Kommentar
13:05 Uhr, 16.05.2017

Siegeszug der Roboter: Werden wir alle arbeitslos?

Globalisierung, Roboter, künstliche Intelligenz, Industrie 4.0: welcher Mensch kann mit den neuen Entwicklungen schon konkurrieren? Werden wir aus dem Arbeitsmarkt verdrängt?

Technologischer Fortschritt ist eigentlich eine gute Sache. Gäbe es diesen Fortschritt nicht, dann würden wir noch immer in Höhlen ohne fließendes Wasser, Heizung, Fernseher, Computer usw. leben. Technologie hat den Lebensstandard massiv gesteigert. Die heutigen Verhältnisse sind überhaupt kein Vergleich zu denen vor 100 Jahren. Welchen Lebensstandard die meisten bevorzugen, muss man vermutlich gar nicht fragen.

Trotzdem beschleicht viele ein ungutes Gefühl. Roboter können immer mehr. Sie können immer komplexere Arbeitsabläufe bewältigen. Viele Jobs mit manueller Arbeit werden wegfallen. Es ist nur eine Frage der Zeit. Doch nicht nur dort sind Roboter eine Gefahr für den Menschen als Arbeitnehmer.

Maschinen werden immer intelligenter. Es handelt sich zwar um keine „echte“ Intelligenz – bis IBMs Watson Jeopardy gewinnen konnte, gingen unzählige Stunden der Programmierung voraus – doch wer lange genug programmiert und experimentiert, kann Software recht gewieft erscheinen lassen.

Es stehen nicht nur Jobs mit manueller Arbeit im Feuer, sondern auch viele Bürojobs. Computer können Recherchen schneller erledigen. Inzwischen ist so manches Programm besser darin, Patienten zu diagnostizieren als der Mensch. So ist es absolut nachvollziehbar, dass einige von einem radikalen Jobkahlschlag ausgehen. Je nach Studie sind zwischen 20 % und 80 % aller Arbeitsplätze betroffen.

Bei solchen Szenarien drängt sich die Frage auf: was machen wir dann mit all den Menschen, wenn sie nicht mit Maschinen konkurrieren können?

Wie gehen wir mit der Massenarbeitslosigkeit um? Wie finanzieren wir überhaupt diese Unterbeschäftigung und Arbeitslosigkeit?

Die Antwort auf diese Fragen ist überraschend einfach. Wir müssen fast nichts tun. Das Problem, welches viele heraufbeschwören, existiert nämlich gar nicht. Es ist nur Panikmache und hat wenig mit der Realität zu tun. Wieso das so ist, wird in einem sehr guten Research erklärt.

Die wichtigsten Erkenntnisse der Studie sind beruhigend. Obwohl viele Analysten Horrorszenarien aufzeigen, ist die Angst absolut unbegründet. Es wird häufig von einer exponentiellen Entwicklung beim technologischen Fortschritt gesprochen. Mit anderen Worten: der Fortschritt könnte von heute auf morgen Millionen an Jobs beseitigen. In der Realität ist der Wandel sehr viel langsamer und es gibt keinen Grund anzunehmen, dass sich die Entwicklung nun explosionsartig beschleunigt.

Historisch gab es für einzelne Berufsgruppen immer wieder Schocks. So waren einmal zehntausende Menschen in einer Berufsgruppe beschäftigt, die es heute nicht mehr gibt. Bevor das Aufstellen von Kegeln automatisiert wurde, mussten Menschen die Kegel immer wieder aufrichten. Mit der Erfindung der Automatisierung dieses Prozesses, fielen all diese Jobs innerhalb kurzer Zeit weg.

So ging es mehreren Berufsgruppen. Es war einmal sehr lukrativ im Bahngeschäft tätig zu sein, ob als Lokführer, Bremser etc. (Grafik 1). Viele dieser Jobs fielen weg als das Automobil seinen Siegeszug begann und immer weniger Menschen die Bahn nutzten. Zudem ermöglichte Technologie den Wegfall bestimmter Jobs. Einen Bremser gibt es schlichtweg nicht mehr. Heute kann der Lokführer bremsen. Es braucht kein zusätzliches Personal mehr dafür.

Die Jobs im Eisenbahngeschäft gingen zwar verloren, doch dafür wurden in der Automobilindustrie sehr viele neue Jobs geschaffen (Grafik 2). Die Entwicklung in der Autoindustrie glich die Entwicklung bei der Eisenbahn mehr als aus. Netto wurden Jobs geschaffen.

Bisher ist es der Wirtschaft immer gelungen wegfallende Jobs zu ersetzen. In über 150 Jahren ist es bisher nicht passiert, dass dies nicht gelungen wäre. Es gibt eigentlich keinen Grund, übermäßig besorgt zu sein. Tatsächlich ist der technologische Wandel derzeit so langsam wie selten zuvor.

Der Wandel hat mehrere Folgen. Jobs fallen weg, weil etwas automatisiert werden kann. Heute arbeiten immer noch viele Menschen in der Herstellung von Autos, aber weniger und auch anders als noch vor 50 Jahren. Technologie hat die Herstellung effizienter gemacht. Es werden weniger Menschen für den gleichen Job gebraucht. Effizienzsteigerungen sind ein Grund für den Wegfall von Jobs.

Ein anderer Grund ist die Vollautomatisierung. Man braucht schlichtweg niemanden mehr, um z.B. Kegel aufzustellen oder einen Fahrstuhl mehr zu betätigen. Ein weiterer Grund für Jobabbau ist eine Veränderung der sozialen Normen und der Kultur. Heute beschäftigt kaum noch jemand Hausangestellte. Das ist eher exotisch. Vor 100 Jahren war dies für die Oberklasse absolute Normalität.

Durch diese Gründe wandelt sich die Arbeitnehmerschaft. Grafik 3 zeigt dazu die Austauschrate für jedes Jahrzehnt seit 1850. Die Austauschrate beschreibt wie viele Menschen sich innerhalb eines Jahrzehnts einen neuen Job in einer anderen Berufsgruppe suchen mussten, weil ihr eigener Job wegfiel. Auf den ersten Blick sieht man, dass die Austauschrate derzeit historisch niedrig ist. Technologie drängt so wenige Menschen in neue Berufsgruppen wie noch nie in den letzten 150 Jahren.

Technologie ersetzt Jobs. Daran gibt es keinen Zweifel. Grafik 3 zeigt wie viele Jobs im Verhältnis zum Jobabbau neu geschaffen werden. Derzeit liegt dieser Satz bei 60 %. Für 10 wegfallende Jobs werden 6 neu geschaffen. Netto fallen Jobs weg, dafür werden neue in ganz anderen Bereichen geschaffen, quasi in einem Zweitrundeneffekt.

Wenn die Historie eines zeigt, dann sicherlich, dass man (momentan) keine Angst vor Massenarbeitslosigkeit haben muss. Der Wandel ist nicht neu. Es gab ihn schon immer und zwar häufig sehr viel dynamischer als heute.

Clemens Schmale

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13 Kommentare

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  • dschungelgold
    dschungelgold

    Tja leider blenden Sie den Konkurrenzdruck aus. Wer am besten und billigsten produziert gewinnt. So laeuft das System. Obs uns passt oder nicht. Oder kaufen Sie teurer wenn Menschen profitieren? Sicher nicht. Sie , wie fast alle, kaufen das Max billigst. Geiz ist Geil. Oder nicht. Welchen Konsumenten interessieren die Produktionsmethoden. Siehe Kleidung und Schuhe.

    13:17 Uhr, 17.05. 2017
  • dschungelgold
    dschungelgold

    Auch sind leider Innenaunahmen des neuen Adidas Werks in D geheim. Warum wohl? Menschen Fehlanzeige.

    12:20 Uhr, 17.05. 2017
  • dschungelgold
    dschungelgold

    Oh . Link nicht moeglich. Schon klar. Tesla produktion youtube suchen. Da wird Ihnen geholfen.

    12:18 Uhr, 17.05. 2017
  • dschungelgold
    dschungelgold

    Here is the future, Mr. Schmale. Schauen Sie genau hin! Und das ist erst der Beginn. Da gibt es keine Menschen mehr. Nur noch Ausbesserer niedrigsten Standes und eine Hand voll Techniker und Computerexperten. Selbst die Programme brauchen kaum noch Menschen. Leute wie Sie beluegen sich selbst

    12:16 Uhr, 17.05. 2017
  • Powerseller61
    Powerseller61

    Da muss ich dschungelgold recht geben. Völlig falsche Besänftigung von Ihnen. Sehen sie sich doch nur einmal die Dokumentation von Claus Kleber an. Schöne neue Welt. Dort können Sie genau sehen was in Kürze geschieht. Auch die studierten werden richtig "Federn" lassen, wie Ärtze, Rechtsanwälte usw. Es wird ohne Grundeinkommen zur Anachrie kommen.

    10:25 Uhr, 17.05. 2017
  • dschungelgold
    dschungelgold

    Was fuer ein laecherlicher Besaenftigungsartikel. Ich fasse es nicht! Lieber Mann: Die Industrie strebt strebt still und leise ein Vollautomation an. Schon heute waehren zigtausende Jobs in der deutschen Industrie voll von Robots ersetzbar. Man vergleiche die menschenlehren Hallen von Tesla mit VW. Da werden kuenstlich (bisher!) Jobs erhalten . Mir kann niemand erzaehlen , dass heute noch neue Werke erstellt werden, die nicht voellig Automation ausreizen. Es ist bizarr diese unglaublich Entwicklung mit der geradezu steinzeitlich anmutenden Vergangenheit zu vergleichen. Wer bezahlt fuer solche Schreibe. Ich kanns mir denken. Selbst im besten Scenario werden 40% der globalen Industriearbeit wegfallen. Dazu kommt das Umfeld von Arbeitskleidung bis Ernaehrung der Arbeiter. Das zieht unabsehbare Ketten. Von den Schwellen- und Entwicklungslaendern gar nicht zu reden. Deren (Sklaven) Dienste sind dann voellig absolent. Nene, guter Mann. Eine besch..ene Auftragsanalyse ist das im Sinne des Grosskapitals. Da Zeitgleich Verwaltung, Entwicklung UND Produktion betroffen ist von dieser Entwicklung bleibt die Frage im Raum:. WOVON sollen Zig Millionen dann leben mit ihren Familien. Wo bitte soll da neue Arbeit herkommen? Dazu auch hier kein Wort. Sollten tatsaechlich "nur" 40%aller Jobs wegfallen ist das System Geschichte.

    06:13 Uhr, 17.05. 2017
    2 Antworten anzeigen
  • Löwe30
    Löwe30

    Ein wesentlicher Grund, warum heute relativ wenig neue Jobs entstehen können, ist die Geldpolitik der Zentralbanken. Mit der Inflationierung von Geld, welche von den Zentralbanken weltweit exzessive betrieben wurde und wird, wird verhindert, dass die Preise fallen, was sie ansonsten aufgrund der Steigerung der Produktivität würden. Bei fallenden Preise für bestehende Güter könnten sich die Leute mehr Güter leisten, das würde mehr neue Jobs auch in neuen Bereichen ermöglichen. Die Lohnsteigerungen der letzten Jahrzehnte, die das ausgleichen sollten, sind teilweise geringer ausgefallen und sie sind zusätzlich durch die kalte Progression in unserem Steuersystem und ständig neu erfundenen Steuern und Zwangsabgaben nicht mehr entsprechend bei der arbeitenden Bevölkerung angekommen. Der Staat als schlechter Wirt für Geld ist ständig auf Kosten guter privater Wirte für Geld gewachsen. Das kann man z.B. gut daran erkennen, dass die Steuereinnahmen ständig stärker steigen als das Wirtschaftswachstum.

    17:45 Uhr, 16.05. 2017
  • Godmode
    Godmode

    Der große Unterschied von früher zu heute ist aber, dass die Leute von einem Lowtech-Job zum anderen Lowtech-Job gewechselt haben (z.B. Bremser -> Fabriksarbeiter). Da wir aber heute haufenweise Lowtech-Jobs nicht mit anderen Lowtech-Jobs ersetzen können, könnte das schon zu einem Problem werden. Natürlich werden dafür viele Hightech-Jobs geschaffen werden, aber ich kann mir schwer vorstellen, dass z.B. ein Taxifahrer jetzt zum Robotikingineur wird.

    14:32 Uhr, 16.05. 2017
    1 Antwort anzeigen
  • ZeroG
    ZeroG

    Von heute auf morgen wird zwar nichts passieren, aber wenn man verfolgt mit welcher Geschwindigkeit sich neue Technologien entwickeln, dann wird das Thema in absehbarer Zeit sehr relevant. In den nächsten Jahren wird man vielleicht die Auswirkungen noch nicht so spüren, aber was Computer und Roboter in 10 Jahren können werden, dass können wir uns heute noch gar nicht vorstellen. Da werden dann auch viele Jobs weg fallen, wo man sich heute noch sicher fühlt.

    Das man sich keine Sorgen machen muss, weil man in den letzten 150 Jahren immer eine Beschäftigung (im wahrsten Wortsinne) für die Menschen gefunden hat, diese Ansicht teile ich nicht.

    Theoretisch könnten wir alle wahrscheinlich bald mit 4 h Arbeit/Tag auskommen, auch vom Gehalt, wenn dann die Wertschöpfung durch die Computer und Roboter besser in der Gesellschaft verteilt werden würde. Allerdings sehe ich nirgends in der Geschichte, dass das wirklich mal (richtig) umgesetzt wurde - da ist das Problem.

    Abgesehen davon wollen die Regierungen vielleicht auch gar nicht, dass die Bürger zuviel Zeit haben und aus ihrer Tretmühle von arbeiten und konsumieren raus kommen - da würden die womöglich nur auf "dumme Gedanken" kommen ...

    13:39 Uhr, 16.05. 2017
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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