SNB hat ihre Reputation in die Waagschale geworfen
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Zürich/ Bern (BoerseGo.de) - Die Schweizerische Nationalbank (SNB) strebt eine "deutliche und dauerhafte Abschwächung des Frankens" an. Erstmals seit mehr als 30 Jahren wird eine Obergrenze für den Frankenkurs eingeführt, die unter allen Umständen mit Devisenkäufen verteidigt werden soll. Die Zentralbank begründet die Entscheidung vom 6. September mit der massiven Überbewertung des Frankens, die zu einer akuten Bedrohung für die Wirtschaft geworden ist. Nach der Bekanntmachung verlor der Franken massiv an Wert und handelte zeitweise über zehn Prozent schwächer gegenüber dem Euro. Er hält sich weiterhin knapp über der anvisierten Marke von 1,20 je Euro.
Die Experten der Bank Vontobel gehen davon aus, dass die Verteidigung des neuen Wechselkursziels gelingen wird. Uns zwar aus folgenden Gründen: Die SNB habe durch die gewählte Formulierung ihre gesamte Reputation in die Waagschale geworfen. Zweitens dürfte die Notenbank das Einverständnis der Politik zu diesem ungewöhnlichen Schritt mit allen Konsequenzen eingeholt haben. Und zuletzt wären alle ernstzunehmenden Analysen selbst bei einem Kurs von 1,20 von einem überbewerteten Franken ausgegangen. Vontobel selbst halte einen Kurs von rund 1,28 für angemessen.
Wie hoch sind die Kosten dieser Interventionen, fragen die Analysten weiter? „Devisenmarktinterventionen zur Schwächung der eigenen Währung, sofern nicht sterilisiert, führen zu einer Erhöhung der Geldmenge und somit zu einer potentiell steigenden Inflation in der Zukunft. Sollte sich die Eurokrise wieder verschärfen, könnten die nötigen Interventionsbeträge extrem ansteigen. Im derzeitigen deflationären Umfeld mit sich stark abkühlender Konjunktur stellt dies aber noch keine große Bedrohung dar“, schreiben die Analysten in ihrem Ausblick. Vontobel erwartet, dass es der SNB gelingen wird, bei steigender Inflationsgefahr auch wieder angemessen Gegensteuer zu geben.
Bei den längeren Laufzeiten im Anleihenbereich gehen die Experten von einem Anstieg aus und erwarten eine steilere Zinskurve. Denn das Wechselkursrisiko für Anleihen in Euro sei für Schweizer-Franken-Investoren deutlich geringer geworden. Allerdings gebe es weiterhin Gründe, warum sich die Anleihenrenditen nicht vollständig dem Euroniveau annähern werden. Die Solidität der Staatsfinanzen sei in der Schweiz nach wie vor deutlich höher und die Inflation niedriger.
Während die kurzen Zinsen weiterhin extrem niedrig bleiben, dürften die längeren Laufzeiten nach Ansicht der Experten höher notieren. Der Nettoeffekt auf die Immobilienpreise sei leicht positiv. Auch der Goldpreis dürfte per saldo leicht profitieren, da der Schweizer Franken als "sicherer Hafen" nun weniger in Frage kommen sollte. Das Gold werde dadurch noch mehr zum "Sicheren Hafen" in unsicheren Zeiten, sind die Vontobel-Experten überzeugt.
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