SENTINELONE – Reality-Check nach gescheitertem Beutezug
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- SentinelOne - WKN: A3CTJC - ISIN: US81730H1095 - Kurs: 17,045 $ (NYSE)
SentinelOne wächst mittlerweile nur noch ähnlich schnell wie CrowdStrike – allerdings auf deutlich niedrigerem Umsatzniveau. Und während man sich öffentlich auf markige Worte konzentriert, leidet im Hintergrund die Kapitalstruktur: Die Verwässerung für bestehende Aktionäre ist erheblich. Etwas weniger Selbstinszenierung und etwas mehr Fokus auf nachhaltige Wertschaffung wären angebracht, Mr. Weingarten.
Die Schlagzeilen von SentinelOne: "SentinelOne erzielte zum vierten Mal in Folge einen positiven Non-GAAP-Nettogewinn und erwirtschaftete einen Rekordwert bei der Free-Cashflow-Marge von 20 %, was einer Steigerung um 2 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Die operative Cashflow-Marge lag stabil bei 23 %. Auch auf Zwölf-Monats-Basis konnte die Free-Cashflow-Marge von -3 auf +2 % verbessert werden."
Wie fern dies von der Realität ist und warum der Abschlag von 12 % bei der SentinelOne-Aktie eher zu wenig ist, gibts im Folgenden.
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Finanzergebnis Q1 2026
SentinelOne steigerte seinen Umsatz im ersten Quartal um 22,9 % auf 229 Mio. USD und übertraf damit zwar leicht die Erwartungen, doch der Schein trügt: Das Wachstum verliert spürbar an Dynamik – im Vorquartal lag der Zuwachs noch bei knapp 30 %. Auch der Ausblick wurde zurückgeschraubt. Für das laufende Quartal rechnet das Management mit 242 Mio. USD Umsatz – weniger als die erwarteten 245 Mio. USD. Auf Jahressicht soll es nun 996 Mio. bis 1 Mrd. USD werden, während Analysten noch mit 1,01 Mrd. kalkulierten. Das entspräche zwar immer noch rund 22 % Wachstum – aber die Frage liegt auf der Hand: Hat nicht vielleicht eher SentinelOne selbst ein Problem?
CEO Tomer Weingarten verweist auf makroökonomische Gegenwinde, die sich insbesondere im April bemerkbar gemacht hätten – dem laut ihm wichtigsten Monat im traditionell schwachen ersten Quartal. Viele Kunden hätten Investitionsentscheidungen aufgeschoben, was sich im ARR-Zuwachs negativ niederschlug. Auffällig: Solche Aussagen hört man bislang nur bei SentinelOne. Immerhin: Kündigungen oder Projektabbrüche gab es laut Management keine, lediglich Verzögerungen. CFO Dave Bernhardt betonte, dass sich das Kundenverhalten grundsätzlich nicht verändert habe – lediglich neue Kunden agierten zögerlicher. Da knapp die Hälfte des Neugeschäfts auf Neukunden entfällt, trifft das SentinelOne besonders hart.
Operativ zeigt sich ein gemischtes Bild: Die Bruttomarge konnte auf GAAP-Basis von 73,1 auf 75,3 % verbessert werden – doch das war’s dann auch mit den guten Nachrichten. Die GAAP-EBIT-Marge liegt bei -38,2 %, getrieben von massiven aktienbasierten Vergütungen (SBCs), die mit über 60 Mio. USD rund zwei Drittel der operativen Kosten ausmachen. Immerhin: Im Vorjahr lag die Marge noch bei -43,3 %. Doch auch die Verwässerung nimmt weiter Fahrt auf – die Aktienanzahl stieg erneut um 6 % YoY. Kleinvieh macht auch Mist – vor allem, wenn es Quartal für Quartal geschieht.
Non-GAAP versucht man sich mit einer kosmetischen Verbesserung der EBIT-Marge von -6 auf -2 % zu profilieren. Wer hier Gewinn erkennt, glaubt vermutlich auch noch an den Weihnachtsmann. Beim Cashflow sieht es nicht besser aus: Operativer Cashflow von 52,2 Mio. USD und freier Cashflow von 45,4 Mio. USD – beide komplett aufgefressen von den SBCs in Höhe von 68,6 Mio. USD. Die vielzitierte Rule of 40? Mit 31 % klar verfehlt – und das nicht erst seit gestern.
Der Nettoverlust nach GAAP beläuft sich auf satte 209 Mio. USD – fast so viel wie der gesamte Umsatz. Nach Non-GAAP und nach allerlei Bereinigungen stehen magere 6,6 Mio. USD Gewinn. Die Diskrepanz könnte größer kaum sein – ein Fall für klingelnde Alarmglocken.
Klar, die ARR legte um 24 % auf 948 Mio. USD zu, auch die Zahl der Großkunden mit über 100.000 USD ARR wuchs um 22 % auf 1.459. Doch solches Wachstum bekommt man auch bei CrowdStrike oder Cloudflare – nur dort eben mit mehr Profitabilität, effizientem Kapitaleinsatz und nachhaltigem Geschäftsmodell. SentinelOne wirkt dagegen wie das Schlusslicht der Klasse, das trotz lautem Auftreten kaum mitkommt. Selbst mit einer aggressiven Marketingquote von 58,5 % gelingt es nicht, das Kundenwachstum entscheidend zu beschleunigen.
Denn bei der laufenden Konsolidierung im Cybersecurity-Markt entscheiden sich Unternehmen zunehmend für erfahrene, finanziell robustere Anbieter. Wer investiert da bitte freiwillig in SentinelOne? Vermutlich nur jene, die denken: "Cybersecurity klingt gut – und die Aktie ist noch nicht gelaufen." Was dabei rauskommt, sieht man hier schwarz auf weiß.
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Depot-Performance (blau) seit Start vs. Benchmarks
Purple AI
SentinelOne verabschiedet sich zunehmend vom Image eines reinen Endpoint-Security-Anbieters. Die neue Vision: eine umfassende, agentische KI-Plattform für Enterprise-Security. Herzstück dieser Transformation ist Purple AI, eine KI-gesteuerte Sicherheitslösung, die Sicherheitsvorfälle in Echtzeit analysiert, priorisiert und automatisiert mehrstufige Reaktionen auslöst.
Schon heute spielt Purple AI laut CEO Tomer Weingarten eine zentrale Rolle bei der Neukundengewinnung: In über einem Viertel aller neuen Verträge ist das KI-Modul bereits enthalten – und das mit einem durchschnittlichen Preisaufschlag von rund 25 %. Künftig sollen die KI-Funktionen zunehmend in die Standardpakete integriert werden und sich zu einem tragenden Pfeiler für Wachstum und Margenentwicklung entwickeln.
Auch im Bereich Datenanalyse macht SentinelOne Fortschritte. Das Data-Geschäft knackte im ersten Quartal erstmals die Marke von 100 Mio. USD an jährlich wiederkehrenden Umsätzen. Im Fokus steht dabei das sogenannte AI-SIEM: eine Weiterentwicklung klassischer SIEM-Systeme wie Splunk, das durch KI augmentiert und optional vollständig ersetzt werden kann. SentinelOne verfolgt hier einen hybriden Ansatz: Unternehmen können ihre bestehende Infrastruktur beibehalten und dennoch die KI-gestützten Analysefunktionen der Singularity-Plattform nutzen. Gerade für große Konzerne mit gewachsener, heterogener IT-Landschaft ergibt sich daraus enormes Effizienzpotenzial.
Ein Meilenstein auf regulatorischer Ebene: Nachdem bereits Endpoint- und SIEM-Komponenten des Unternehmens die FedRAMP High-Zertifizierung erhalten hatten, wurde diese nun auch auf Purple AI, die CNAPP-Lösungen und die Hyperautomation-Suite ausgeweitet. SentinelOne ist damit das erste Unternehmen, das eine vollständig agentische KI-Sicherheitsplattform mit höchster US-amerikanischer Zulassung anbieten kann.
Natürlich bleibt das Geschäft mit Regierungsbehörden anspruchsvoll – Budgetzyklen sind volatil, Entscheidungsprozesse lang. Dennoch meldete Weingarten im Earnings Call eine siebenstellige Vertragsverlängerung und Erweiterung eines bestehenden Bundesauftrags zu Beginn des zweiten Quartals. Kleine Schritte auf dem langen Weg zur Plattformtransformation – mit Potenzial, aber auch Unsicherheiten.
Fazit
SentinelOne steckt mitten in einer tiefgreifenden strategischen Transformation. Der Fokus verlagert sich – weg vom rein produktgetriebenen Verkauf einzelner Sicherheitslösungen, hin zu einer umfassenden Plattformstrategie. Ähnlich wie einst bei Palo Alto Networks will man künftig nicht mehr nur Module verkaufen, sondern Kunden flexibel an die gesamte Plattform binden. Das Ziel: höhere Vertragsvolumina, tiefere Integration, langfristige Kundenbindung.
Doch solche Umbrüche verlaufen selten reibungslos. Der Wandel stellt den Vertrieb vor neue Herausforderungen: Preisstrukturen müssen angepasst, Mehrwerte neu kommuniziert werden. CEO Tomer Weingarten räumt ein, dass diese Umstellung kurzfristig auf die Dynamik drückt – langfristig soll sie sich jedoch deutlich auszahlen.
Aktuell hinkt das Geschäft aber hinterher: Das Net New ARR fällt schwach aus, und die Balance zwischen Wachstum und Profitabilität bleibt aus dem Gleichgewicht. Das Management verweist auf verschobene Vertragsabschlüsse – nicht aber auf Kundenverluste. Für das zweite Quartal verspricht man eine Verdopplung des Net New ARR-Wachstums gegenüber dem Vorjahr (damals +16 %) und spricht von einem starken Pipeline-Start im Mai.
Doch diese Erklärung steht SentinelOne ziemlich exklusiv im Sektor – andere Cybersecurity-Unternehmen berichten nicht von vergleichbaren Verzögerungen. Ob das ein temporärer Knoten oder ein strukturelles Problem ist, bleibt offen. Aus meiner Sicht ist SentinelOne derzeit bestenfalls ein spekulativer Trade auf eine mögliche Akquisition – mehr Substanz lässt sich aktuell schwer erkennen.
Viel Erfolg wünscht Euch Valentin
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