Fundamentale Nachricht
08:20 Uhr, 12.06.2017

„Sicherer Hafen“ Portugal

Kein anderes europäisches Land kann nach Einschätzung von Christopher Jeffery, Fixed Income Stratege bei Legal & General Investment Management (LGIM), aktuell mit der portugiesischen Entwicklung mithalten.

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    Kursstand: 7.517,46 Pkt (Commerzbank CFD) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

London (GodmodeTrader.de) - Portugal hat seine Staatsfinanzen im Griff. „Seit 2014 ist das Haushaltsdefizit von sieben auf zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) gesunken“, schreibt Christopher Jeffery, Fixed Income Stratege bei Legal & General Investment Management (LGIM), in einem aktuellen Marktkommentar. „Zwar ist für diese Verbesserung zum Teil das bessere Wachstum in Europa verantwortlich, aber kein anderes europäisches Land kann aktuell mit der portugiesischen Entwicklung mithalten.“ Ein weiterer Faktor, der die positive Entwicklung begünstigt habe, seien die negativen Zinsen der Europäischen Zentralbank (EZB). „Aber der hauptsächliche Grund ist, dass Portugal Ordnung in seinen Haushalt gebracht und gehalten hat.“

Der portugiesische Anleihenmarkt übertreffe alle Erwartungen, sagt Jeffrey. Durch die gehaltene Haushaltsdisziplin seien Investoren portugiesischer Schuldtitel verhältnismäßig üppig entlohnt worden. „Aktuell ist die Situation auf allen größeren Anleihemärkten schwierig“, so Jeffrey, „aber die staatlichen Schuldtitel Portugals haben Anlegern in den vergangenen zwölf Monaten mehr als vier Prozent Rendite eingebracht.“ Diese erfolgreiche jüngere Vergangenheit bedeute allerdings nicht automatisch, dass es die nächsten zwölf Monate ähnlich gewinnbringend weitergehen werde. „Aber es ist interessant zu sehen, dass der Markt es offensichtlich schneller belohnt, wenn Staaten ihr finanzielles Fundament verbessern, als Rating-Agenturen dies tun.“ So hätten die Agenturen Standard & Poor’s, Moody’s und Fitch die Bewertung Portugals länger nicht mehr der Situation angepasst – S&P seit 2015, Moody’s seit 2014 und Fitch sogar seit 2011 nicht mehr.

Zu diesen Zeitpunkten seien die Ratings zutreffend gewesen. „Noch vor wenigen Jahren stand Portugal vor wirklich großen Problemen“, so Jeffery. „Wenn Investoren nach Lissabon geschaut haben, fühlten sie sich unangenehm an Athen und die griechische Krise erinnert.“ Auch in Portugal sei die Situation überaus schwierig gewesen: hohe Verschuldung, ein hohes Defizit, schwaches Wachstum und instabile Politik. All das waren keine vielversprechenden Voraussetzungen. „Die letzte Welle an Sorgen um Portugal kam 2016, als die Wahlen eine Minderheitsregierung hervorgebracht haben, die von Kommunisten gestützt wurde.“ Doch trotz aller Unkenrufe habe das Land seine Finanzen und seinen Haushalt im Griff behalten. Die Verbesserung der Haushaltsbilanz liege mit fünf Prozentpunkten deutlich über den Marken Deutschlands, Frankreichs, Italiens oder Spaniens.

So sei Portugal sogar zu einem „Safe Haven“ für Anleger geworden. „In besonderen Zeiten bilden sich außergewöhnliche sichere Häfen“, so Jeffery. Es würde natürlich niemand behaupten, dass Portugal kreditwürdiger sei als Deutschland. Aber die Kurse portugiesischer Anleihen haben bislang auf den Druck steigender Zinsen weniger negativ reagiert als deutsche Anleihen. Dies könne sich fortsetzen, wenn beide Märkte das Ende der expansiven Geldpolitik der EZB verdaut hätten.

„Wir haben Portugal mittelfristig bereits 2015 positiv bewertet“, sagt Christopher Jeffery. Das Ausfallrisiko müsse bei einem Land, dessen Schuldenquote nahe bei 130 Prozent liege, jedoch immer berücksichtigt werden. Bei einer solchen Quote bestehe immer die Möglichkeit, dass der Markt verrücktspiele. „Aber die portugiesische Kombination aus einer verbesserten Grundlage und einer steilen Ertragskurve ist eine wirklich attraktive Perspektive für Fixed-Income-Investoren.“

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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