So wird sich die nächste Krise abspielen
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Nach der Finanzkrise von 2008 wurden rund um den Globus unzählige Gesetze verabschiedet, die für mehr Stabilität im Finanzsystem sorgen und eine weitere Finanzkrise verhindern sollen. Doch ausgerechnet diese zusätzliche Regulierung könnte dafür sorgen, dass die nächste Krise noch deutlich katastrophalere Folgen hat als die letzte. Davor warnt der Investmentbanker und Blackstone-Mitgründer Stephen A. Schwarzman in einem aktuellen Beitrag für das Wall Street Journal.
Trotz guter Intentionen könnten die Maßnahmen nicht nur das Wachstum dauerhaft verlangsamen, sondern auch zur nächsten Krise beitragen. Eine neue gesetzliche Maßnahme, die die nächste Krise befeuern könnte, ist die (nach einem ehemaligen Fed-Chef) benannte Volcker Rule, die Banken in den USA den Eigenhandel verbietet. Das Verbot hat, zusammen mit anderen Kapital- und Liquiditätsregeln allerdings auch dazu geführt, dass Banken nicht nur den Eigenhandel, sondern auch das sogenannte Market-Making in den Aktien- und Anleihemärkten eingeschränkt haben.
Market Maker spielen allerdings auf dem Finanzmarkt eine wichtige Rolle: Dadurch, dass sie ständig Kauf- und Verkaufskurse bereitstellen, sorgen sie für zusätzliche Liquidität und erlauben so anderen Marktteilnehmern, jederzeit Wertpapiere zu handeln. Temporäre Ungleichgewichte zwischen Angebot und Nachfrage werden durch den Market Maker auf eigenes Risiko ausgeglichen. Durch das Verbot des Eigenhandels wird jedoch auch das Market-Making schwieriger, denn auch Market Maker haben in der Regel Wertpapier auf eigenes Risiko in ihren Büchern.
In sehr liquiden Märkten spielt die Aktivität der Market Maker eine untergeordnete Rolle. Aber trocknet die Liquidität in bestimmten Teilen des Marktes während einer Krise auf einmal aus, zum Beispiel weil jeder verkaufen aber niemand mehr kaufen will, dann spielen die Market Maker auf einmal eine essentielle Rolle: Ohne Market Maker kommt es zu riesigen, unberechenbaren Kursschwankungen, was oft zur Folge hat, dass die Liquidität noch weiter austrocknet.
Dass die Befürchtungen von Schwarzman nicht zu weit hergeholt sind, hat sich in diesem Jahr bereits zwei Mal gezeigt. Als die Schweizerische Notenbank im Januar überraschend ihren Mindestkurs von 1,20 Franken pro Euro aufgehoben hat, kam es zu riesigen Kursschwankungen. Der Euro rutschte von 1,20 Franken bis auf 0,8489 Franken ab, nur um sich im Laufe des Handelstages wieder bis auf 0,9974 Franken zu erholen.
Das hatte auch damit zu tun, dass viele Banken den Handel mit Franken plötzlich einstellten und keine Kauf- und Verkaufskurse mehr stellten. Andere Marktteilnehmer erlitten riesige Verluste, weil sie zu ganz anderen Kursen ausgeführt wurden, als sie geglaubt hatten. Wenige Aufträge bewegten den Kurs auf einmal extrem stark.
Auch bei den jüngsten Turbulenzen am Anleihemarkt dürfte die Illiquidität infolge verstärkter Regulierung eine Rolle gespielt haben. Der Bund-Future, ein Terminkontrakt für eine fiktive Bundesanleihe mit zehn Jahren Laufzeit, brach seit Mitte April um rund sieben Prozent ein, was für Rentenfutures eine sehr große Kursveränderung darstellt. Dies geschah offenbar auch deshalb, weil Marktteilnehmer das Market-Making einschränkten, weil sie von den Kursturbulenzen überrascht wurden.
Die Warnung von Schwarzman zeigt einmal mehr, dass neue Gesetze, die den Markt regulieren sollen, oft unerwünschte Konsequenzen haben, die von den Politikern, die über Gesetze entscheiden, meist überhaupt nicht verstanden werden. Letztlich führt jeder Eingriff in den Markt immer auch zu Konsequenzen, die problematisch sind.
Das Risiko einer plötzlich austrocknenden Liquidität müssen auch die Notenbanken im Auge behalten, wenn sie ihre lockere Geldpolitik wieder zurückfahren. Den Anfang mit Zinserhöhungen dürfte im weiteren Jahresverlauf die US-Notenbank machen. Deshalb wird bereits der kommende Fed-Zinsentscheid sehr spannend. Mein Kollege Jochen Stanzl veranstaltet ein kostenloses Webinar mit Wallstreet-Insider Markus Koch zum Fed-Zinsentscheid, an dem Sie unbedingt teilnehmen sollten!
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So gesehen waren die weltweiten QE-Programme genauso Eingriffe in die sich normalerweise selbständig regulierenden Marktmechanismen. Auch die QEs haben diese monate- gar jahrelang zwar nicht ganz ausgeschaltet, aber doch sehr stark verzerrt. Das wird eine schöne "Gemengelage"!