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09:04 Uhr, 17.01.2012

S&P-Abstufung: Jetzt hat es auch den EFSF erwischt

Washington/ Luxemburg (BoerseGo.de) – Die Rating-Agentur Standard & Poor’s legt nach ihrem jüngsten Rundumschlag gegen mehrere Länder der Euro-Zone nach und entzieht auch dem Euro-Rettungsschirm EFSF die Bestnote. Statt AAA wird der Fonds jetzt nur noch mit AA+ bewertet, teilte S&P am Montagabend mit. Der Schritt sei eine direkte Folge der Herabstufung von Frankreichs und Österreichs Kreditwürdigkeit von vergangenen Freitag, so S&P. Die beiden Länder haben mit ihrer Spitzennote gemeinsam mit Deutschland und drei weiteren Staaten das Triple-A des Rettungsfonds aufrecht erhalten.

Nun bewertet S&P nur noch Deutschland, die Niederlande, Finnland und Luxemburg mit der Bestnote. Die Ausleihsumme, die durch AAA-Länder garantiert wurde, verringerte sich durch die jüngste Abstufung von 440 auf 270 Milliarden Euro. Daher war allgemein bereits erwartet worden, dass der Rettungsschirm das "AAA"-Rating abgeben muss. Experten gehen nun davon aus, dass die Finanzierungskosten für den EFSF steigen werden. Der Fonds muss sich sein Kapital selbst am Finanzmarkt beschaffen. Wie hoch die Zinsen dabei ausfallen, hängt auch vom Rating ab.

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) reagierte in einer ersten Reaktion mit Unverständnis für den Schritt. "Ich glaube nicht, dass die Agentur wirklich begriffen hat, was wir in Europa schon auf den Weg gebracht haben", sagte er in Berlin. Sein französischer Amtskollege François Baroin sagte am Montagabend, dass er keinen Anlass sehe, aufgrund des S&P-Urteils etwas am Fonds zu ändern.

Klaus Regling, der deutsche Chef des europäischen Rettungsfonds EFSF reagierte auf die Nachricht sofort mit der Erklärung, die Kreditkapazität von 440 Milliarden Euro des Fonds werde durch die Herunterstufung durch S&P nicht verringert. „Der EFSF hat genug Mittel, um seine Verpflichtungen unter den laufenden und potenziellen künftigen Anpassungsprogrammen zu erfüllen, bis der (dauerhafte) ESM seine Arbeit im Juli 2012 aufnimmt,“ so Regling.

Standard & Poor's streute am Montag aber auch die Hoffnung, dass der Fonds seine Bestnote zurückbekommen kann. Dafür müssten die Anleihen allerdings besser abgesichert werden, hieß es aus Washington.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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