Kommentar
08:46 Uhr, 27.02.2015

So wird die Fed die Zinsen nicht anheben können!

Die bisher angedachte Methode, den Leitzins anzuheben, sollte unbedingt überdacht werden. Eine Alternative steht aber bereit

In einem äußerst interessanten Papier argumentiert Peter Stella gegen eine Leitzinserhöhung mittels RRPs und IOER und schlägt stattdessen eine Asset-Swap zwischen der Fed und dem Finanzministerium vor.

Ich will hier nicht genauer auf den Vorschlag eingehen, aber auf den ersten Blick lassen sich aus der Arbeit Stella's ein paar bemerkenswerte Zahlen ziehen.

Aufgrund der massiven Liquiditätsinjektionen post Lehman (aber noch pre QE) sind die Reserven der Banken von ursprünglich $32 Mrd am 10. September 2008 bis zum 22. Oktober 2008 auf $227 Mrd explodiert.

Dies führte dazu, dass die Fed die Kontrolle über die Leitzinsen verlor. (Grafik 1). Faktisch hatte damals also nicht die Zentralbank die Zinsen gesenkt, sondern der Markt (daher auch die Verrenkungen bei der geplanten Erhöhung).


Aus Grafik 2 geht genauer hervor, wohin die Reserven gewandert sind. Während beispielsweise JPM im Jahr 2006 noch Überschussreserven von nur $2,2 Mrd hielt, waren es 2014 sagenhafte $357 Mrd; Wells Fargo kommt immerhin auf $218 Mrd.

Nicht weniger brisant ist Grafik 3..ausländische Banken waren fleißige Nutzer des Asset-Swaps aka Quantitative Easing und halten über ihre US-Töchter Reserven im Umfang von $1,082 Bio. Die Zahlen sind zwar nicht unbedingt neu, bergen aber trotzdem Sprengstoff.

Man stelle sich vor, die Fed zieht ihre Leitzinserhöhung (um den Anleihenmarkt nicht vor die Wand zu fahren) tatsächlich ohne den Verkauf von Assets, sondern nur mittels alternativer Tools durch und hebt die IOER auf 2% an.

In diesem Falle würde die Fed alleine JPM jährlich $7,14 Mrd überweisen. (Zum Vergleich: Das Net Interest Income der Bank lag im 4Q13 bei $7,1 Mrd). An Deutsche Bank, BNP und Konsorten würde eine Überweisung in Höhe von$21,6 Mrd fällig.

Man erkläre es dem amerikanischen Steuerzahler, warum er erst das weltweite Bankensystem retten darf, um es dann nach Abschluss der Operation auf Jahre (Jahrzehnte?) hinaus mit mehrstelligen Milliardenbeträge subventionieren soll.

Meiner Meinung wird die Fed damit nicht durchkommen.

3 Kommentare

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  • Simon Hauser
    Simon Hauser Redakteur

    Ich will in absehbarer Zeit auf meinem Blog ein Follow-Up zur Entstehung der Überschussreserven posten. Da es hauptsächlich nicht-Banken waren, die ihre Anleihen an die Fed verkauft haben, geben die Banken die Zinserträge von ihren Reserven natürlich teilweise weiter.

    15:59 Uhr, 27.02. 2015
  • mkgeld
    mkgeld

    eine Zinserhöhung ist gar nicht mehr möglich. Da können die Notenbanker erzählen was sie wollen. Seit über 15 Jahren gehen die Zinsen zurück und jetzt bei der hohen Staatsverschuldung und kaum Inflation gibt es keine Chancen für Zinserhöhungen. Es wird eine weitere Inflation bei Immobilien, Aktien geben und bei Gold werden die Notenbanken versuchen gegenzusteuern solange es geht. Ansonsten wäre das Papiersystem schnell am Ende.

    09:00 Uhr, 27.02. 2015

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Über den Experten

Simon Hauser
Simon Hauser
Redakteur

Simon Hauser hält für Guidants News die Stellung in North Carolina und sendet aus sicherer Entfernung zur Wall Street Echtzeitnachrichten in die Welt. Leider spielen die Kennzahlen der Wirtschaftsteilnehmer oft nur eine untergeordnete Rolle und werden dominiert von einem hysterischen Medienzirkus, punktundkommalosem Zentralbank-Blubber, und mysteriösen Algo-Kreaturen. Simon Hauser hat über die Jahre als aktiver Börsenteilnehmer ein krudes Interesse für diese Dinge, welche in einer perfekten Welt eigentlich keine Rolle spielen sollten entwickelt, und versucht (mit wechselndem Erfolg) zu ergründen was die Kurse wirklich treibt.

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