien. Das makroökonomische Umfeld ist in Spanien viel besser: Das Vertrauen in die Wirtschaft ist immer noch sehr hoch, es steht im Einklang mit einem starken Wachstum von etwa 3,0 Prozent, und die Arbeitslosenquote sinkt rapide. Deshalb wird unserer Meinung nach der Misstrauensantrag gegen den spanischen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy nicht zu einer politischen Krise führen. Es wäre viel mehr nötig, um die gute wirtschaftliche Dynamik Spaniens zu stören, zumal das Land keine dringenden Probleme hat, die eine Regierung lösen müsste, wie Julien-Pierre Nouen, Chef-Wirtschaftsstratege des Vermögensverwalters Lazard Frères Gestion, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.
Die Veränderung des spanischen Länderrisikos werde stärker von den Geschehnissen in Italien als von nationalen politischen Ereignissen beeinflusst. Tatsächlich dürfte das spanische Haushaltsdefizit im Jahr 2018 2,5 Prozent erreichen, und zugleich verbessere sich das Verhältnis von Staatsverschuldung und Bruttoinlandsprodukt. Sofern das spanische Wirtschaftswachstum auf dem derzeitigen Niveau bleibe, dürfte sich deshalb auch die Risikoeinordnung spanischer Staatsanleihen verbessern, heißt es weiter.
„Sollte es zu vorgezogenen Wahlen kommen, könnte, letzten Umfragen zufolge, die pro-europäische Partei Ciudadanos als Siegerin daraus hervorgehen. Das besorgniserregendste Szenario wäre eine von den Parteien PSOE und Podemos gebildete Koalitionsregierung. In diesem Fall käme es auf das jeweilige Gewicht der beiden Parteien an. Erhielte die PSOE die Oberhand, könnte sie die euroskeptischen Tendenzen von Podemos zügeln. Allerdings: Die drei wichtigsten politischen Parteien (Ciudadanos, PP, PSOE) sprechen sich alle für den Euro aus und respektieren den Stabilitäts- und Wachstumspakt“, so Nouen.
Was den spanischen Anleihenmarkt beeinflusse, sei die Situation in Italien. Sollten die Sorgen über einen möglichen Ausstieg Italiens aus der Eurozone stark zunehmen, könnte es zur Ansteckung kommen und spanische Staatsanleihen könnten unter Druck geraten. In einem solchen Szenario könnte die Europäische Zentralbank (EZB) allerdings versucht sein, den schrittweisen Ausstieg aus den Anleihekäufen über September hinaus zu verzögern. Zudem gelte: Solange weiterhin ein klarer politischer Konsens darüber bestehe, in der Währungsunion zu bleiben, könnten potenziell sich ausdehnende Spreads eine Kaufgelegenheit bieten, heißt es weiter.
„Solange die Situation in Italien nicht geklärt ist, dürften die Aktienmärkte volatil bleiben und wir könnten Phasen der Panik erleben. Das wirtschaftliche Umfeld bleibt jedoch positiv, mit einem robusten globalen Wachstum, was wiederum das Gewinnwachstum je Aktie unterstützt. Das Problem ist, dass der Markt in Krisenzeiten nicht auf derlei gesunde Grundlagen achtet. Sobald aber die Angst nachlässt, sollte sich dies ändern“, so Nouen.
Im Hinblick auf den Devisenhandel gelte: Sobald sich die Lage beruhige, dürfte sich der Euro erholen und wieder zu einer stärkeren Entwicklung zurückkehren, zumal die EZB ihre Politik normalisiere. Es gelte zu bedenken: Die Aufwärtsbewegung des US-Dollars, die in den letzten Wochen zu beobachten gewesen sei, habe bereits begonnen, bevor der Markt sich Sorgen um Italien gemacht habe, da Anleger einen Anstieg der Zinssätze in den USA eingepreist hätten, heißt es abschließend.
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