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10:59 Uhr, 16.01.2012

S&P-Rating und die Folgen: Herabstufung bedroht auch EFSF-Bonität

Brüssel/ London/ Berlin (BoerseGo.de) – Die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) hatte am Freitag die Muskeln spielen lassen und in einem Abwasch gleich mehrere Euro-Länder abgestraft. Den Mitgliedern Österreich, Frankreich, Malta, der Slowakei und Slowenien wurde die Kreditbonität um eine Stufe gekürzt, Zypern, Italien, Portugal und Spanien wurden sogar um zwei Stufen heruntergesetzt. Der Rundumschlag aus New York macht die Euro-Rettungsabsichten nicht gerade einfacher. Denn die US-Agentur droht auch dem derzeitigen Euro-Rettungsschirm EFSF mit dem Entzug der Bestnote "AAA". Zudem wurden vereinzelt Befürchtungen getreut, auch Deutschland könnte wie Frankreich seine Top-Bonität verlieren. Doch offiziell hält Deutschland erst einmal sein Triple-A aufrecht. Auch der S&P-Ausblick für "Europas Musterschüler" blieb stabil.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat in einer ersten Reaktion die vorgenommene Abwertung mehrerer Euro-Länder relativiert. "Ich betone, es ist eine von drei Ratingagenturen", sagte die CDU-Vorsitzende am Wochenende nach einer Vorstandsklausur ihrer Partei. Die Entscheidung habe nach entsprechenden Vorzeichen in den vergangenen Monaten "nicht vollkommen überrascht".

Merkel forderte zugleich, die gesetzlichen Vorschriften zur Berücksichtigung solcher Ratings zu entschärfen. Derzeit drohe durch die strengen Vorschriften, wonach beispielsweise Versicherer nur bestens bewertete Staatsanleihen kaufen dürfen, ein "sich selbst verstärkender Effekt", so Merkel. Schlechter bewertete Papiere müssen demnach abgestoßen werden und verlieren so zusätzlich an Substanz. Nun müsse der dauerhafte Rettungsmechanismus ESM "so schnell wie nur irgend möglich" startklar sein, meinte Merkel. Der künftige ESM wird im Gegensatz zum derzeitigen Rettungsfonds EFSF auch mit Bareinlagen gedeckt und soll Mitte des Jahres startklar sein. Eine direkte Gefahr für die Fähigkeiten des bestehenden EFSF-Fonds sah Merkel durch die Ratingentscheidung aber nicht.

Deutsche-Bank-Chefvolkswirt Tom Mayer befürchtet hingegen, dass durch die Herabstufung der EFSF beeinträchtigt ist. "Es zeichnet sich ab, dass von den 17 Ländern, die diesen Rettungsfonds garantieren, am Ende nur noch Deutschland, Niederlande, Finnland und Luxemburg ihr Toprating behalten werden. Damit dürfte der EFSF selbst auch seine "AAA"-Bewertung verlieren", heißt es in einem Beitrag Mayers für die "Bild am Sonntag".

S&P-Europa-Chefanalyst Moritz Kraemer äußerte sich gegenüber der Nachrichtenagentur dpa folgendermaßen: "Wir müssen jetzt analysieren: Finden Anpassungsmaßnahmen statt, die den Verlust von "AAA"-Garantien kompensieren? Wenn das nicht der Fall ist, ist davon auszugehen, dass das (EFSF)-Rating auch entsprechend herabgestuft wird".

Tatsache ist nun, dass durch die Aberkennung der Bestnote für Frankreich im EFSF eine immense Lücke entsteht. Denn der französische Anteil von rund 160 Milliarden Euro kann nun nicht länger für die Ausgabe von AAA-Anleihen zur Finanzierung von Rettungsprogrammen für Pleitekandidaten genutzt werden. Ohne den Anteil aus Paris könnte die Kreditsumme auf unter 300 Milliarden Euro absinken. Experten sprechen schon von einem „stumpfen Schwert.“

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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