Kommentar
08:34 Uhr, 27.05.2015

Sell-Off ohne Grund?

Gestern ist eigentlich wenig passiert. Die Nachrichtenlage war relativ dünn. Das Wochenende hatte es dafür in sich. Das wurde verarbeitet...

Seit Freitag Abend befinden sich Anleger im Kaufrausch, allerdings nur bei Dollar, US- und deutschen Anleihen. Alles andere wird fallengelassen. Auslöser waren Hinweise der US Notenbankchefin Yellen, dass die Zinsen dieses Jahr angehoben würden. Das ist eigentlich keine Neuigkeit. Die Fed redet davon inzwischen seit Monaten. Man muss schon fast sagen seit Jahren. Nur geglaubt hat es zuletzt niemand mehr so wirklich. Die Wirtschaftsdaten waren einfach zu moderat, um eine Zinserhöhung zu rechtfertigen.

Es heißt zwar, der Markt habe immer Recht, aber das gilt nur, wenn sich die Meinung des Marktes nicht gegen die Meinung der Notenbank stellt. Es heißt ja auch: Never fight the Fed - oder frei übersetzt, die Notenbank hat immer Recht. Im Zweifelsfall sollte man auf die Meinung der Fed vertrauen. Der Markt richtet sich früher oder später nach ihr.

Der Unglaube an die Zinserhöhung hat sich in einer Abschwächung des Dollars gezeigt, nachdem er zuvor monatelang aufwertete. Dieser Trend setzt sich nun wieder fort.

Die gestern veröffentlichte Wirtschaftsdaten waren vergleichsweise gut, fast so, als ob sie bestellt gewesen wären. Die Verbraucherstimmung ist gut, die Neubauverkäufe legten kräftig zu, die Preise von Immobilien steigen weiter und die Investitionstätigkeit von Unternehmen hat ihren Abwärtstrend erst einmal gestoppt.

Die Investitionen verdienen besondere Aufmerksamkeit. Die Grafik zeigt die monatliche Entwicklung des Investitionsvolumens in Mio. USD und die Veränderungsrate auf Jahressicht. Auf Jahressicht liegen die Investitionen von Unternehmen und Verbrauchern noch unter den Werten vergangenen Jahres. Im Vergleich zum Vormonat legten sie leicht zu. Gerade bei Konsumenten ist die Entwicklung erfreulich. Hier zeigen die Investitionen erstmalig seit knapp einem Jahr wieder nach oben.

Bei Unternehmen sind die Daten immerhin nicht enttäuschend. Der aggregierte Index für die USA zeigte zuletzt noch nach unten. Der Gesamtindex beinhaltet allerdings auch die sehr volatilen Bereiche Rüstung und Zivilluftfahrt. Die Grafik zeigt die Investitionen ohne diese sehr sprunghaften Komponenten. Hier zeigt der Trend noch nicht wieder nachhaltig nach oben, aber der Abwärtstrend setzt sich zumindest nicht weiter fort. Das ist ein Anfang.

Auch bei uns in Europa war am Wochenende wieder viel los. Je nachdem, welches griechische Regierungsmitglied interviewt wird, ist das Land einmal insolvent, das andere mal noch solvent. Marktbewegend ist das nur noch bedingt. Dafür wurde in Spanien gewählt und die Parteien, die sich gegen die bisherige Politik der Zentralregierung stellen, konnten kräftig gewinnen. In einigen Gemeinden kommt man an ihnen nicht mehr vorbei. Das gibt einen Vorgeschmack auf die Parlamentswahlen im Herbst. Die beiden Volksparteien haben zusammen noch 52%. Bis zum Herbst könnten sie ihre Mehrheit verlieren. Eine Entwicklung wie in Griechenland kann man dann für Spanien nicht ganz ausschließen. Dabei handelt es sich derzeit jedoch noch eher um vage Befürchtungen als um substanzvolle Wahrscheinlichkeiten.

Der Abverkauf geht vielleicht noch einige Tage weiter. Als mittel- bis langfristig orientierter Anleger muss man sich allerdings fragen: hat sich die Lage durch die Daten und Ereignisse grundlegend verändert? - Das hat sie nicht. Insofern kann man dem Abverkauf im Moment noch gelassen zuschauen.

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16 Kommentare

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  • Al Bundy
    Al Bundy

    Bitte richtig lesen! I

    Ich bin und war nicht investiert!

    Mir geht es nur um die ungleichen Möglichkeitem. Die jenigen die Zertifikate herausgeben, wissenm wo die interessanten Ko-Marken liegen und die werden seit eh und je kurzfristig platt gemacht.

    Dies habe ich unter der Überschrift Sell off ohne Grund gemeint.

    Einen Grund dafür sehe ich nur in meiner subjektiven Meinung!

    12:46 Uhr, 27.05. 2015
  • Marco Soda
    Marco Soda

    wenn man nicht mehr weiter weis, sind die banken wieder Schuld, jeder ist für seinen Stop selber verantwqortlich und hat es auch so gewollt. Komische Einstellung :-//////

    11:23 Uhr, 27.05. 2015
    1 Antwort anzeigen
  • Al Bundy
    Al Bundy

    Sehr geehrter Herr Schmale,

    bei den gestrigen Intrday Schwankungen ging es doch nur darum alle privaten Investoren

    zu tilgen. Jeder der seinen Stop zu nahe am Geschehen plaziert hatte wurde abgefischt.

    Die einzelnen Banken wissen doch seit Jahren, wom wer, wievielm short, oder long Positionen hat.

    Da wird innerhalb einer Stunde alles platt gemacht und danach ist alles wieder ok.

    Die kleinen sind ihr Geld los und die die großen haben es eingesammelt. Danach geht alles weiter und die GROßEN waren schlauer und reiben sich die Hände.........!

    Das ist ein Systemfehler, aber wen interessiert das schon?

    11:21 Uhr, 27.05. 2015
    2 Antworten anzeigen
  • Adlerauge
    Adlerauge

    Ach ja - und natürlich gab es einen Grund für die nachgebenden Kurse.

    Das Angebot ist größer als die Nachfrage - aus welchen Gründen auch immer und unbeschadet ihrer subjektiven Deutung der Umstände. Denn man kann es auch alles auch vollkommen anders interpretieren.

    08:54 Uhr, 27.05. 2015
  • Adlerauge
    Adlerauge

    Sehr geerhter Herr Schmale,

    ihr Beitrag hat mehrere Fehler.

    1. Ein sell off ist immer am Ende eines langanhaltenden Abwärtstrendes zu sehen. Letzteres ist definitiv nicht der Fall - somit liegt per se auch kein sell off vor - allenfalls ein beginnendes decrease selling.

    2. Ihr Glauben an den Fortbestand der Zentralbanken und damit der Derivateblase ist subjektiv geprägt. Der von wem auch immer erschaffene Werbeslogan der Zentralbanken könnte in Zukunft auch kippen und dann kurzerhand lauten: "Never trust the FED!"

    Ich denke, dass mit Blick auf die Geschichte an den Finanzmärkten und die Rolle der Zentrablbank in den USA, wie auch zuletzt der SNB, dies wesentlich zutreffender ist.

    Traue keiner Bank - erst recht nicht einer Zentralbank.

    Das Zentralbanksystem hat mit seinem schlechten Geldsystem ein Ablaufdatum und wird langfristig gegen frei am Markt verfügbare alternaitive Geldsystem nicht überleben, da es ein ineffizientes und instabiles Geldsystem ist. Frei nach Nash ist der Dollar nur zweite Wahl.

    08:51 Uhr, 27.05. 2015
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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