Kommentar
22:00 Uhr, 12.05.2010

Selling Climax im DAX - Zittrige und Überhebelte rausgekegelt

Erwähnte Instrumente

  • DAX
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    Aktueller Kursstand:   (XETRA)

Kurzfristig drastisch nachgebende Kursnotierungen bei gleichzeitig deutlich ansteigenden Volumina, das ist das Scenario eines Selling Climax, eines Sell Offs oder in deutsch einfach nur Ausverkauf oder Verkaufslawine. Genau das haben wir in den zurückliegenden Wochen im DAX und den anderen großen Indizes gesehen.

Kursabgaben unter deutlich ansteigenden Volumina - Was bedeutet das ?

Wie interpretiert die charttechnische Analyse dieses Geschehen ? Studien zeigen, dass während eines solchen Ausverkaufs die großen institutionellen Marktteilnehmer und große Fonds keine Papiere aus der Hand geben. Vielmehr finden Verkäufe statt aus Angst, - Privatanleger, aber auch genug Profis -, oder aber wegen überhebelter Positionen. Bei einem Teil dieser Verkäufe handelt es sich also um Zwangsliquidationen. Einem großen Fonds ist es zwar nicht egal, aber er kann damit leben, dass es schnell 20% runter und dann relativ schnell wieder hochgeht. Einem Derivatehändler, der beispielsweise auf Margin im Markt steht, ist das nicht egal. Er muß aus seiner Position raus.

Ein hohes Volumen zeigt nicht auf, ob verkauft oder gekauft wird, es zeigt aber das Ausmaß der Marktaktivität an. Stellen Sie sich vor, das Volumen wäre lächerlich gering. Sie und ihr Nachbar könnten sich gegenseitig das Bällchen zuspielen und den Kurs eines Basiswerts nach unten bewegen. Welche Relevanz hätte dieser Abverkauf im Vergleich zu einem, an dem mehrere Tausend Marktakteure beteiligt sind ? Richtig eine rethorische Frage, die Ihnen den Mechanismus aber nochmals bewußt macht.

Schauen Sie sich den Kursverlauf vom DAX in den vergangenen Wochen an und dazu die Volumenentwicklung. Sehr schön ist das steigende Volumen und die Ausbildung eines Peaks zu sehen. Oft ergeben sich auf diese Weise Böden im Kursverlauf. Impulsive V-Muster entstehen oder aber es ergibt sich eine Serie von 2-3 Selling Climax hintereinander, was Teil einer inversen SKS Bodenformation werden kann.

Lesen Sie hierzu das Lesson meines Kollegen Frank Thönnißen. Frank, ein echter Fibonacci Papst, war mehrere Jahre auf eigene Rechnung an den Märkten unterwegs, diskutierte auf unserem alten Aktienboard engagiert mit und ist nun seit mehreren Jahren bei einem Hedgefunds in Luxemburg als Co-Advisor tätig.

Selling Climax - Der finale Ausverkauf als Marktbereinigung

Aktien wechseln von schwachen Händen in starke Hände, so läßt sich das Phänomen beschreiben. Ein dramatisch expandiertes Volumen, welches einem Preisverfall folgt, signalisiert in der Regel ein Selling Climax. Abbildung 8 zeigt einen Markt, in dem die Preise eine Zeit lang sinken und dann umkehren, wenn das Volumen signifikant expandiert. Dies ist ein Selling Climax.

Abbildung 8: Climax. Ein gutes Signal für einen Boden entsteht, wenn der Preis unter relativ hohem Volumen fällt. Das Volumen peakt dabei.

Es repräsentiert ein Auslöschen des Angebot-Überhangs. Solche Preisverfälle werden typischerweise von schlechten Nachrichten getriggert. Dabei werden schwache und uninformierte Marktteilnehmer provoziert, zu jedem erhältlichen Preis zu verkaufen. Wenn dann der Preis einmal ausreichend niedergeschmettert wurde, treten Käufer in den Markt, die besser informiert sind und fähig sind, nach vorne zu schauen. Sie sammeln das restliche Angebot auf und die Preise drehen wieder nach oben.

Selling Climaxes repräsentieren entweder einen Boden oder es folgt eine Rallye mit einer nachfolgenden Bewegung zu einem neuen Tief. In beiden Fällen aber hält der Boden, der mit dem Selling Climax markiert wird, einen längeren Zeitraum. Wie lange dieser „längere Zeitraum“ ist, hängt von der Zeitspanne des Charts ab. Natürlich wird in diesem Zusammenhang das Selling Climax in einem Intraday Chart niemals auch nur annähernd so stark sein wie das Selling Climax in einem Monatschart.

Weil die Verkäufe eine große Menge an Volumen anziehen, ist es nur natürlich, dass die nachfolgende Rallye von einem sinkendem Volumen begleitet wird. Dies ist eines der wenigen Beispiele, in denen steigende Preise bei sinkendem Volumen eine bullische Situation beschreiben.

Abbildung 9 zeigt, dass eine Rallye, welche nach einem Selling Climax folgt, oft von einem Test des Selling-Climax-Tiefs gefolgt wird.

Abbildung 9: Rebound. Eine der wenigen Situationen, in denen ein Preisaufschwung von niedrigem Volumen begleitet werden „darf“, entsteht wenn das ultimative Low gebildet wird.

Ein Anhaltspunkt, dass dieser Test erfolgreich ist, kann mit der Regel beschrieben werden, dass das Volumen bei diesem Test sehr gering ist. Dieser Zustand indiziert einen klar erkennbaren Mangel an Interesse an dem entsprechenden Titel verglichen mit der extrem emotional geprägten Phase während des vorausgegangenen Tiefs. Dieser Mangel an Interesse beim Test des Bodens typisiert eine sehr feine Balance zwischen Käufern und Verkäufern. Konsequenterweise repräsentiert dieser Zustand, wenn eine Rallye einsetzt, die frühe Phase einer großen Bewegung.

Rekordvolumen an Lows

Abbildung 10 zeigt eine Rallye, die nach einer großen Abwärtsbewegung stattfindet. Das Volumen klettert auf ein Rekordlevel. Diese Situation ist wiederum ein Anhaltspunkt dafür, dass eine vollständige Umkehr der Marktstimmung unterwegs ist. Diese Konstellationen treten nicht sehr oft auf, aber wenn sie auftreten, sollten wir sehr aufmerksam werden und die Situation nicht von der Hand weisen.

Abbildung 10: Rekordvolumen, das an einem wichtigen Tief auftritt, ist gewöhnlicherweise der Vorreiter einer starken Rallye.

Selling Climaxes besitzen eine reinigende Kraft. Sie signalisieren notwendigerweise nicht das finale Tief einer Bewegung; auf ein Selling-Climax folgt aber fast immer eine stärkere Rallye.

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Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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