Kommentar
09:22 Uhr, 16.12.2019

"Sensationeller Phase 1 Deal": Eine Luftnummer!

China und die USA haben einen kleinsten gemeinsamen Nenner gefunden. Dieser ist nicht gerade beeindruckend.

Keiner weiß ganz genau, was der Deal eigentlich beinhaltet. Beide Seiten halten sich mit Details auffallend zurück. Die USA werfen mit einigen Zahlen um sich. China bestätigt diese nicht. Das ist der erste Warnhinweis, dass es sich nicht um viel Substanz handeln kann. Die Zahlen, die herumgeworfen werden, sind die, die schon die ganze Zeit im Raum standen. Bereits vor einem Jahr bot China an, die Importe aus den USA um 200 Mrd. zu erhöhen. Genau diese Zahl wird nun wieder genannt. Innerhalb von zwei Jahren soll das geschehen. Das ist ambitioniert. Fakten müssen allerdings erst noch geschaffen werden. Es ist nicht das erste Mal, dass höhere Importe angekündigt wurden. Bisher wurde das nicht realisiert. Beide Seiten wollen zudem nicht erst abwarten, ob die Zusagen eingehalten werden, sondern am ganz großen Deal arbeiten. Einerseits ist das erfreulich. Man spricht weiter miteinander. Andererseits bedeutet dies auch, dass sich beide Seiten gegenseitig vorwerfen können, die Zusagen nicht einzuhalten. Das erschwert die Verhandlungen. Trump wird für die nächsten Verhandlungen wieder Zölle androhen. Ein anderes Druckmittel haben die USA nicht...


Streng genommen geht das allerdings nicht, da die USA eine Reduktion der bisherigen Zölle zugesagt haben. Sobald die USA also wieder drohen, platzt auch der Phase 1 Deal. Unterschrieben ist ohnehin noch nichts. Das liegt vermutlich auch daran, dass die Details noch nicht bekannt sind. Das offizielle US-Statement zum Deal besteht hauptsächlich aus Zitaten, die heraufbeschwören wie großartig der Deal ist. Details? Fehlanzeige.

Ein Detail ist aber bekannt. China soll mehr Landwirtschaftsgüter kaufen. Wie viel genau ist allerdings nicht klar. Die Zahlen reichen von 30 Mrd. bis 50 Mrd. mehr. Damit würde China mindestens wieder so viel importieren wie vor ein paar Jahren. Dass die Exporte nach China wieder auf das Niveau von 2014 ansteigen ist kann man nur als mäßigen Erfolg verbuchen.


Wirtschaftlich hat der Deal wenig Relevanz. Das zentrale Element, Sicherheit, ist nicht gegeben. Unternehmen wissen immer noch nicht, was in den kommenden Monaten geschehen wird. Die USA werden weiterhin drohen und vielleicht neue Zölle erheben. China kann sein Importversprechen jederzeit brechen.

Sicherheit für Planung sieht anders aus. Dieser Deal ändert am Ist-Zustand wenig. Er erhöht nicht die Planungssicherheit für Unternehmen. Damit ist der Deal wenig wert. Im besten Fall sorgt er dafür, dass sich die Lage nicht weiter zuspitzt. Das ist enttäuschend und wohl der Hauptgrund, weshalb die Börse verhalten auf die „Details“ reagierte.

Die Ankündigungen werden nicht dafür sorgen, dass nun mehr investiert wird oder dass die Gewinne der Unternehmen steigen werden. Letzteres bestimmt langfristig die Kurse. Da sich an der Gewinnerwartung durch diesen Deal nichts ändert, gibt es auch keinen Grund für die Börse positiv darauf zu reagieren.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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