Kommentar
11:10 Uhr, 10.11.2010

Sie wollen den Fix-Kupon doch auch, oder?

Blickt man derzeit auf den Zeichnungskalender, scheinen die Zeiten längst vorbei zu sein, in denen sich Anleger allein mit der Hoffnung auf eine mögliche Rendite abspeisen ließen. Was momentan in einem Umfeld kaum mehr spürbarer Zinsen zählt, sind Fakten, sichere regelmäßige Auszahlungen in Form eines Kupons, der möglichst auch noch etwas höher sein sollte, als auf dem Geldmarktkonto. Dass damit natürlich auch ein gewisses Risiko verknüpft ist, liegt auf der Hand, scheint aber immer mehr in Kauf genommen zu werden, denn was bleibt renditehungrigen Investoren auch anderes übrig. So hat man zunächst einmal einen gefühlten Gewinn „im Sack", auch wenn das möglicherweise bittere Ende später respektive bei Fälligkeit noch hinterher kommen sollte. Als Paradebeispiel für eine solche kupontragende Struktur kann die Aktienanleihe gelten, die vor 2009 noch steuerlich benachteiligt gegenüber ihrem Zwilling dem Discounter nun immer mehr aufholen kann.

Aber auch andere Strukturen wie Express-Zertifikate werden zunehmend mit einem festen Kupon-Feature ausgestattet. Dies zeigt sich auch am neuen maximal drei Jahre laufenden Fix-Kupon-Zertifikat der BNP-Paribas, das gerade in den Sekundärhandel startet und unabhängig von weiteren Auszahlungen an jedem jährlichen Stichtag einen Zins in Höhe von vier Prozent ausschüttet. Dieser kann damit quasi als Vorschuss auf die weitere Rendite verstanden werden, die sich aus der flexiblen Komponente ergibt und deshalb nicht mehr ganz so üppig ausfallen kann. Geschenkt bekommt der Anleger also auch hier nichts. So liegt die jährlich erzielbare Express-Zahlung bei dem Produkt lediglich bei 4,5 Prozent, was insgesamt aufs Jahr betrachtet eine Maximalerstattung von 8,5 Prozent ergibt. In diesem Fall würde es auch gleichzeitig zur (vorzeitigen) Fälligstellung kommen. Dazu ist es allerdings notwendig, dass der zugrundeliegende Basiswert, der Euro STOXX 50 am jeweiligen Stichtag sein Startniveau behaupten kann, sonst bleibt es zumindest an den ersten beiden Bewertungsterminen zunächst einmal bei dem jeweils fixen 4-prozentigen Kupon.

Wer sich die miserable Performance des Euroland-Barometers in diesem Jahr vor Augen führt, die noch immer fast drei Prozent nach unten zeigt, während der DAX schon rund 14 Prozent ins Plus gelaufen ist, muss erkennen, dass die Beibehaltung des Startlevels auf Dauer gesehen sicherlich eine gewisse Hürde darstellen dürfte, was wiederum für die Kupon-Variante spricht. Denn selbst wenn der Index am letzten Stichtag unter sein Ausgangsniveau fallen sollte, ist wie bei klassischen Express-Zertifikaten auch bei dem BNP-Papier eine zusätzliche Barriere eingezogen, die wenigstens noch den Nennwert vor einem Verlust schützt. Sie liegt hier bei 60 Prozent. Erst wenn der Euro STOXX 50 am Ende mehr als 40 Prozent an Wert eingebüßt haben sollte, käme der Anleger in Bezug auf das Nominal also tatsächlich in die Verlustzone. Wie bei Aktienanleihen könnte sich der Investor die Miesen dann sogar noch schön rechnen, indem er ihnen die bereits erhaltenen Kupons gegenüberstellt.

Der BörseGo Tipp: Frei nach dem Motto „lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach“ kann das neue maximal nur drei Jahre laufende Fix-Kupon-Zertifikat mit seinem Lockstoff, der festen jährlichen (Vorschuss)-Zahlung durchaus gefallen, da sich eine möglicherweise entgangene Express-Rendite dadurch leichter verschmerzen lässt. Allerdings sollte der potentielle Anleger zumindest eine Seitwärts- bis leichte Aufwärtsentwicklung beim Basiswert erwarten, um das volle Potential des Papiers ausschöpfen zu können.

Express- Fix-Kupon-Zertifikat
Emittent/WKN: BNP Paribas / BN6WM9
Laufzeit: 13.11.2013
Preis: Ausgabepreis: 100 € (zzgl. 2 € Agio)

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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