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14:25 Uhr, 30.09.2016

Sind Negativrenditen bei Unternehmensanleihen irrational?

Anleiheemittenten werden dafür bezahlt, dass sie sich Geld leihen, während Investoren Geld verlieren, wenn sie Anleihen mit einer negativen Rendite kaufen. Warum sollten Anleger also in solche Anleihen investieren?

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  • Euro-Bund Future
    ISIN: DE0009652644Kopiert
    Kursstand: 166,23 € (Commerzbank CFD) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Zürich (Godmode-Trader.de) - Die Negativrenditen am Anleihemarkt haben ein neues Niveau erreicht. Auf Euro lautende Anleihen mit negativen Renditen sind zwar nichts Neues, Mitte September wurden aber die ersten Euro-Unternehmensanleihen mit einer negativen Rendite emittiert. Anleiheemittenten werden somit dafür bezahlt, dass sie sich Geld leihen, während Investoren mit Sicherheit Geld verlieren, wenn sie die Anleihe bis zur Fälligkeit halten. Warum sollten Anleger also in solche Anleihen investieren?

Die von Henkel und Sanofi emittierten Anleihen boten Investoren eine Rendite von -0,05 Prozent für Laufzeiten über zwei sowie über dreieinhalb Jahre. „Diese Renditen mögen irrational niedrig erscheinen“, kommentiert Enzo Puntillo, Head of Fixed Income bei GAM. „Allerdings haben diese kurzlaufenden Investmentgrade-Unternehmensanleihen für bestimmte Investoren dennoch einen Wert. Regulierte Investoren wie Versicherer und Pensionseinrichtungen werden im Grunde dazu gezwungen, Anleihen zu kaufen, und können daher nicht als irrational angesehen werden. Für sie stellen solche Unternehmensanleihen eine bessere Investmentgelegenheit dar als beispielsweise zweieinhalbjährige Bundesanleihen mit einer Rendite von -0,64 Prozent.“ Die Negativrenditen sollten daher nicht auf irrationales Verhalten von Anlegern zurückgeführt werden, sondern auf die Bemühungen der Notenbanken, die Renditen künstlich niedrig zu halten, so Puntillo weiter.

Die europäischen Zentralbanken strebten niedrige Renditen an, um das Wirtschaftswachstum zu stimulieren. „Allerdings nutzen Unternehmen das Geld, das sie durch Anleiheemissionen einnehmen, vor allem für so genanntes Financial Engineering“, erklärt Puntillo. „Sie refinanzieren ältere, teurere Schulden oder nutzen die Mittel für Aktienrückkaufprogramme. In meinen Augen sollten sich die Zentralbanken zurückziehen und die Regierungen die seit Langem nötigen strukturellen Reformen angehen lassen. Das sollte letztlich zu einem nachhaltig höheren Wirtschaftswachstum führen – hoffentlich, bevor alle Investoren irrational agieren.“

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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