Silber überflügelt Gold - Angriff auf Mehrjahreshoch in Sicht
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Als hauptsächliche Einflussfaktoren für die Entwicklung des Silberpreises werden zumeist die gleichen Gründe wie beim Gold angeführt: die Furcht vor steigenden Inflationsraten, ein schwacher US-Dollar sowie ein spekulatives Anlegerinteresse. Dabei nimmt Silber im Gegensatz zu Gold aufgrund der hohen Produktionsmengen und starken Verwendung in der Industrie eine Sonderrolle ein. Silber ist vielmehr auch als Industriemetall einzustufen. Die wichtigsten Abnehmer sind die Elektroindustrie, die Schmuckerzeugung sowie die klassische Fotoentwicklung. Der überwiegende Teil der Produktion fällt als Nebenprodukt bei der Förderung von Blei, Zink und Kupfer an. Dies führt dazu, dass sich die Preise von Silber und Kupfer oft parallel entwickeln. Die wachsende Nachfrage nach Gold als Anlageinstrument kann auch Silber als Alternative zu Gold Auftrieb bescheren. Mit dem steigenden Wohlstand in Asien steigt die Nachfrage nach Schmuck und Luxusartikeln, wobei insbesondere Indien eine große Bedeutung zukommt.
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Im Jahr 2006 betrug die weltweite Silberminenproduktion 646,1 Millionen Feinunzen (31,1034768g). Aus dem Silber-Recycling stammte ein Angebot von etwa 188 Millionen Feinunzen. Das gesamte Silberangebot belief sich damit auf rund 835 Millionen Feinunzen. Dem Angebot stand eine um etwa 9% höhere Nachfrage gegenüber. Dieses Defizit wurde durch Silberverkäufe der Notenbanken gedeckt. Rund 430 Millionen Feinunzen entfielen im vergangenen Jahr auf industrielle Anwendungen. Die Nachfrage der Fotoindustrie, die in früheren Jahren ein wesentlicher Einflussfaktor war, ging um 10% zurück und wird infolge des Trends zur Digitalfotografie wohl weiter an Bedeutung verlieren. Für 2007 wird ein Minus von 12% prognostiziert. Die globale Silbernachfrage in der Industrie soll total um 3% abnehmen. Da jedoch neue Minen den Betrieb aufgenommen haben, ist mit einem Anstieg des globalen Angebots um etwa 5% zu rechnen. Insgesamt ist für das laufende Jahr eine ausgeglichene Angebots- und Nachfragesituation zu konstatieren. Während die Nachfrage in der Schmuckindustrie recht preisunelastisch reagiert, ist der Silberverbrauch für Münzen und Medaillen zu unbedeutend, um den Preis nennenswert zu beeinflussen. Da Silber in erster Linie industriell eingesetzt wird, setzten sinkende Basismetallpreise Silber stärker zu als Gold. Die Auflegung des weltweit ersten Silberfonds im Jahr 2005 hat das Metall aber einer breiteren Schicht von Anlegern zugänglich gemacht. Zudem wurde die Doppelrolle als Industriemetall und Finanzinstrument gestärkt. Silber profitiert aufgrund seiner geringen Marktkapitalisierung überproportional von steigenden Investitionen in Rohstoffindizes.
Die Preisentwicklung von Gold und Silber zeigt meist eine enge Korrelation. Silber bewegt sich nur in Ausnahmefällen in die entgegen gesetzte Richtung zum Gold. Dabei verhält sich Silber wie ein Hebelprodukt auf Gold, d.h. die Preisänderungen am Silbermarkt verlaufen volatiler als am Goldmarkt. Die gegenseitige Abhängigkeit resultiert aus dem Gold-/Silberstandard, der auf das Jahr 1772 zurückgeht, als die USA dieses Verhältnis auf 15:1 festsetzen. Der Gold- und der Silberpreis waren aneinander gekoppelt. Silber verlor in den USA und Europa später an Bedeutung, als die Länder zum einheitlichen Goldstandard übergingen. Der Silberpreis kam wieder in Bewegung, als die vielfältige Verwendung für industrielle Zwecke die Nachfrage anziehen ließ. Trotz der Aufhebung des so genannten Goldstandards im Jahr 1971 und seitdem nur noch Gold von den Notenbanken als Reservewährung gehalten wird, haftet Silber weiterhin der Ruf als „sicherer Hafen“ an. Obwohl der Silberpreis auf steigende Goldnotierungen in der Regel positiv reagiert, lässt sich daraus keine feste Gold/Silber-Relation ableiten. Im Jahr 2003 betrug der Faktor rund 80. Ende 2006 kostete Gold rund 50 Mal mehr als Silber. Seit dem Jahr 2004 befindet sich die Ratio in einem Abwärtstrend, d.h. Silber entwickelt sich zu Gold überproportional besser.
Aufgrund der beschriebenen Korrelation zu Gold ist es für ein Verständnis des Silbermarktes unumgänglich, die treibenden Faktoren beim Gold zu kennen. Verallgemeinert kann man sagen, dass sich Gold zum US-Dollar oft wie eine harte Währung verhält. Während der Greenback in ökonomischen Boomphasen profitiert, ist Gold in Krisenzeiten gefragt. Die inverse Beziehung kann seit der Aufgabe des Goldstandards beobachtet werden. Gold weist häufig eine gegenläufige Entwicklung zum US-Dollar-Index auf, der die Wertentwicklung des Greenback im Verhältnis zu den Währungen der wichtigsten US-Handelspartner widerspiegelt. So verlief beispielsweise in den Jahren 2002 bis 2004 der Anstieg des Goldpreises fast parallel zum Rückgang des US-Dollar gegenüber dem Euro. Divergenzen waren und sind aber immer wieder zu beobachten. Rund drei Viertel der weltweiten Nachfrage nach Gold kommt aus der Schmuckindustrie. Dabei ist zu berücksichtigen, dass das als Krisenmetall bezeichnete Gold, was die Schmucknachfrage betrifft, keineswegs von ökonomischen Krisen profitiert, sondern von einer blühenden Wirtschaft. Die Nachfrage nach Schmuck geht zurück, wenn die Preise steigen. Die Wirkungsrichtung ist damit entgegengesetzt zur Spekulation. Die treibenden Kräfte des Goldpreises sind die inflationären Entwicklungen der letzten Jahre, vor allem die Verschuldung der USA. Steigende Inflationsgefahren erhöhen tendenziell die Nachfrage nach Gold als Anlage zur Inflationssicherung.
Abgesehen von einem Kursanstieg im Jahr 1998 auf rund 7,00 USD je Feinunze bewegte sich Silber in den Jahren 1989 bis Anfang 2004 in einem engen Preiskorridor zwischen 4,00 und 6,00 USD. Vom Rohstoffboom konnte Silber lange Zeit nicht profitieren. Die Anfang 2004 gestartete Rallye führte das Metall bis April 2004 auf 8,45 USD. Nach einer Konsolidierung von gut einem Jahr kletterte Silber auf 15,22 USD im Mai 2006 und damit den höchsten Stand seit den 1980er-Jahren. Ein Erklärungsansatz liegt in der Auflegung des weltweit ersten Silberfonds, ein anderer in der Rallye des Kupferpreises. Am Mehrjahreshoch startete Silber eine volatile Korrekturbewegung, innerhalb der am 26. Februar das 2007er-Hoch bei 14,76 USD erreicht wurde. Die hier etablierte Abwärtstrendlinie verläuft in etwa bei 13,40 USD. Überwindet Silber die Widerstandsbereiche bei 13,80 USD, 14,10 USD und 14,76 USD ist ein neuer Anlauf auf das Mehrjahreshoch bei 15,22 USD möglich. Andernfalls trüben sich die kurzfristigen Aussichten ein, da sich der jüngste Abwärtstrend fortsetzen könnte. Fällt Silber per Wochenschluss unter den Bereich von 12,70 USD ist ein Rückfall bis rund 10,50 USD möglich. Der übergeordnete Aufwärtstrend aus dem Juli 2003 verläuft bei etwa 9,50 USD. Im Bereich der 200-Tagelinie versucht Silber derzeit eine Stabilisierung, wobei die 38-Tagelinie droht, diese von oben nach unten zu durchschneiden – das wäre ein negatives Signal.
Silber wird aller Voraussicht nach auch im weiteren Jahresverlauf zu den volatilsten Metallen gehören. Ein Angebotsüberhang, für den derzeit wenig spricht, könnte Silber aus seiner Hebelwirkung zum Gold lösen. Ungeachtet aller Unterschiede zum Gold scheint eine Abkopplung des Silberpreises unwahrscheinlich. Wir erwarten bis zum Jahresende die Überwindung des Jahreshochs, die das Metall in den 15er-USD-Bereich führen und damit einen neuen Angriff auf das Mehrjahreshoch bei 15,22 USD ermöglichen sollte.
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