Analyse
10:25 Uhr, 02.01.2023

S&P 500 Jahresausblick 2023 - Der Abgrund ist weit entfernt

Der S&P 500 zeigte sich trotz einiger dynamischer Rallys das Jahr 2022 über in einer schwachen Verfassung. Kann sich das in 2023 ändern?

Erwähnte Instrumente

  • S&P 500
    ISIN: US78378X1072Kopiert
    Kursstand: 3.783,22 Pkt (S&P) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • S&P 500 - WKN: A0AET0 - ISIN: US78378X1072 - Kurs: 3.783,22 Pkt (S&P)

Der S&P 500 beschloss das Jahr 2021 mit einem Schlusskurs bei 4.766,18 Punkten. Der Start in das aktuelle Jahr gelang zwar noch, der Index kletterte am 05. Januar 2022 auf ein Allzeithoch bei 4.818,62 Punkten. Aber danach prägten mehrere Verkaufswellen das Jahr 2022. Am 13. Oktober notierte der Index im Tief bei 3.491,58 Punkten.

Der Index befindet sich seit Jahrzehnten in einer langfristigen Aufwärtsbewegung. Dabei kam es ab dem Jahr 2000 zu einer großen Korrekturbewegung in einem umgekehrten Dreieck. Aus diesem brach der Index im März 2013 nach oben. Das Ziel aus dieser Formation übertraf der Index mit dem Allzeithoch deutlich. Er notierte im Dezember 2021 und Januar 2022 auch kurzzeitig über der oberen Begrenzung der Aufwärtsbewegung seit März 2009. Aber dieser Ausbruch stellte sich schnell aus Fehlausbruch heraus.

S&P 500 - Index_langfristig
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Seit Januar 2022 befindet sich der Index in einer Abwärtsbewegung. In dieser Bewegung gab es zwei große Erholungen. Die erste startete im Mitte Juni und die andere Mitte Oktober, beide Erholungen führten den Index fast an den Abwärtstrend seit dem Allzeithoch. Zuletzt prallte der Index Mitte Dezember an diesem Trend bzw. am log. 50 %-Retracement der Abwärtsbewegung ab dem Allzeithoch nach unten ab.

Der S&P 500 bildete im Widerstandsbereich um 4.100 Punkte ein Doppeltop aus. Dieses vollendete er am 15. Dezember 2022 mit dem Fall unter die Unterstützungszone um 3.918-3.911 Punkte. Dabei fiel der Index auch aus dem Aufwärtstrend seit Oktober 2022 heraus.

S&P 500 - Wochenchart
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Indikatoren:

Auf Monatsbasis notiert der RSI (14) mit 41,99 Punkten noch immer im neutralen Bereich. Das Coronatief hat der Indikator bisher nicht durchbrochen. Im unteren Extrembereich notierte der Index zuletzt im Umfeld des Tiefs aus dem Jahr 2009. Die Bollinger Bänder haben sich auf Monatsbasis zuletzt wieder etwas verengt und laufen seitwärts. Der Abstand ist aber noch groß. Daher kann aus einem Ausbruch aus den Bändern nicht automatisch vom Start einer dynamischen Trendbewegung ausgegangen werden.

Auch auf Wochenbasis notiert der RSI (14) im neutralen Bereich. Allerdings droht hier die Aufwärtstendenz seit Juni zu kippen. Es aber noch nicht so weit. Die Bollinger Bänder laufen mit einigem Abstand seitwärts und haben an dieser Stelle wenig Aussagekraft.

Auf Tagesbasis ist im RSI die Aufwärtstendenz seit September klar gebrochen. Der Indikator nähert sich inzwischen auch dem überverkauften Bereich, ist aber noch lange nicht dort angekommen. Nach einer kurzen, aber deutlichen Verengung der Bollinger Bänder weiten sie sich seit einigen Tagen auf. Damit deutet sich an, dass sich der Index in einer dynamischen Bewegung befindet. Diese ist hier abwärts gerichtet.

Wann böten sich Chancen für größere Investitionen?

Die Korrekturbewegung im S&P 500 ist intakt. Im Vergleich zu früheren großen Korrekturen fällt die laufende auch noch moderat aus. In der Spitze verlor der S&P 500 in dieser Korrektur 27,54 %. Der Coronacrash kostete den Index 35,41 %, die Finanzkrise sogar 57,69 %. Die Struktur der Abwärtsbewegung deutet auch auf eine Fortsetzung hin. Ein möglicher Zielbereich wäre der Bereich um 3.264 -3.233 Punkte. Ein Überschießen bis ca. 2.961 Punkte und damit an das log. 61,8 % Retracement der Rally ab März 2020 und an den Aufwärtstrend seit März 2009 ist auch möglich. Dass der Unterstützungsbereich um den EMA 200 bei aktuell 3.704 bis zum log. 38,2 % Retracement bei 3.566 Punkten zum dritten Mal eine starke Erholung auslösen kann, erscheint wenig wahrscheinlich, ist aber nicht ausgeschlossen.

Die Bewegung seit Januar 2022 lässt sich aber immer noch einwandfrei als Korrekturbewegung der Aufwärtsbewegung seit März 2020 ansehen. Zum aktuellen Zeitpunkt ist noch nicht davon auszugehen, dass die Rally seit März 2009 korrigiert wird.

Das Katastrophenszenario:

Die Korrektur seit Januar wandelt sich von einer Korrekturbewegung der Rally ab März 2020 zu einer Korrekturbewegung der Rally ab März 2009. Dies wäre mit einem stabilen Bruch des Unterstützungsbereichs um 2.961 Punkte der Fall. In diesem Szenario wäre eine weitere Abwärtsbewegung in Richtung des Tiefs aus dem März 2020 das Minimalziel. Ein Rückfall auf die alten Allzeithochs aus den Jahren 2007 und 2000 bei 1.576 bzw. 1.522 Punkten wäre dann durchaus auch möglich.

Das Normalszenario:

Die Korrektur geht zu Jahresbeginn noch weiter, endet aber im Bereich um 3.264-3.233 Punkten. Anschließend kommt es zwar zu einer Rally, aber neue Allzeithochs bleiben außer Sichtweite. Die Korrektur geht in eine größere Seitwärtsbewegung über. Dabei kommt es immer wieder zu kurzen Ausschlägen in beide Richtungen. Der Jahreshöchstkurs könnte sich im Bereich um 4.100-4150 Punkte einstellen. Diese Seitwärtskorrektur könnte den Index auch noch in den Jahren 2024 und 2025 beschäftigen.

Das Alles-wird-gut-Szenario:

Auch in diesem Fall ist mit einem negativen Jahresstart zu rechnen. Der Index kann dabei ebenfalls in Richtung 3.264-3.233 Punkte abfallen. Allerdings startet dann eine dynamische Rally. Die Abwärtsbewegung seit Januar 2022 wird zu einer bullischen Flagge auf die Bewegung seit März 2020. Nach dem Ausbruch aus dieser Flagge setzt sich die Rally dynamisch fort. Der Index schießt dann in den nächsten 2-3 Jahren auf über 7.100 Punkte nach oben.

Fazit: Licht in Sicht, aber der Tunnel ist noch lang

Auch wenn der Chart Spielraum für eine vollständige Katastrophe und ebenso für ein Alles-wird-gut-Szenario lässt, ist doch weder das eine noch das andere wahrscheinlich. Ähnlich wie im Nasdaq 100 ist das Katastrophenszenario zwar wahrscheinlicher wie ein Alles-wird-gut-Szenario, aber beide zusammen und jeweils für sich, sind nicht sehr wahrscheinlich. Nach Coronacrash, Coronarally, Superblase usw. wird es wieder Zeit für ein wenig Normalität.

Die ersten Wochen des neuen Jahres werden noch schwierig werden. Der S&P 500 kann leicht in Richtung 3.264-3.233 Punkte abfallen. Aber dort sollte sich ein Boden bilden, der Grundlage für eine Rally in den Bereich um 4.100-4.150 Punkte sein sollte.

Zusätzlich lesenswert:

NASDAQ 100 - Jahresausblick 2023: Das Jahr des Comebacks?

S&P 500 - Index
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2 Kommentare

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  • goletitout
    goletitout

    Ich habe mir auch letztens ähnliche Gedanken gemacht, mit welcher Wahrscheinlichkeit der S&P 500 wie weit fallen könnte (ohne Gedanken in Richtung der Oberseite, nur: wie weit könnte es fallen?). Im Prinzip waren die Rückschlüsse ähnlich, nur hatte ich noch mehr Zwischenstufen angedacht.

    Very Best Case (10%): S&P 500 sinkt nicht mehr unter 3.600, etabliert einen Seitwärtstrend zwischen 3.600 und 4.100 Punkten, der so einige Zeit läuft und dann geht es langsam wieder nach oben.

    Good Case (20%): Rücklauf bis 3.500 Punkte, um quasi ein zweites Leg zum Tief vom 13. Oktober 2022 zu haben und von dort aus wieder nach oben zu laufen (Doppeltief als Basis für neue Rally).

    Ok Case (45%): Rücklauf bis 2.900-3.200 Punkte (entspricht „Normalitätsszenario“ hier im Artikel). Dann wieder Hochlauf bis 4.000 und nochmal runter auf 3.500 für eine inverse SKS.

    Hard Correction Case (15%): Rücklauf bis Corona-Tief (2.200 Punkte etwa). Dadurch zweites Leg zum Corona-Tief 2020 (tiefes Doppeltief).

    Very bad Case (8%): Rücklauf bis zu den alten Allzeithochs (1.500 Punkte).

    Worst Case (2%): Rücklauf auf DotCom-Tief (800 Punkte rum glaub) oder gar Finanzkrisentief (700 Punkte rum).

    16:19 Uhr, 29.12.2022
  • goletitout
    goletitout

    Top Artikel! In genau solchen Szenarien muss man denken. Ob jetzt das Katastrophen-Teil wirklich deutlich wahrscheinlicher als das "Alles wird gut"-Teil ist, sei dahin gestellt. Entscheidend ist: klar, wir können ein paar fürchterlichen Jahren entgegen gehen, aber die Wahrscheinlichkeit dafür ist insgesamt recht gering. Man sollte also den Mut fassen und (tranchenweise) investieren, wenn man nicht bereits investiert ist. Es lohnt sich selten, auf den ganz großen Crash zu warten. Peter Lynch:"Far more money has been lost by investors preparing for corrections, or trying to anticipate corrections, than has been lost in corrections themselves."

    15:46 Uhr, 29.12.2022

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Über den Experten

Alexander Paulus
Alexander Paulus
Technischer Analyst und Trader

Alexander Paulus kam zunächst über Börsenspiele in der Schule mit der Börse in Kontakt. 1997 kaufte er sich seine erste Aktie. Nach einigen Glückstreffern schmolz aber in der Asienkrise 1998 der Depotbestand auf Null. Da ihm das nicht noch einmal passieren sollte, beschäftigte er sich mit der klassischen Charttechnik und veröffentlichte seine Analysen in verschiedenen Foren. Über eine Zwischenstation kam er im April 2004 zur stock3 AG (damals BörseGo AG) und veröffentlicht seitdem seine Analysen auf stock3.com (ehemals GodmodeTrader.de)

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